Pressestimmen

"Premiere ist geglückt" Obama in Europa

Das erste Mal besucht Barack Obama als US-Präsident Deutschland. Die Obamania ist groß wie eh und je; er begeistert einfach alle. Doch so charismatisch, pragmatisch und cool der US-Präsident auch sei, seine Visionen für ein neues Miteinander werden bald in eindeutige Forderungen an die Europäer münden, meint die Presse.

"Barack Obama dominiert die Bilder", schreibt die Rhein-Neckar-Zeitung. "Aber nicht die Inhalte", heißt es weiter. Aufgrund des Hypes um den neuen US-Präsidenten würden "in der öffentlichen Wahrnehmung () die Anlässe" seines Europa-Aufenthalts in den Hintergrund geraten. Das Blatt fragt sich jedoch, ob "die Restitution des transatlantischen Verhältnisses nicht der politische Kern dieser Reise" sei? Das Abstreifen der Fesseln der Bush-Ära gehe in eine neue Runde, denn Obama sei "auf der Suche nach einer neu belebten Partnerschaft". Und so wäre die Reise schon längst lohnenswert gewesen. Obama Auftreten mache "die peinliche(n) Szenen geheuchelter Harmonie früherer Gipfel vergessen, die als Ergebnisse nur zuließen, was in das unipolare Weltbild der USA passte."

Auch die Mittelbayerische Zeitung äußert sich begeistert über Obamas Auftreten: "Die ungekünstelte Art, die Ehrlichkeit, das Problemverständnis und das rhetorische Geschick des Barack Obama" - dies werde in den heimischen deutschen Gefilden bei Politikern "schmerzlich vermisst". Obama zum Beispiel entwickle auf eine kleine Frage eines Schülers hin "ein ganzes Ideengemälde". Ob Angela Merkel, Frank-Walter Steinmeier oder Wolfgang Schäuble: In den Ohren der Zeitung aus Regensburg klängen diese Politiker, "als würden sie den Fahrplan der Deutschen Bahn vorlesen". Obama dagegen brenne für das, "was er sagt und tut. Bei deutschen Politikern ist man schon zufrieden, wenn sie wenigstens etwas dafür glimmen."

Die Augsburger Zeitung schlussfolgert in gleicher Manier: "Obamas Europa-Premiere ist geglückt." Er fordere entgegen seines Amtsvorgängers "Gefolgschaft nicht herrisch" ein. Nein, "er wirbt um Vertrauen, hört zu und kommt () den anderen entgegen." Er sei "charismatisch", gleichsam handle er "pragmatisch und cool". Das Blatt meint, dass dies "im Übrigen auch die gemeinsame Basis, auf der Obama und die ebenfalls selbstbewusste Kanzlerin Merkel gut miteinander zurechtkommen können" sei. Doch es warnt auch, denn gilt es, sich nicht zu täuschen: "Der Kommunikationskünstler, der die Herzen der Deutschen im Sturm erobert hat, wird den Preis für das bessere Miteinander energisch einfordern in Form massiverer finanzieller und militärischer Unterstützung durch die Europäer. Bei schönen Worten und Gesten wird und kann es der Führer einer Weltmacht nicht bewenden lassen."

Barack Obama fand am Rande des Gipfel-Marathons Zeit für ein Treffen mit Schülern und Studenten. "Und scheinbar beiläufig", beobachtet die Märkische Allgemeine, "kündigte er dabei einen Plan für eine Welt ohne Atomwaffen an." Dies sei eine "schöne Vorlage für das Treffen der Nato, die sich zu ihrem 60. Geburtstag neu erfinden will und muss". Dabei erschöpfe sich Obamas Botschaft "nicht nur in Visionen". Zwar biete er "Partnerschaft auf gleicher Augenhöhe", verlange jedoch im Gegenzug "mehr Verantwortung". Damit könnte "ein stärkeres militärisches Engagement gemeint" sein. Und das stoße bei den meisten europäischen Partnern hingegen auf Skepsis. Folge: "Die Obamania wird dann schnell zu einem freundlichen Desinteresse."

Zusammengestellt von Julia Kreutziger

Quelle: ntv.de

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