Pressestimmen

Papst suspendiert Tebartz-van Elst "Jede Autorität verloren"

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Papst Franziskus schickt Franz-Peter Tebartz-van Elst in den Zwangsurlaub, fällt aber kein Urteil darüber, ob der Kirchenmann wieder an seinen Limburger Arbeitsplatz zurückkehren darf. Ein Akt der Milde oder ein deutliches Signal an den Skandalbischof, jetzt selbst zu handeln?

"Der Papst hält sich offiziell jedwede Entscheidung offen", schreibt die Süddeutsche Zeitung. "Es ist der Versuch einer salomonischen Entscheidung. Sie bricht den Stab nicht öffentlich über dem Bischof; sie ist insoweit also auch ein Akt der Barmherzigkeit. Sie mutet der Diözese Limburg aber auch nicht die Rückkehr eines Bischofs zu, der Unfrieden, Streit und Hass gesät hat. Dieser Bischof war kein guter Hirte. Und er wird es wohl auch nicht in der ihm verordneten Auszeit."

An reine Barmherzigkeit mag die Pforzheimer Zeitung nicht glauben: "Wer nun aber die pure Milde hinter Tebartz-van Elsts vorübergehendem Rückzug wittert, unterschätzt die kirchliche Kunst, Kritik zwischen den Zeilen zu verstecken. Tatsächlich ist es ein höchst ungewöhnlicher Vorgang, einen Bischof seinem Bistum zu entziehen." Dass in dem Bulletin nicht von einer Rückkehr nach Limburg die Rede sei, könne ebenfalls als "deutliches Signal in Richtung des Bischofs" gewertet werden, "dem obendrein noch ein Strafbefehl wegen falscher eidesstattlicher Aussage droht. Doch egal, wie es ausgeht: Seiner Diözese kann er kaum noch glaubwürdig als Oberhirte dienen."

"Dass Tebartz (...) tatsächlich sein Bischofsamt wiederaufnimmt, ist nahezu ausgeschlossen", kommentiert auch die Aachener Zeitung. "Das ist keine Vorverurteilung, weil es mit den rechtlichen Fragen nichts zu tun hat, sondern mit dem Vertrauen derer, die einem Bischof anvertraut sind, mit dem Vertrauen, auf das er genauso angewiesen ist wie auf den Segen des Papstes." Dabei gehe es nicht mehr nur um den jetzt hochgekochten Skandal, sondern Anstoß habe der Bischof "längst erregt mit seinem autoritären Stil und genau dem mondänen Gehabe, das Papst Franziskus wiederholt angeprangert hat. Das Limburger Kirchenvolk nimmt ein Benehmen wie das ihres bisherigen Bischofs nicht mehr hin. Tebartz, der so autoritär auftrat, hat jede Autorität verloren."

Mit der kirchlichen Verlautbarung bekomme der Bischof eine letzte Chance, den Skandal "selbst gesichtswahrend zu lösen", meint der Kölner Stadt-Anzeiger, denn "immer noch kann er den Papst bitten, ein Rücktrittgesuch anzunehmen und ihm eine andere Aufgabe zuzuweisen. Es spricht derzeit gegen gesunde Selbsteinschätzung und kluges Urteil, dass Tebartz nicht längst diese Konsequenz gezogen hat, angerührt und betroffen vom Schaden, den er jenseits aller materiellen und finanziellen Unregelmäßigkeiten angerichtet hat."

Die Westfälischen Nachrichten sehen die gesamte katholische Kirche durch die Limburger Affäre in eine "krisenhafte Situation" gestürzt. Dabei gehe es nicht ausschließlich um "den Druck von außen, der Finanzen und Machtstrukturen hinterfragt", denn "vermeintliche Protzbauten und Erste-Klasse-Flüge waren nicht Auslöser der Krise, sondern vielmehr innerkirchliche Zwistigkeiten über theologische Grundsätze und pastorale Richtungen. Die Kirche ist noch immer in gegensätzliche ideologische Lager gespalten, die sie lähmen und zermürben. Das verstehen die meisten Menschen aber nicht mehr." Das gelte es, zu überwinden – und vielleicht ein wenig bei der Politik zu lernen: "Es braucht eine große Koalition in der Kirche, wenn sie ernsthaft nach dieser Schlammschlacht wieder Ansehen in der Gesellschaft zurückgewinnen will."

Quelle: ntv.de

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