Kundus-Affäre weitet sich aus Guttenberg "kämpft ums Überleben"
16.12.2009, 20:41 UhrDer neue Verteidigungsminister muss sich dieser Tage ganz schön verteidigen. Die Kundus-Affäre wird immer vertrickter und undurchschaubarer. Wer wusste eigentlich wann was? Guttenberg muss nun zeigen, was er kann.

Im Kreuzfeuer: Karl-Theodor zu Guttenberg.
(Foto: picture alliance / dpa)
Der Münchner Merkur bringt es auf den Punkt: "Noch immer liegt im Dunkeln, was genau sich an jenem verhängnisvollen 4. September in Kundus zutrug." Allerdings dürfe man trotz der Kritik an den genauen Abläufen annehmen, "dass Oberst Klein den Tod mehrerer Zivilisten nicht leichtfertig in Kauf nahm". Die sogenannten Kollateralschäden der Bombardierung der Tanklaster sind dagegen in der Hauptstadt riesig, meint das Blatt, denn die "die komplette damalige zivile und militärische Führung der Bundeswehr ist geköpft, und die größte politische Nachwuchshoffnung des Landes kämpft ums Überleben". Das Verhalten der Bundesregierung, sich mit nichts anderem mehr auseinanderzusetzen, als "mit ihrem kriegsführenden Landsmann Klein" und damit, ihm "mit staatsanwaltschaftlicher Akribie schuldhaftes Verhalten nachzuweisen", zeige "viel über die Gewissensnot, in die sich die Friedensrepublik Deutschland durch den Krieg am Hindukusch gestürzt sieht". Das Blatt schlussfolgert: "Wenn die Regierung nicht zu ihren Soldaten steht, sollte sie sie lieber abziehen."
Auch die Märkische Oderzeitung denkt angesichts der Tatsachen über den Sinn deutscher Soldaten in Afghanistan nach: "Sollen etwa junge Frauen und Männer in einem Konflikt verheizt werden, der militärisch nicht zu gewinnen ist?" Die Bundesregierung gibt darauf keine Antwort. Im Gegenteil, sie drücke sich laut dem Blatt davor. Sie Schleppe mit der Kundus-Affäre eine schwere Hypothek mit sich herum. "Verteidigungsminister war damals ein CDU-Mann. Und es verwundert schon, dass sein Nachfolger von der CSU forsch weitere Interventionen ins Auge fasst und die Streitkräfte noch mehr auf Auslandseinsätze trimmen will."
Den CSU-Mann nimmt auch die Frankfurter Allgemeine Zeitung in Augenschein: "Wer Angriffsflächen bietet, wird nicht geschont, und wenn er zehnmal der perfekte Schwiegersohn ist. Nach eher beschaulichen hundert Tagen als CSU-Generalsekretär und knapp neun Monaten an der Spitze des Wirtschaftsministeriums, das ihm trotz Opel jetzt wie ein Sanatorium vorkommen muss, steht Guttenberg nun erstmals im Kreuzfeuer. Bei dieser Generalinspektion unter verschärften Bedingungen wird sich zeigen, was der Senkrechtstarter der deutschen Politik wirklich kann und aushält."
Die Stuttgarter Zeitung fragt, was da wohl noch komme. Die Liste der Kehrtwenden und Widersprüche des Verteidigungsministers wird immer länger. Das Krisenmanagement Guttenbergs sei demnach unzulänglich. "Einmal findet er den Bombenangriff militärisch angemessen, dann wieder nicht. Und dann stellt er sich vor Oberst Klein, obwohl dieser offenbar die Ermittlungen vor Ort behindert hat. Nun hat sein Ministerium eingestehen müssen, die Kanzlerin zu spät informiert zu haben." Nun würden sich die Zweifel mehren, "dass Guttenberg Herr der Lage ist".
Quelle: ntv.de, Zusammengestellt von Julia Kreutziger