"Wir haben verstanden" G20 versprechen Milliarden
02.04.2009, 20:16 UhrDie Chefs der G20-Staaten haben sich darauf geeinigt, mehr als 1000 Milliarden Dollar (gut 817 Milliarden Euro) für Schwellen- und Entwicklungsländer und den Welthandel zur Verfügung zu stellen. Der Geldfluss soll über den Internationalen Währungsfond (IWF), dessen Grundkapital gleichzeitig aufgestockt wird, und die Weltbank abgewickelt werden.
"Ich glaube, eine neue Weltordnung ist im Entstehen" so Gastgeber Gordon Brown über die Ergebnissen des Gipfeltreffens in London. Die Presse reagiert zurückhaltender, sieht in dem Gipfel aber mehrheitlich einen vielversprechenden Anfang.
Der Münchner Merkur lobt den Einsatz von Kanzlerin Merkel, der "Gipfelkönigin von London", die gemeinsam mit ihrem Kollegen Sarkozy Amerika zu einer "Absage an den Casino-Kapitalismus" zwang. In dieser "wahrhaft historischen Stunde" war das "alte Europa wieder zur Stelle" und damit "die angelsächsische Hegemonie auf den globalen Kapitalmärkten zu Ende". Natürlich werde die neue Weltfinanzordnung die Krise "nicht über Nacht beenden. Aber sie ist fairer, demokratischer und sicherer als das, was die Welt bisher kannte. Sie wird Exzesse nicht verhindern. Aber hoffentlich mehr Menschen am Erfolg ehrlicher Anstrengungen teilhaben lassen Und das ist eine ziemlich gute Nachricht."
Die Braunschweiger Zeitung probiert einerseits eine pessimistische Einschätzung der Ergebnisse: "Wenn alles klappt, was die Gipfel-Teilnehmer zur Überwindung der internationalen Finanz- und Wirtschaftskrise beschlossen haben, wird die Welt jedenfalls mit leidlich geordneten Finanzen in die Klimakatastrophe rutschen." Andererseits könne man die Ergebnisse auch optimistischer bewerten: "Die Staatenlenker sind in der Lage, Egoismus und Unvernunft zu zügeln und weltweite Verantwortung zu übernehmen, um zu verhindern, dass die Welt endgültig aus den Fugen gerät. Das kann auch bei der Umwelt greifen. Daran wollen wir glauben, was bleibt uns übrig? Das Prinzip Hoffnung hat Konjunktur, die Nachfrage ist gewaltig."
"Wir haben verstanden", so fasst der Express die Botschaft aus London zusammen. Staats- und Regierungschefs seien sich einig, dass "die schwerste Wirtschafts- und Finanzkrise seit Ende des II. Weltkrieges kann nur mit vereinten Kräften geschultert und überwunden werden." Das beschlossene Programm sei dabei "ein erster bedeutender Schritt", aber "jetzt müssen schnell Taten folgen", mahnt das Blatt aus Köln. Notwendig seien vor allem "Härte, um künftig skrupellosen Profitgeiern das Handwerk zu legen, die die Welt mit ihren Machenschaften aus dem Gleichgewicht bringen".
Aber es gibt auch kritische Stimmen. Für die Stärkung des Internationalen Währungsfonds gab es in London zwar ein "zufriedenes Schulterklopfen", aber "in weiten Teilen der Dritten Welt wird's den Bürgern kalt über den Rücken laufen", denn "oft genug hat dieser IWF dort eine Schneise des sozialen Kahlschlags hinterlassen". Was vom Gipfel bleibt, ist laut Rostocker Ostsee-Zeitung "eine mehr als vage Aussicht, die ausgeflippte Finanzbranche zu reformieren. Das Monster gezähmt - nein, das hat man in London nicht."
Zusammengestellt von Katja Sembritzki
Quelle: ntv.de