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Massive Bisphenol-A-Belastung Pizzakartons mit besonders besorgniserregender Chemikalie belastet

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Guten Appetit.

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(Foto: imago stock&people)

Ding-Dong. Endlich, der Pizza-Lieferdienst ist da. Verpackt ist der ersehnte Teigfladen im vermeintlich umweltfreundlichen Karton. Dummerweise hat es das Verpackungsmaterial aber in sich und die darin enthaltenen Chemikalien landen mitunter auch in der Pizza, wie Öko-Test feststellt.

Das sind keine guten Nachrichten: Viele Pizza-Kartons sind laut einer aktuellen Untersuchung von Öko-Test stark mit Bisphenol A, kurz BPA und Bisphenol S (BPS) belastet. BPA gilt als besonders besorgniserregend, denn die Substanz kann unter anderem die Fruchtbarkeit beeinträchtigen und wirkt hormonähnlich. Zudem wird BPA auch mit einem erhöhten Brustkrebsrisiko, Übergewicht und Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern in Zusammenhang gebracht. Nach einer Einschätzung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) von 2023 soll die Industrie-Chemikalie bereits in sehr geringen Mengen das Immunsystem beeinträchtigen.

BPS ist weniger gut erforscht als Bisphenol A, wird inzwischen jedoch ebenfalls als reproduktionstoxisch eingestuft.

Beide Stoffe dürfen in Verpackungsmaterialien, die für den Kontakt mit Lebensmitteln vorgesehen sind, seit dem 20. Januar 2025 nicht mehr eingesetzt werden. Nur für Papier gilt diese neue EU-Verordnung nicht - obwohl bekannt ist, dass gerade diese beiden Bisphenole in Verpackungen aus Altpapier stecken können. Öko-Test wollte wissen, wie groß das Problem wirklich ist und hat sich leere Pizzakartons besorgt: Fünf Stück wurden bekannten Pizzaketten wie Domino's oder Vapiano abgekauft, fünf bezogen die Tester von Online-Großhändlern. Dann ging es zur Untersuchung ins Labor.

Ergebnis? Von zehn Kartons waren neun mit BPA belastet und acht mit BPS. Und auch der Frage, ob die Chemikalien auch in die Pizza übergehen oder im Karton blieben, wurde nachgegangen. Von trockenen Lebensmitteln beispielsweise ist bekannt, dass sie nicht sonderlich gefährdet sind, Risikochemikalien aus Papierverpackungen aufzunehmen - aber eine saftige, fettende Pizza stellt für die Verpackung eine andere Herausforderung dar. Wobei Hersteller die Möglichkeit haben, eine Barriere in Form einer Beschichtung oder einer Frischfaser-Innenschicht einzubauen.

Chemikalien auch auf der Pizza?

Resultat hier: etwas erfreulicher. Von den neun getesteten Kartons, bei denen der Nachweis von Bisphenol A positiv war, konnte das Labor in vier Fällen einen Übergang der Chemikalie auf die Pizza feststellen. Ein Übergang von BPS in die Pizza erfolgte im Labor in acht von acht Fällen. Am extremsten bei einem Pizzakarton aus der Produktserie Italia, der wohl vielen bekannt vorkommen dürfte. In dem getesteten weißen Karton mit Italienflaggen hatte das Labor nicht nur den höchsten Totalgehalt an BPA nachgewiesen, er gab auch die mit Abstand größte Menge der Chemikalie an die simulierte Pizza ab: Angenommen, eine 60 Kilogramm schwere Person äße daraus eine komplette Pizza, würde sie die laut EFSA noch als unbedenklich geltende BPA-Tagesdosis (TDI) um rund 45.000 Prozent überschreiten.

Hersteller Cuboxal lässt auf Anfrage der Tester wissen, dass die Qualität des für die Herstellung der Pizzakartons verwendeten Papiers von der Wahl des Kunden abhänge, der prozentuale Recyclinganteil gehöre zur "Geheimformel des Herstellers". Aber genau aus dem Altpapier kommen auch BPA und BPS. Da die Zusammensetzung und damit die Qualität des Papiers aber entscheidend für den Bisphenol-Gehalt der Kartons ist, können die Untersuchungsergebnisse daher nicht für sämtliche Kartons eines Designs oder Herstellers Gültigkeit beanspruchen.

Pizza Hut und Call a Pizza nahezu ohne Belastungen

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Und noch etwas: Die EFSA hatte das maximal tolerierbare Tageslimit für BPA, den sogenannten TDI, im Jahr 2023 drastisch abgesenkt und damit die neuesten Studien zur immunologischen Wirkung der Chemikalie berücksichtigt. Das Bundesamt für Risikobewertung (BfR) – deutsches Pendant zur EFSA – schätzt die Gefährlichkeit von BPA geringer ein und lancierte einen 1000-fach niedrigeren TDI. Aber auch da käme der von Öko-Test getestete Pizzakarton Italia noch lässig drüber.

Abgesehen davon gibt es aber auch gute Nachrichten. Die Kartons von Pizza Hut weisen gar keine und die von Call a Pizza verwendeten nur sehr geringe Belastungen mit BPA und BPS auf. Der Grund? Weil die Hersteller Frischfasern für ihre Kartons einsetzen, wie sie auf Anfrage mitteilten. Pizza Hut hat bislang nur für die innere und die mittlere Schicht des Kartons frisches Papier verwendet und stellt derzeit auch die äußere Schicht auf Papier ohne Recycling-Anteile um.

Quelle: ntv.de, awi

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