Runder Tisch zum Kindesmissbrauch "Kleinlich wie peinlich"
20.02.2013, 20:40 Uhr
(Foto: picture alliance / dpa)
Die jüngste Sitzung des Runden Tisches zum Kindesmissbrauch geht ohne messbares Ergebnis zu Ende. Teilnehmer aus Bund und Ländern zeigen sich enttäuscht – genauso wie die Presse in Deutschland.
Die Badische Zeitung schreibt: "Das klägliche Gezerre um den - ohnehin ziemlich bescheidenen - Hilfsfonds zwischen Bund und Ländern ist eine Blamage für beide staatliche Ebenen." Den Bundesländern wirft das Blatt vor, "schlicht zu geizig" gewesen zu sein, und dem Bund, zu langsam. "Der Groll vieler Betroffener ist da nur zu verständlich." Dass der Bund jetzt in Vorleistung gehen will und seinen Anteil schon bereitstellen möchte, nennt die Zeitung nur einen längst "überfälligen Schritt".
Ähnlich sieht das die Schweriner Volkszeitung: "Die Opfer von sexuellem Missbrauch müssen es als Schlag ins Gesicht empfinden, wenn trotz aller Absichtserklärungen und Versicherungen noch immer kein einziger Euro in den versprochenen Hilfsfonds geflossen ist und sie weiter auf zum Teil dringend benötigte Therapien warten müssen, die sie allein nicht finanzieren können." Das Medium kommt zu dem Schluss: "Politische Verantwortung erschöpft sich nicht in Ankündigungen, sondern zeigt sich im konkreten Handeln." Den Finanzstreit von Bund und Ländern nennt es "kleinlich wie peinlich".
Die Hessische Niedersächsische Allgemeine spricht gar von einer weiteren "Untat an den vielen Opfern". In der Zeitung heißt es: "Erst wurde ihnen großes Leid angetan, dann wurde es vertuscht, bestritten, bagatellisiert. Und nun zieht der Runde Tisch eine ernüchternde Bilanz der versprochenen Hilfen."
Die Märkische Oderzeitung hebt hervor, dass das Thema auch nach der Welle von aufgeflogenen Missbrauchsfällen vor drei Jahren aktuell bleibt. Das Blatt erinnert an die jährlich mehr als "12.000 angezeigten Missbrauchsfälle" – "33 am Tag - ohne Dunkelziffer".
Vor diesem Hintergrund pocht auch die Neue Westfälische darauf, dass die Bereitstellung von Geld für den Fonds nicht der bedeutsamste Schritt ist. "Wichtiger wäre ein Gesetz, das die Verjährungsfristen bei sexuellem Missbrauch von nur 3 auf 30 Jahre verlängert. Denn viele Betroffene sind oft erst nach Jahrzehnten in der Lage, ihr erlittenes Leid mitzuteilen." Doch auch hier gab es beim Runden Tisch keine Bewegung. "Der entsprechende Gesetzentwurf liegt seit 20 Monaten im Rechtsausschuss, ohne dass irgendetwas damit passiert wäre", kritisiert das Blatt. "Offenbar gibt es über die Details wieder einmal Krach zwischen Union und FDP. Es darf eigentlich nicht wahr sein, wie schludrig hier Schwarz-Gelb mit den Opfern umspringt."
Quelle: ntv.de, zusammengestellt von Thomas E. Schmidt