Nordkorea zündet Atomrakete Kim "ist unberechenbar"
25.05.2009, 20:27 UhrEskalation im Atomstreit: Nordkorea hat im Nordosten des Landes erneut eine Atombombe gezündet. Damit schürte das kommunistische Regime weltweit Ängste vor einem Waffengang. Nach ersten Erkenntnissen war die Bombe zehnmal so stark wie die bei einem ersten Test Ende 2006. Doch was will dieses Regime eigentlich? Die Presse spekuliert.

(Foto: AP)
Dreh- und Angelpunkt jeder Atompolitik sei das rationale Kalkül, dass die Strategie der gegenseitigen Abschreckung funktioniere, kommentiert Die Tagespost den jüngsten Atomtest Nordkoreas: "Abgesehen von der Gefahr, dass eines Tages einmal Terroristen gleich welcher Couleur über waffenfähiges Atommaterial verfügen könnten, ist es vor allem Nordkorea, das derzeit Atommacht werden will, und dessen Strategie dabei nicht gänzlich zu durchschauen ist, was es mit dieser Macht anfangen will".
Dass Nordkorea mit dem zweiten Atomtest nach 2006 Druck ausüben will, daran zweifelt wohl niemand. Inwiefern Machthaber Kim jedoch "mit dem jüngsten Test seinem Ziel wirklich nähergekommen ist, eine schlagkräftige Nuklearmacht zu werden, das werden Spezialisten nun zu ermitteln versuchen", so die Stuttgarter Zeitung. Das Blatt ist der Ansicht, dass man vom schlimmstmöglichen Fall ausgehen müsse. Und dieser bestehe "nicht einmal darin, dass Kim seine Bombe eines Tages selbst" einsetzte. Noch dramatischer sei die Perspektive, "dass Nordkorea seine Atomwaffen an andere Länder weitergibt. Dass Kontakte zu Terrorkreisen bereits existieren, gilt als gesichert. Der Weltgemeinschaft wird nichts anderes übrig bleiben, als wieder einmal auf Kims Forderungen einzugehen. Kein Wunder, dass Kim seine Bombe liebt", so das Blatt.
In diesen Tenor stimmt auch der Kölner Stadt-Anzeiger ein. Auch hier ist man der Meinung, dass der Weltgemeinschaft nichts anderes übrig bleiben werde, "als wieder einmal auf Kims Forderungen einzugehen und ihm damit unfreiwillig zu helfen, seine Herrschaft zu sichern". Zwar werde der UN-Sicherheitsrat gewiss erneut mit Sanktionen drohen und vielleicht sogar einige Zwangsmaßnahmen beschließen. Doch über symbolische Akte werde das Engagement letztlich nicht hinausgehen, prophezeit die Zeitung.
Große Sorge bereitet der Presse das imponderable Wesen des nordkoreanischen Machthabers. Der Express warnt: "Er ist unberechenbar - Nordkoreas 'Geliebter Führer', wie sich der Beton-Kommunist Kim Jong Il offiziell nennen lässt". Alle Bemühungen, den seit Jahren ungestraft an der Atombombe zündelnden "Verbrecher" in seine Schranken zu weisen, seien bislang kläglich gescheitert - "wohl auch deshalb, weil ihn seine Genossen in Peking bisher mit Samthandschuhen angefasst haben. Jetzt müsste inzwischen eigentlich allen - auch den Chinesen - klar sein, dass dieser Diktator nicht nur eine Bedrohung für die Region, sondern für die Welt ist", so die Kölner Zeitungsmacher. Dabei sei es unerheblich, ob er noch lebe oder nicht. Denn: "Sein Clan ist keinen Deut besser als der Despot selbst."
"Was geht in den Köpfen der nordkoreanischen Machthaber vor? Sind sie unberechenbar oder im Gegenteil äußerst berechnend?", fragt auch die Aachener Zeitung. Indem die Volksarmee ihren zweiten atomaren Sprengsatz ausgerechnet zum Auftakt des Asien-Europa-Gipfels zünde, demonstriere die Regierung ihren "Größenwahn" – garniert "mit der zynischen Behauptung, dies diene dem Frieden und der Sicherheit in der Region".
"Nordkoreas Kernwaffentest ist eine dreiste Provokation" bewertet die Nürnberger Nachrichten das aktuelle Geschehen. Diese richte sich zum einen gegen die Nachbarn im Süden, also die Republik Korea und Japan, zum andern aber auch gegen alle Mächte, die in den vergangenen Jahren versucht haben, die Führung des kommunistischen Landes zur nuklearen Abrüstung zu bewegen", so das Blatt. Zudem, so die Zeitungsmacher, sei sie "ein Schlag gegen die von US-Präsident Barack Obama Anfang April entwickelte Vision von einer atomwaffenfreien Welt".
Auch die Eßlinger Zeitung geht davon aus, dass das kommunistische Land "das direkte Gespräch mit den USA erzwingen" wolle. "Mit Diktatoren und Terroristen verhandelt man nicht das war die klare Richtschnur der Bush-Administration. Erfolg war ihr nicht beschieden." Spannend werde es nun sein, ob sich der neue US-Präsident Barack Obama zu einem direkten Gespräch mit dem Provokateur Kim entscheide.
Quelle: ntv.de, Zusammengestellt von Susanne Niedorf-Schipke