Ratgeber

Tenhagens Tipps Ist eine Krankenzusatzversicherung sinnvoll?

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(Foto: imago/sepp spiegl)

Wie fast überall im Leben kostet mehr Leistung auch mehr Geld. Auch bei der Krankenversicherung. Über welche zusätzlichen Angebote dennoch nachgedacht werden sollte, was sie kosten und was es zu beachten gibt, erklärt "Finanztip"-Chefredakteur Hermann-Josef Tenhagen.

n-tv.de: Sollte man als gesetzlich Krankenversicherter durch zusätzliche Policen die Lücken in der Versorgung schließen?

Hermann-Josef Tenhagen: Mit einer Zusatzversicherung kann man sich Leistungen erkaufen, auf die zusätzlich Wert gelegt wird. Typischerweise ist das eine Krankenhauszusatzversicherung, wo die Behandlung vom Chefarzt oder dem Experten der Wahl gesichert werden kann. Oder aber eine Zahnzusatzversicherung und eine Auslandsreisekrankenversicherung.

Welche zusätzlichen Versicherungen sind sinnvoll?

Die drei genannten sind sinnvoll. Wichtig für Gutverdiener und praktisch unverzichtbar für Privat versicherte ist zudem eine Krankentagegeldversicherung.

Wieso braucht man eigentlich eine Auslandsreisekrankenversicherung, Hier zahlt doch eigentlich die Krankenkasse?

Hermann-Josef Tenhagen ist Chefredakteur der unabhängigen Verbraucher-Webseite Finanztip.

Hermann-Josef Tenhagen ist Chefredakteur der unabhängigen Verbraucher-Webseite Finanztip.

Eine Auslandsreisekrankenversicherung braucht jeder, der für einen Urlaub über die Landesgrenzen reist. Die Kasse zahlt nämlich nur, was sie auch in Deutschland zahlen würde. Im Ausland werden manche Arztrechnungen aber schnell beträchtlich höher. Sie ist auch schon für 10 Euro für Singles oder bis zu 30 Euro für Familien im Jahr zu haben. Senioren zahlen mehr – bis zu 50 Euro.

Und die Krankenhausversicherung? Ist Krankenhaus nicht gleich Krankenhaus?

Nein ist es nicht, wenn sie schwer krank sind, möchten sie im Zweifel vom Experten ihrer Wahl – auch am anderen Ende der Republik – behandelt werden, Die Kosten belaufen sich hier allerdings auf 50 Euro im Monat und mehr. Sie erlaubt den Zugriff auf jeden ärztlichen Experten im Land, und nicht nur den nächstgelegenen Experten oder Chefarzt.

Wer sein Checkheft pflegt, braucht doch keine Zahnzusatzversicherung. Oder?

Wer sein Checkheft pflegt und hohe Kosten für Zahnersatz in Zweifel aus Erspartem begleichen kann, braucht die Versicherung in der Tat nicht. Zahnzusatz-Versicherungen sollte sich der leisten, der Wert auf ein schönes Lächeln legt und die Kosten für das mögliche 3000 Euro Implantat nicht auf einen Schlag selbst bezahlen möchte oder kann. Dafür müssen dann aber auch 30 Euro monatlich berappt werden. 

Welche sind unnötig?

Eine Brillenversicherung erachte ich nicht für notwendig. Genauso wie eine Police für Krankenhaustagegeld - außer wie erwähnt, für Selbständige. Auch die Frage darüber, ob eine Zusatzversicherung für alternative Medizin sinnvoll ist, hängt vor allem davon ab, wie man die entsprechenden Alternativen bewertet. Über die Wirksamkeit solcher Therapien wird ja durchaus gestritten. Für denjenigen, der daran glaubt und sich entsprechend behandeln lassen möchte, kann es vernünftig sein, sich die angebotenen Versicherungen anzusehen.

Können auch diagnostizierte kranke Menschen solche Versicherungen abschließen?

Bei allen privaten Zusatzversicherungen gilt im Kern, dass vor Vertragsabschluss medizinische Fragen beantwortet werden müssen. Insofern ist es gut möglich, dass es beim Vorhandensein von Vorerkrankungen nicht möglich ist, einen bestimmten Zusatzschutz abzuschließen. Wem bereits drei Zähne fehlen, der bekommt zwar eine Versicherung, aber die fehlenden Zähne nicht von der Zahnzusatzversicherung im Nachhinein bezahlt.

Gibt es eine Vorlaufzeit, bevor die Versicherung nach Vertragsablauf tatsächlich erst zahlen muss?

Ja, die gibt es noch zusätzlich. Diese soll sicherstellen, dass eine Versicherung nicht abgeschlossen wird, wenn dem Interessenten bereits ein Problem bekannt ist - wenn auch noch nicht ärztlich diagnostiziert -, um dann schnell die Leistung zu bekommen. Bei der Zahnzusatzversicherung ist das beispielsweise oft so geregelt, dass im ersten Jahr der Versicherung 1000 Euro getragen werden, im zweiten Jahr 2000 und erst ab dem dritten bis fünften Jahr werden alle vereinbarten Kosten vollständig übernommen.  auch Versicherungen, die sofort zahlen, aber die sind in aller Regel teurer oder haben andere Beschränkungen. Hier kommt man nicht umhin, sich die Bedingungen genauer anzuschauen.

Mit Hermann-Josef Tenhagen sprach Axel Witte

Quelle: ntv.de

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