"Super Tuesday" in den USA "Obama ist der eigentliche Gewinner"
07.03.2012, 20:34 UhrDer Super-Wahldienstag in den USA ist vorbei. Einen eindeutigen Sieger seitens der Republikaner gibt es nicht. Mitt Romney holt zwar die meisten Stimmen, doch Rick Santorum bleibt ihm dicht auf den Fersen. Derzeit hat der amtierende US-Präsident Barack Obama die besten Chancen auf eine Wiederwahl. Denn die Republikaner gehen sich im Vorwahlkampf an die Gurgel. Die amerikanische Politik radikalisiert sich weiter.
Das Handelsblatt schätzt Mitt Romneys Sieg in Ohio als mühsam und zäh errungen ein – und das gegen einen Bewerber, "der von Wirtschaft herzlich wenig versteht und mit einer kruden Mischung aus sozialkonservativen Wertvorstellungen und ökonomischen Zaubertricks durch die Lande zieht". Der Rede ist von dem republikanischen Präsidentschaftskandidaten Rick Santorum. Vor einem Vierteljahr sei er "nur Zählkandidat unter den republikanischen Präsidentschaftsbewerbern" gewesen. Doch er "schaffte mit einem Bruchteil der finanziellen Reserven das, wozu Romney eine Großorganisation und etliche Millionen braucht". Daher beurteilt das Wirtschaftsblatt "das knappe Ergebnis von Ohio (…) als eine Ohrfeige für Mitt Romney". Vielmehr noch: "Es ist erniedrigend."
"Der große Jubel der republikanischen Präsidentschaftskandidaten ist am 'Super Tuesday' ausgeblieben", beobachtet die Volksstimme. Romney habe zwar die Mehrheit der Delegiertenstimmen eingefahren, aber sein Konkurrent Santorum habe sich nicht abschütteln lassen. Und "auch Ron Paul und Newt Gingrich haben noch theoretische Chancen, als Gegner Barack Obamas nominiert zu werden. So offenbarte sich der 'Super Tuesday' als kleiner Schritt für Romney und als großer Schritt für den Demokraten Obama. Denn die Uneinigkeit der Republikaner, die sich mehr und mehr selbst demontieren, ist der größte Pluspunkt für den amtierenden Präsidenten. Aufschub ist schließlich die tödlichste Form der Ablehnung. Diese weisen Worte Winston Churchills dürften am ehesten Mitt Romney Sorgenfalten auf die Stirn treiben."
Ebenso bewertet der Reutlinger General-Anzeiger das Vorwahlergebnis: "So heißt der eigentliche Sieger dieses Super Tuesday Barack Obama. Der amtierende Präsident dürfte sich ins Fäustchen lachen, angesichts der Tatsache, dass sich seine politischen Gegner selbst zerfleischen und gegenseitig durch den Schmutz ziehen." Das Blatt ist sich sicher, dass der Republikaner Romney am Ende Obama in der Präsidentschaftswahl herausfordern werde. Dafür müsse er jedoch erst viel, viel Geld in seinen Wahlkampf stecken. "Geld und Energie, die ihm dann in der Auseinandersetzung mit Obama fehlen."
"Barack Obama kann sich ganz entspannt zurücklehnen", meint die Eßlinger Zeitung. Zwar habe "der einstige Hoffnungsträger einiges an Glanz verloren" - "rhetorisch konnte ihm bislang kein republikanischer Gegenspieler das Wasser reichen. Tief gespalten zwischen ultrarechter Tea-Party-Gesinnung und klassischem Konservativismus zieht die Grand Old Party weiter in die nächsten Vorwahlen."
Die Stuttgarter Zeitung sieht Obamas Chancen auf eine Wiederwahl nach dem Super-Wahldienstag als gewachsen an – und nennt das "beruhigend". Denn "trotz aller mit ihm verbundenen Enttäuschungen ist der US-Präsident für die Welt eine berechenbare Figur". Dennoch sei die zweite Amtszeit längst noch nicht sicher, bremst das Blatt. "Und selbst wenn er am 6. November siegen sollte, muss er doch auch an vielen Punkten mit den Republikanern zusammen regieren. Doch die Republikaner scheinen zurzeit zu einer konstruktiven, pragmatischen Rolle in der amerikanischen Politik nicht mehr fähig zu sein. Vielleicht schafft der wendige Mitt Romney nach dem Ende der Nominierungsschlacht ja noch einen Schwenk in die Mitte. Doch bisher hat der viel zu lange Vorwahlkampf nur eine Konsequenz: er hat die amerikanische Politik weiter radikalisiert."
Quelle: ntv.de, zusammengestellt von Julia Kreutziger