Jazenjuk fürchtet dritten Weltkrieg "Höchste Zeit, verbal abzurüsten"
25.04.2014, 21:22 Uhr
Drastische Worte vom ukrainischen Übergangspräsidenten: Arsenij Jazenjuk wirft Wladimir Putin vor, er wolle den "Dritten Weltkrieg" anzetteln. Die deutsche Presse ist sich uneins, ob der russische Präsident nur provozieren will oder ob er tatsächlich einen Krieg riskieren würde.
"Es ist höchste Zeit, verbal abzurüsten und wieder den Dialog zu suchen", meinen die Kieler Nachrichten: "Dabei kommt es darauf an, Putin klar zu machen, dass ein kriegerisches Eingreifen Russland unterm Strich mehr schadet als nützt. Krieg oder Frieden - die große Menschheitsfrage ist im Europa des 21. Jahrhunderts plötzlich wieder erschreckend aktuell geworden. Das ist Irrsinn, da hat Außenminister Steinmeier recht. Auf ihm und seinen Amtskollegen ruhen nun die Hoffnungen, dass es doch noch zu einer friedlichen Lösung kommt."
"Es wird, da hat Außenminister Steinmeier recht, höchste Zeit, 'diesen Irrsinn zu beenden'", finden auch die Nürnberger Nachrichten: "Er meinte damit die militärischen Muskelspiele im Osten der Ukraine, aber wohl auch den Kiewer Übergangs-Regierungschef Jazenjuk, der jetzt das größte rhetorische Geschütz überhaupt aufgefahren und Putin vorgeworfen hat, er wolle 'den Dritten Weltkrieg' anzetteln. Mag ja sein, dass dies der Alarmruf eines überforderten Politikers unter extremem Druck gewesen ist. Derartige Panikattacken helfen nicht weiter. Im schlimmsten Fall heizt solches Schwadronieren die ohnehin explosive Lage im Osten seines Landes weiter an."
Auch der Kölner Stadt-Anzeiger glaubt: "Die Verzweiflung muss groß sein. Anders lässt es sich kaum erklären, dass der ukrainische Übergangspremier Arseni Jazenjuk darüber schwadroniert, Russland wolle den Dritten Weltkrieg." Das Blatt ist sich aber sicher: "Weder die USA noch die Europäer werden wegen der Ostukraine einen militärischen Konflikt mit Moskau beginnen. Ob allerdings schärfere Sanktionen das richtige Mittel sind, um Wladimir Putins Drang nach Westen zu stoppen, ist fraglich. Sollten tatsächlich ganze Zweige der russischen Wirtschaft mit internationalen Strafen belegt werden, hätten vor allem die Europäer ein Problem."
Der Bonner General-Anzeiger hält einen Krieg ebenfalls für ausgeschlossen: "Keine Frage: Putin wird einen Krieg gegen die Nato nicht riskieren. Wenn russische Kampfjets in den vergangenen Tagen an die Grenze des Luftraums von Nato-Staaten geflogen sind, testet Moskau allenfalls die Reaktionszeit der Allianz. Doch die Lage ist ernst. Und der Westen wird Moskau etwas anbieten müssen. Was Putin beeindrucken könnte, ist die Aussicht, dass die Ukraine ebenso wie Georgien niemals Mitglied der Nato werden wird."
Die Schwäbische Zeitung aus Ravensburg schätzt die Lage anders ein: "Es könnte Krieg geben. Mitten in Europa. Wladimir Putin hat bisher noch alle Befürchtungen übertroffen. Da er seit der Krim-Krise immer mehr zumutet als wir eigentlich zu akzeptieren bereit wären, sein Handeln aber keine Konsequenzen nach sich zieht, sollten wir uns an den Gedanken gewöhnen, dass einem Putin vor solch einem Krieg womöglich nicht besonders bange ist. Dies wird kein Dritter Weltkrieg vielleicht, wie die Führung in Kiew dramatisch erklärt. Aber ein Besatzungskrieg mit massiven Folgen für Westeuropa. Bis vor ein paar Monaten schien nur schon die Vorstellung von einem Krieg in Europa abstrus. Heute ist solch ein Krieg bedrückend nah."
Zusammengestellt von Laura Kleiner
Quelle: ntv.de