Schmeckt so der Klimawandel? Nur 4 von 23 Olivenölen sind "gut"
21.03.2024, 13:19 Uhr Artikel anhören
Olivenöl-Liebhaber müssen derzeit tapfer sein.
(Foto: imago images / Panthermedia)
Olivenöl ist ein Renner. Was sowohl am Geschmack als auch an den gesundheitsfördernden Eigenschaften liegt. Und zusätzlich holt man sich gleich noch etwas mediterranen Lifestyle auf den Teller. Doch die Qualität hat rapide nachgelassen, wie Warentest feststellt.
So langsam wird es wärmer. Da kann eine mediterrane Ernährung zusätzlich frühlingshafte Gefühle anheizen. Unverzichtbarer Teil einer solchen Kost ist Olivenöl. Es ist Protagonist der mediterranen Ernährung mit all den damit einhergehenden gesundheitlichen Vorteilen, die pflanzliche Fette im Allgemeinen und Olivenöl im Besonderen zu bieten haben. Kurzum, Olivenöl steht für Gesundheit, Genuss und südländische Lebensart.
Nur leider lieferten zuletzt die fast eine halbe Milliarde Olivenbäume, die auf dem Boden der Europäischen Union stehen, 40 Prozent weniger Ertrag. Was sich in deutlich gestiegenen Preisen bemerkbar macht - so stieg der Literpreis in der Güteklasse "Nativ extra" im Vergleich zum letzten Test im Durchschnitt von 10,30 Euro auf 15,70 Euro. Bei vielen Marken ist doppelt so viel zu bezahlen wie noch vor zwei Jahren.
Extreme Temperaturen, Wassermangel, Schädlinge
Aber auch der Geschmack hat gelitten, wie die Stiftung Warentest betrübt feststellt. Sie hat 23 Olivenöle zu Preisen zwischen 7,95 und 46 Euro pro Liter untersucht. Während 2022 noch gut zwei Drittel der getesteten Olivenöle "gut" abschnitten, sind es diesmal nur 4 von 23. 6 Produkte fallen mit "mangelhaft" durch. 4 der getesteten Produkte sind Bratöle, sie vertragen hohe Temperaturen besser als Nativ-Extra-Olivenöle. Sie sind immerhin "gut" bis "befriedigend", das beste ist das Alnatura Brat Olivenöl (Note 2,3, 18,70 Euro pro Liter).
Lebensmitteltechniker Jochen Wettach, der diese Untersuchung für Warentest leitete, zieht ein ernüchterndes Fazit: "Zum ersten Mal haben wir den Eindruck, dass sich die Klimakrise in einem Lebensmittel-Test niederschlägt." Extreme Temperaturen, Wassermangel, Schädlinge: Das war für viele Olivenbäume in Griechenland oder Spanien zu viel, die Öl-Qualität litt deutlich. In der sensorischen Prüfung fielen in sechs Fällen Stichworte wie "ranzig, stichig und schlammig". Das kann an beschädigten Früchten liegen oder an solchen, die zu früh reif sind und deshalb zu lange zu warm lagern. Gemäß EU-Verordnung dürften diese Öle deshalb eigentlich gar nicht als nativ extra verkauft werden. Denn in dieser Güteklasse darf es keinerlei sensorische Fehler geben.
Vor allem wegen ihrer sensorisch Fehlerhaftigkeit fielen unter anderem das "Kaufland K-BioNatives Olivenöl extra", das "Edeka Gut & Günstig Natives Olivenöl extra" und das "Fiore Natives Olivenöl Extra" mit "mangelhaft" durch.
Teure Testsieger
Die meisten der 19 nativen Olivenöle extra sind jedoch "befriedigend", viele davon schnitten 2022 noch mit "gut" ab. Doch auch im Mittelfeld, wo keine größeren Mängel zu finden waren, gab es Einbußen: Das Gros der Olivenöle schmeckt bestenfalls langweilig. Außerdem gibt es bei einigen Schadstoffproblemen, unter anderem wegen Mineralölbestandteilen, sogenannten MOAH. Diese gelten als möglicherweise krebserregend und können zum Beispiel über Erntemaschinen ins Öl gelangen.
Die beiden Testsieger dieses Jahrgangs sind mit Abstand auch die teuersten Produkte im Test. Als da wären: das "Cosmo di Russo Caieta Olio extra vergine di oliva" (Note 1,7, 46 Euro pro Liter) und das "Rapunzel Kreta Olivenöl nativ extra" (2,1, 34 Euro).
Quelle: ntv.de, awi/rkh