Hamburg & Schleswig-Holstein Kämpfer fordert Ministerpräsident Günther heraus
08.11.2025, 15:22 Uhr
Die SPD-Basis hat entschieden: Kiels Oberbürgermeister Kämpfer tritt für die SPD bei der Landtagswahl 2027 gegen Ministerpräsident Günther und die CDU an. Was das für Kämpfers Frau bedeutet.
Kiel (dpa/lno) - Mit dem scheidenden Kieler Oberbürgermeister Ulf Kämpfer an der Spitze will die Nord-SPD die Landtagswahl 2027 gewinnen. In einem Mitgliederentscheid setzte sich Kämpfer klar mit 79,76 Prozent gegen SPD-Landeschefin Serpil Midyatli (20,24 Prozent) durch, wie die Partei berichtete. "Daniel Günther muss sich warm anziehen", sagte Kämpfer. Er und die stellvertretende SPD-Bundesvorsitzende waren die einzigen Kandidaten bei der Urwahl.
"Mit so einem klaren Ergebnis und einer großen Geschlossenheit können wir wirklich was reißen", sagte Kämpfer. Er sei "total motiviert". "Ich würde dafür einstehen, dass es wieder ein leichteres Leben für die Menschen gibt, das bezahlbar ist und gerecht. Und dafür knie ich mich rein."
Kämpfer: "Ich werde all-in gehen."
Der 53 Jahre alte Kämpfer war früher Umweltstaatssekretär unter dem damaligen schleswig-holsteinischen Umweltminister Robert Habeck (Grüne). Seit 2014 ist er Kieler Oberbürgermeister, will aber in der Stadt nicht erneut als Verwaltungschef kandidieren. Über seine Nachfolge stimmen die Kielerinnen und Kieler am 16. November ab.
"Wer meint, die SPD sei abgeschrieben, der irrt, der irrt gewaltig", sagte Kämpfer. Es blieben der Partei nun anderthalb Jahre bis zur Landtagswahl im Frühjahr 2027. "Ich werde all-in gehen." Die schwarz-grüne Landesregierung sei von Selbstzufriedenheit geprägt.
Kämpfer kündigte an, dass seine Frau Anke Erdmann durch seinen Wechsel in die Landespolitik den Landesvorsitz der Grünen aufgeben werde. "Das ist eben auch ein Teil dieser Geschichte und dafür bin ich auch ihr unglaublich dankbar." Die Grünen wollen am 22. November ihren Landesvorstand neu wählen.
Midyatli gratulierte Kämpfer
Die klar Unterlegene gratulierte Kämpfer zum Ergebnis. "Lieber Ulf, du hast das Zeug dafür, der nächste Ministerpräsident von Schleswig-Holstein zu werden. Du bist kompetent, du bist wahnsinnig erfahren und du kannst Wahlen gewinnen", sagte Midyatli. Sie sei eine Teamplayerin und mit dem Ausgang "wirklich im Reinen". Sie sei an dem Entscheid gewachsen. Nun müsse sich die Partei darauf konzentrieren, sich auf die Landtagswahl vorzubereiten.
Nach dem Landesvorsitz gefragt, sagte Midyatli, es sei um die Spitzenkandidatur gegangen. "Alles andere spielt heute keine Rolle." Sie wolle nun einmal tief durchatmen. Midyatli ist seit 2019 Landesvorsitzende und auch Bundesvize ihrer Partei. Die 50-Jährige ist Fraktionschefin und Oppositionsführerin im Landtag.
Beim Mitgliederentscheid hatten 6.228 der 13.955 SPD-Mitglieder im Norden ihre Stimme abgegeben. Darunter waren 6.157 gültige Stimmen. Damit ist das Ergebnis nach SPD-Angaben für die Delegierten eines Listenparteitags bindend.
Reaktionen
Der seit 2017 amtierende Regierungschef Günther gratulierte Kämpfer zur Spitzenkandidatur. "Die demokratischen Parteien in Schleswig-Holstein zeichnet aus, dass wir auch im Wahlkampf fair und sachlich miteinander umgehen." Dies wünsche er sich auch für den Landtagswahlkampf 2027.
Gute Erfahrungen mit Mitgliederentscheid
Mit einem Mitgliederentscheid hat die Nord-SPD gute Erfahrungen gemacht. 2011 warf der damalige Kieler Oberbürgermeister Torsten Albig seinen Hut in den Ring und forderte den damaligen Landesvorsitzenden Ralf Stegner erfolgreich heraus. 2012 gewann die SPD die Landtagswahl und regierte bis 2017 mit den Grünen und dem SSW.
2017 unterlagen die Sozialdemokraten klar gegen die CDU mit dem von ihnen unterschätzten Daniel Günther an der Spitze. Der regierte fortan mit einem Jamaika-Bündnis aus CDU, Grünen und FDP. Bei der Landtagswahl 2022 siegte Günthers Union mit 43,4 Prozent klar, nur ein Sitz fehlte zur absoluten Mehrheit. Seitdem regiert Schwarz-Grün.
Quelle: dpa