H1N1 geht um "Probe für den Ernstfall"
29.04.2009, 20:50 UhrDie Schweinegrippe breitet sich weltweit aus. Auch wenn einige Pressestimmen vor Panikmache warnen, werden Stimmen, die der rasanten Ausbreitung des H1N1-Virus' etwas Gutes abringen können, laut: Es sei durchaus auch positiv zu betrachten, dass in einer globalisierten Welt ein rasanter Informationsaustausch möglich ist, der das Schlimmste verhindern kann.
Der Wiesbadener Kurier gewinnt der gegenwärtigen Aufregung um die Schweinegrippe etwas Positives ab: Zwar sei diese Blitzausbreitung eine Form von Globalisierung, die sich die Welt gerne erspart hätte, "doch zur modernen, verlinkten Welt gehört glücklicherweise neben der umfassenden Mobilität mit Vor- und momentanen Nachteilen auch ein ebenso rascher Wissensaustausch". Seit den großen Pandemien von 1918, 1957 und 1968 hätten sich die Zeiten geändert, betont das Blatt. "Schneller als ein Virus jagen die Informationen darüber um den Globus, steigt die Chance, mit optimalen Vorsorgemaßnahmen, Quarantänevorschriften und medizinischer Behandlung das Schlimmste zu verhindern."
Auch die Frankfurter Rundschau betrachtet die Angst vor der Schweinegrippe eher als Segen, denn als Fluch, da jeder, und nicht nur Mexiko-Reisende, nun von dem Virus und dessen potenziell tödlicher Wirkung weiß. Die Aufmerksamkeit für die Krankheit sei der beste Schutz, meint die Zeitung. "Wir wissen es, dass das Virus Deutschland erreicht hat. Wir können uns darauf einstellen." Zwar kann keiner sagen, wie sich die Schweinegrippe entwickeln und welche Ausmaße sie annehmen wird, aber die "Angst () macht uns wachsam, Hysterie aber wird uns nur schaden".
"Wenn also alles gut läuft, dann war die Geschichte vom Mexikaner H1N1 zumindest fürs erste nur eine weitere Probe für den Ernstfall. Vielleicht sogar die Generalprobe", stimmt die Mittelbayerische Zeitung in den Tenor der Vorredner ein. Das Regensburger Blatt ist überzeugt: "Wenn wir daraus etwas gelernt haben und uns diese Erfahrung wachsamer macht, stärkt das unsere Abwehrkräfte. Und das wäre gut so."
Die Nürnberger Nachrichten beziehen sich in ihrem Kommentar auf einen Psychiater aus Göttingen. Dieser tröstet damit, dass es die Wellen öffentlicher Verängstigung auch nach den Anschlägen des 11. September 2001, dem Auftreten der Atemwegskrankheit SARS oder der Vogelgrippe gegeben habe. "Diese Reaktion liegt in der Natur des Menschen, der nur schlecht mit Dingen umgehen kann, die schwer einzuschätzen sind. () In vier Wochen ist die Angst vorbei."
Die Nordsee-Zeitung aus Bremerhaven übt mit klaren Worten Kritik. Sie bezeichnet es als die "eigentliche Schweinerei an dieser Viruskrankheit", dass jeden Tag "eine neue Sau durchs Dorf getrieben" werde. "Experten warnen vor Panikmache. Aber nichts anderes tun sie mit dem Verbreiten scheinbarer Horrormeldungen. () Genau dasselbe Prozedere wurde schon bei der Vogelgrippe durchexerziert. Auf die Pandemie mit Millionen Toten wartet die Welt immer noch. Wenigstens die Pharmaindustrie freut sich."
Zusammengestellt von Susanne Niedorf und Nadin Härtwig
Quelle: ntv.de