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Hamburg & Schleswig-Holstein Schlaglöcher auf Landesstraßen im Norden werden weniger

Wenn es Auto- und Fahrradfahrer in Schleswig-Holstein richtig durchschüttelt, haben sie eine der schlechten Landesstraßen erwischt. Doch die werden ganz langsam weniger.

Kiel (dpa/lno) - Die Sanierung der Landesstraßen in Schleswig-Holstein kommt voran - allerdings langsamer als ursprünglich geplant. Der Anteil von Straßen mit dem schlechtesten Substanzwert wurde nach Zahlen des Verkehrsministeriums von 27 Prozent im Jahr 2021 auf 23,2 Prozent in diesem Jahr reduziert. Die besten Substanzwerte galten 2021 für 32,6 Prozent der Landesstraßen. Aktuell liegt dieser Wert bei 39 Prozent.

Gestiegene Kosten und die aktuelle Haushaltssituation führten allerdings dazu, dass nicht mehr alle Maßnahmen so umgesetzt werden könnten, wie ursprünglich geplant, sagte Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen (CDU) bei der Vorstellung des überarbeiteten Erhaltungsprogramms Landesstraßen 2023-2027. "Außerdem zeigt die Praxis, dass viele Straßen in einem noch schlechteren Zustand sind als erwartet."

95 Millionen Euro pro Jahr

In Schleswig-Holstein gibt es fast 3.600 Kilometer Landesstraßen in der Verantwortung des Landesbetriebs Straßenbau und Verkehr Schleswig-Holstein (LBV.SH). Jährlich stehen 95 Millionen Euro für Landesstraßen und Fahrradwege zur Verfügung.

Madsen sagte, die knappen Geldmittel müssten klug eingesetzt werden. Daher würden kostengünstigere Deckensanierungen priorisiert, um einer vorzeitigen tiefgreifenden Sanierung entgegenzuwirken. Das bedeute aber auch, dass Straßen in einem bereits sehr schlechten Zustand noch länger so bleiben müssen.

Madsen wünscht mehr Geld für Sanierung

Etwas mehr Geld wäre gut, so Madsen. Man könnte aber auch nicht überall gleichzeitig Baustellen im Land betreiben, weil das Verkehr und Wirtschaft örtlich vorübergehend behindere. Außerdem fehle es an Kapazitäten. So verzögerten sich häufig Markierungsarbeiten, weil es nach Angaben des LBV.SH kein entsprechendes Unternehmen mehr in Schleswig-Holstein gibt.

Der LBV.SH-Chef Frank Quirmbach kündigte für die nächsten Jahre unter anderem die Sanierung der L 116 an der Grube Saturn in Lägerdorf (Kreis Steinburg), der L 1 zwischen Süderlügum (Kreis Nordfriesland) und Medelby (Kreis Schleswig-Flensburg) und von Abschnitten der L 69 zwischen Bornhöved (Kreis Segeberg) und Gnissau (Kreis Ostholstein) an.

Brücken werden zum Problem

Madsen wies auf eine zusätzliche Herausforderung hin, weil in den nächsten Jahren immer mehr Brücken in Schleswig-Holstein das Ende ihrer planmäßigen Nutzungsdauer von 80 Jahren erreichen und ersetzt oder saniert werden müssen. "Diesen Bedarf müssen wir mittel- bis langfristig einplanen." Der Verkehrsminister kündigte dazu eine Brückenstrategie an.

Kritik aus der SPD-Fraktion

Die SPD-Fraktion bewertete den Bericht negativ. "Die aktuelle Landesstraßenstrategie ist gescheitert", so der verkehrspolitische Sprecher Niclas Dürbrook. "Statt umfassender Sanierung ist wieder Flickschusterei angesagt."

Der Abgeordnete warnte, wer beim Unterhalt der Straßen spare, müsse auf den ersten Blick vielleicht weniger Schulden machen. Aber angehäuft würden die Schulden trotzdem, weil der Schaden unabhängig davon entstehe. Die Landesregierung müsse den Haushaltsentwurf anpassen. "Es ist kurzsichtig und unverantwortlich weiter von der Substanz der Landesstraßen zu leben."

Auch der FDP-Abgeordnete und frühe Verkehrsminister Bernd Buchholz kritisierte die Entwicklung. "Die Landesregierung nimmt wegen steigender Kosten einfach Tempo raus und streicht das Erhaltungsprogramm zusammen." Sinnvoller wäre es aus seiner Sicht, die Investitionsmittel auf mindestens 100 Millionen Euro pro Jahr heraufzusetzen.

Quelle: dpa

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