Pressestimmen

Bundeswehrreform "Im Eilmarsch in die Wirklichkeit"

Kleiner, aber effektiver soll die Bundeswehr der Zukunft sein, wenn es nach Thomas de Maizière geht, der die Eckpunkte der Reform vorgestellt hat. Der richtige Weg und längst überfällig, meint die Presse und findet verhalten lobende Worte für den Verteidigungsminister. Er wird jedoch lang und steinig.

Das Beaufsichtigen beim Beaufsichtigen soll eine Ende haben.

Das Beaufsichtigen beim Beaufsichtigen soll eine Ende haben.

(Foto: REUTERS)

"De Maizière hat als starker Minister in einem geschwächten Verteidigungsministerium begonnen. Die Konstellation ist nichts Schlechtes, im Gegenteil: Aus verschiedenen Gründen muss die Reform im Ministerium beginnen", meint die Süddeutsche Zeitung. "Da sitzen die vielen Obersten, die noch mehr Oberstleutnante beim Beaufsichtigen beaufsichtigen". De Maizière werde jedoch nicht lange genug im Amt sein, um die Reform auch zu Ende zu bringen. "Das wird eher ein Jahrzehnt dauern."

Die Heilbronner Stimme hält die Bundeswehrreform für längst überfällig: "Die Truppe wird um ein Fünftel eingedampft, der Verwaltungsapparat des Ministeriums schrumpft um ein Drittel. Mit dem Ende der Wehrpflicht sinkt die Anzahl der eingeplanten Freiwilligen um zwei Drittel auf 5000. Die Soldaten erhalten für ihre Einsätze neue Leitlinien. De Maizière sorgt dafür, dass die Bundeswehr im Eilmarsch in der Wirklichkeit ankommt."

"Die Zahl der Bundeswehrangehörigen wird zwar nicht so drastisch abgebaut, wie denkbar gewesen wäre. Doch das ist nicht weich, sondern klug", findet die Ludwigsburger Kreiszeitung. "Denn ohne die Mitwirkung der Armeeangehörigen wird es nicht gehen." Das Hauptproblem de Maizières liege ohnehin woanders: "beim Geld und bei der politischen Unterstützung". "Dem Minister und der Bundeswehr sind ein Finanzminister und eine Kanzlerin zu wünschen, die den Umbau nicht mit einem Sparprogramm verwechseln, sondern als Investition in die Zukunft verstehen. Dann, und nur dann kann es klappen."

Mittelbayerische Zeitung konzentriert sich auf die Person des Verteidigungsministers und findet lobende Worte für seine Arbeit: "De Maizière ist kein Überflieger wie zu Guttenberg, sondern eher ein 'Wehrhandwerker', wie er schon genannt wurde. Aber seine Arbeit der vergangenen Wochen erinnert an den ehemaligen Bundesverteidigungsminister Gerhard Stoltenberg, der Anfang der 1990er Jahre die Bundeswehr nach der Integration der Nationalen Volksarmee komplett umbaute. Stoltenberg arbeitete zuverlässig und erfolgreich - de Maizière könnte an die Zeit dieses bewährten Verteidigungspolitikers anknüpfen."

"Die Diagnose war schonungslos, und die Behandlung wird nicht schmerzfrei verlaufen. Die Bundeswehr steht vor ihrer größten Reform. Nicht nur für die Truppe, sondern auch für Bundesverteidigungsminister de Maizière wird diese Operation zu einer gewaltigen Herausforderung", kommentiert die Leipziger Volkszeitung. "Allein seine scharfe Analyse macht klar, dass er keineswegs ein gut bestelltes Haus von seinem Vorgänger zu Guttenberg übernommen hat. Zu viele Stäbe, zu viele Generäle, zu wenig effektive Strukturen, all das führt zu Konsequenzen, die nicht überall auf Gegenliebe stoßen werden. Die Durchsetzung der Reform erfordert viel Stehvermögen. De Maizière ließ keinen Zweifel, dass er dies hat und einbringen will."

zusammengestellt von Nadin Härtwig

Quelle: ntv.de

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