Ratgeber

Schutz für Corona-Risikogruppen Ist eine Pneumokokken-Impfung sinnvoll?

Die Pneumokokken-Impfung wird unter anderem für Menschen über 70 Jahren empfohlen.

Die Pneumokokken-Impfung wird unter anderem für Menschen über 70 Jahren empfohlen.

(Foto: imago images / Schöning)

Das Risiko einer Lungenentzündung lässt sich durch eine Pneumokokken-Impfung senken und wird deshalb für Corona-Risikogruppen empfohlen. Doch der Impfstoff ist nicht ausreichend verfügbar. Die Stiftung Warentest hat geprüft, wer sich dennoch um eine Impfung bemühen sollte.

Noch ist gegen das Coronavirus kein Kraut gewachsen. Im Rahmen der Pandemie hatte das Bundesgesundheitsministerium aber vorrangig Senioren aufgerufen, sich gegen Pneumokokken impfen zu lassen. Zwar schützt die Impfung Risikogruppen zwar nicht vor den Coronaviren selbst, aber möglicherweise vor zusätzlichen Lungenentzündungen durch Pneumokokken, die den Krankheitsverlauf erschweren können, erklärt Dr. Judith Günther, Fachapothekerin für Arzneimittelinformation und Mitglied des Expertenkreises zum Thema Impfen, der Stiftung Warentest.

Die Aufforderung führte zu Lieferengpässen bei den Pneumokokken-Impfstoffen, die bis heute anhalten. Kurz vor Redaktionsschluss von Warentest ­­war der Impf­stoff Prevenar nach Behördenangaben ­"begrenzt verfügbar". Ein anderer namens Pneumovax sei "voraus­sicht­lich Anfang Mai wieder liefer­bar", wobei bereits im April Chargen aus Japan einge­führt worden seien.

Empfehlungen angepasst

Im Zuge dessen hat die "Ständige Impfkommission" (Stiko) ihre Empfehlungen angepasst. Die Impfexperten der Stiftung Warentest haben die aktuellen Empfehlungen der Stiko geprüft und zusammengefasst, für wen eine Pneumokokken-Impfung wirklich sinnvoll ist.

Bislang hat die Stiko allen Erwachsenen ab einem Alter von 60 Jahren eine Impfung gegen Pneumokokken empfohlen. Diese sollte - je nach Gesundheitszustand und nach Rücksprache mit dem Hausarzt - nach sechs Jahren aufgefrischt werden. Vor dem Hintergrund der Impfstoffe-Engpässe empfiehlt die Stiko nun, dass sich Patienten mit geschwächtem Immunsystem, Senioren ab dem Alter von 70 Jahren und Patienten mit chronischen Atemwegserkrankungen mit Pneumovax impfen lassen sollten. Der Impfstoff Prevenar soll demnach ausschließlich für die Grundimmunisierung von Säuglingen verwendet werden.

Gegen bakterielle Lungenentzündungen

Um die Ressourcen bestmöglich zu nutzen, fassen die Impfexperten der Stiftung Warentest die Gruppe sogar noch enger. Sie raten derzeit vorrangig bei Senioren mit Erkrankungen der Atmungsorgane, des Herzkreislaufsystems oder Diabetes sowie Menschen mit Immunschwäche und kleinen Kindern bis 2 Jahre zur Impfung.

Wie das Coronavirus auch werden Pneumokokken durch Tröpfcheninfektion übertragen und befallen zuerst den Nasen-Rachen-Raum. Die Bakterien können beispielsweise Entzündungen der Nasennebenhöhlen, des Mittelohrs oder der Hirnhaut auslösen. Zudem sind Pneumokokken der häufigste Erreger bei einer Lungenentzündung. So sind sie für 20 bis 50 Prozent aller durch Bakterien verursachten Lungenentzündungen bei älteren Menschen verantwortlich. Das Robert-Koch-Institut schätzt, dass in Deutschland jährlich über 5000 Menschen an einer Pneumokokken-Erkrankung sterben.

Quelle: ntv.de, awi

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