Pressestimmen

Virtueller Straßendienst "Google hat schon wieder geschlampt"

Deutsche Straßen sehen in Googles Panorama-Dienst Street View anders aus als die Ansichten aus anderen Ländern: Die mehr als 244.000 Widersprüche reißen zahlreiche Löcher ins Straßenbild. Während sich n-tv.de über den Pixelbrei ärgert, macht sich die Presse Gedanken anderer Art.

Der Screenshot aus Google Street View zeigt unkenntlich gemachte Bereiche in Hamburg auf der Elbchaussee.

Der Screenshot aus Google Street View zeigt unkenntlich gemachte Bereiche in Hamburg auf der Elbchaussee.

(Foto: dpa)

In der Kombination unterschiedlichster Daten liege eine ernstzunehmende Gefahr, konstatiert die Märkische Oderzeitung zum Start von Streetview. Denn dadurch könne "ein sehr aussagefähiges Profil über einzelne Menschen entstehen", glaubt das Blatt. Der nützlichen Transparenz stehe demnach "der Schutz der Privatsphäre gegenüber. Für Google ist Streetview ein Produkt, mit dem der Konzern Geld verdienen will." In der Vergangenheit habe die Firma immer wieder gezeigt, dass ihr Datenschutz kein Anliegen sei, stellt das Blatt fest und kommentiert: "Erst als Verbraucherschützer, Politik und Netz-Community die Sammelwut begrenzten, wurde Google einsichtig. Obwohl das auch bei Streetview so war, hat die Firma schon wieder geschlampt. Auch das ist ein Grund, sein Haus lieber verpixeln zu lassen."

Verdammenswert sei nicht das Prinzip Street View, bedenklich aber sind die handwerklichen Fehler des Datenkonzerns, schließt sich die Westdeutsche Zeitung im Grundsatz an: Wenn Bürger nun Nachbesserungen einfordern, sei dies nur verständlich. Das Blatt aus Düsseldorf warnt aber vor dem typisch deutschen Wunsch, "sich der virtuellen Welt zu verschließen". Dieser laufe ins Leere: "Das digitale Zeitalter wird weltweit seinen Siegeszug fortsetzen. Die großen Risiken dieser Entwicklung entstehen nicht durch Google Street View, sondern durch Verlockungen, in Kommunikationsforen intime Informationen preiszugeben. Die digitale Gesellschaft braucht zum besseren Datenschutz keine Verbote, sondern einen Bewusstseinswandel ihrer Mitglieder."

Aus den knapp 245.000 Widersprüchen in den 20 deutschen Städten spreche "deutliches Unbehagen", urteilt der Mannheimer Morgen: "Dieses richtet sich nicht allein gegen die Abbildung eines Hauses im Netz, sondern gegen die vielen Verknüpfungsmöglichkeiten mit anderen Daten. Wir könnten uns gar nicht vorstellen, hat Google-Chef Eric Schmidt kürzlich einmal gesagt, wie sich das Leben mit all den verknüpften Informationen verändern werde. Er trifft damit unwillentlich einen wunden Punkt. Denn niemand außer Google selbst weiß, was das Unternehmen schon heute alles über uns speichert."

"Zu verhindern ist Street View jedenfalls nicht", schreibt die Rhein-Neckar-Zeitung. Ergo: Es bleibt nur die gute alte Faustregel, ausschließlich das im Internet zu stellen, was man jedem Menschen erzählen würde. Alles andere sollte privat bleiben.

Quelle: ntv.de, zusammengestellt von Diana Sierpinski

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