Fahrradschlösser mit Zahlencode Nach 20 Sekunden sind alle geknackt
28.03.2014, 13:09 UhrFahrradschlösser mit Zahlenkombinationen haben einen Vorteil: Manipulationen am Schloss selbst sind ausgeschlossen. Sicherer sind die Schlösser deshalb aber nicht - im Gegenteil.

Auch das beste Schloss hilft nichts, wenn das Rad nicht richtig angeschlossen wird.
(Foto: picture alliance / dpa)
Das Fahrrad kann noch so schäbig sein – früher oder später findet doch noch ein Dieb Gefallen daran. So z umindest die Erfahrung vieler Großstädter. Wer sein Rad langfristig behalten möchte, kommt nicht darum herum, sich ein ordentliches Fahrradschloss zuzulegen. Aber welches? Auf jeden Fall keins mit Zahlencode, rät die Stiftung Warentest.
Nachdem die Tester vor einem Jahr verschiedene "Schlüssel-Schlösser" ins Prüflabor schickten, waren dieses Mal acht Modelle mit Zahlencode dran. Das Ergebnis: "Katastrophal", so "Warentest". Egal, ob Panzerkabel-, Bügel-, Ketten- oder Kabelschloss – alle Zahlenschlösser ließen sich im Test in rund 20 Sekunden knacken. Unabhängig davon, ob es sich um ein billiges No-Name-Produkt für 8 Euro handelte oder um ein teureres Markenschloss für über 40 Euro.
Am Schließsystem selbst lag das übrigens nicht, die Code-Verriegelung wirkte stets zuverlässig. Angreifbar war allerdings das Material selbst, der brachialen Gewalt von Bolzenschneidern, Sägen oder Zangen konnte kein Schloss dauerhaft standhalten. Dabei offenbarten die meisten Zahlenschlösser eine Schwachstelle, die andere Schlösser nicht haben. Wo die genau liegt, wollte die Stiftung Warentest aber sicherheitshalber nicht verraten. Im Prüflabor blieb sie weder dem Profitester verborgen noch zwei ungeschulten Schlossknackern.
Mit viel Zeit und dem richtigen Werkzeug bekommt man jedes Schloss auf. Meistens sind die Diebe aber in Eile. Ein gutes Schloss sollte Aufbruchsversuchen mindestens drei Minuten standhalten. Am ehesten schaffen das massive Bügelschlösser, zeigt die Erfahrung aus den letzten Tests.
Leere Versprechungen
Auf die Sicherheitsklassifizierungen der Hersteller kann man sich beim Kauf offenbar nicht verlassen. Nicht nur, weil jede Marke ihre eigene Sicherheitsskala hat, sondern auch, weil die Angaben nicht unbedingt zuverlässig sind, monieren die Warentester. Das "Hochsicherheits-Bügelschloss" von Profex beispielsweise hat Schutzlevel fünf von fünf – war aber in 10 Sekunden geknackt. Bei einem Preis von 8 Euro wäre alles andere aber auch eine Überraschung gewesen. Doppelt so lange brauchten die Tester für das Seilschloss von Fischer für 22 Euro. Bei Sicherheitsstufe sieben von neun ("maximum security level") sollte mehr drin sein.
Wer ein zuverlässiges Schloss sucht, muss nicht nur viel Gewicht mit sich herumtragen, sondern auch etwas Geld in die Hand nehmen - 80 Euro kosteten die beiden Testsieger aus dem letzten Jahr: das Abus Granit–Xplus und das Strongman von Knog. Beides sind allerdings Bügelschlösser und als solche schlecht geeignet, um auch die Laufräder zu sichern. Dafür bietet sich ein extra Kabel an, das mit dem Bügelschloss kombiniert wird. Lässt man ein gutes Rad längere Zeit aus den Augen, empfiehlt sich eine doppelte Sicherung mit Bügelschloss für den Rahmen und zusätzlichem Kettenschloss. Das dürfte nicht nur Gelegenheitsdiebe abschrecken. Auch auf professionellere Schlossknacker hätten oft nur das Werkzeug für einen bestimmten Typ von Schlössern dabei, so "Warentest".
Wenn das Rad weg ist
Egal, ob ein Rad doppelt gesichert ist oder nur mit einem einfachen Kabelschloss: Kommt es weg, kann die Hausratversicherung helfen – jedenfalls dann, wenn Fahrräder ausdrücklich mitversichert sind. Dann zahlt die Versicherung auch, wenn das Rad draußen gestohlen wird, etwa aus dem Fahrradständer vorm Büro oder auch vor der Haustür. Konkrete Vorschriften zum Schloss machen Hausratversicherer – anders als reine Fahrradversicherungen - in der Regel nicht. Auch Hausratpolicen ohne Fahrradeinschluss können hilfreich sein: werden Räder aus der Wohnung oder aus dem Keller gestohlen, leisten auch sie.
Quelle: ntv.de, ino