Nordrhein-Westfalen NRW bündelt Bahnverkehr – neue Gesellschaft startet 2027
19.09.2025, 11:24 Uhr
Streit um Taktung, Bahnsteighöhen und lange Entscheidungen – NRW will mit einer neuen Gesellschaft den Schienennahverkehr vereinheitlichen. Die bisherigen Verkehrsverbünde verlieren an Bedeutung.
Düsseldorf (dpa/lnw) - Eine neue Gesellschaft soll den Schienennahverkehr in Nordrhein-Westfalen über die Grenzen der Verkehrsverbünde hinweg organisieren und vereinheitlichen. Ein entsprechendes Gesetz hat die schwarz-grüne Landesregierung per Kabinettsbeschluss auf den Weg gebracht. Die neue Gesellschaft in kommunaler Trägerschaft mit dem Arbeitstitel "Schiene.NRW" werde für das Angebot mit Regional- und S-Bahnen verantwortlich sein, sagte NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne) in Düsseldorf.
Die "vielen Ärgernisse" für Fahrgäste aufgrund der gespaltenen Schienen-Verkehrsstruktur sollen nach Worten Krischers künftig ein Ende haben. Dazu gehörten nicht aufeinander abgestimmte Taktungen, langwierige Entscheidungsprozesse, bis neue Bahnen angeschafft würden, oder auch unterschiedliche Bahnsteighöhen.
Jetzige Verkehrsverbünde werden kleiner
Bisher gibt es für den Schienennahverkehr im bevölkerungsreichsten Bundesland mit dem VRR, Go.Rheinland und NWL drei Gesellschaften, wodurch es an den Schnittstellen zwischen Westfalen, Rheinland und Ruhrgebiet immer wieder zu Reibungsverlusten kommt. Die drei Gesellschaften sollen nun zusammengeführt werden, aber weiterhin den Nahverkehr in den Städten und Gemeinden mit Straßenbahnen und Bussen koordinieren.
Die Dreiteilung beim Schienenverkehr sei heute nicht mehr zeitgemäß und effizient, zumal viele Linien über Verbundgrenzen hinweg verliefen, sagte Krischer. "Das Problem ist, dass es heute alles dreimal gibt. Alles gibt es dreimal, alles wird dreimal kontrolliert, alles wird dreimal verhandelt, alles muss dann dreimal abgestimmt werden."
Die Einzelgesellschaften mit insgesamt rund 700 Mitarbeitern würden "in der Größe deutlich reduziert", so der Minister. Der größte Teil des Personals werde in Zukunft bei Schiene.NRW tätig sein. Geplant sei ein vierköpfiger Vorstand, wobei Krischer eine Reduzierung der Führungsetagen der derzeitigen Einzelgesellschaften und auch Doppelfunktionen nicht ausschloss. Ob und wie die neue Gesellschaft künftig an einem Standort zusammengeführt wird, ist Krischer zufolge noch nicht entschieden. Die Anmietung großer neuer Gebäude sei bisher wohl aber nicht geplant.
Schiene.NRW soll 2027 mit Arbeit beginnen
Die neue Gesellschaft bekomme künftig aus den Regionalisierungsmitteln des Bundes für den SPNV einen festen Betrag zugesagt. Zugleich werde die ÖPNV-Pauschale von bisher 130 Millionen Euro auf 160 Millionen und ab 2028 dann auf 170 Millionen Euro erhöht, um die Kommunen beim Bus- und Straßenbahnverkehr zu unterstützen.
Der Landtag soll nach Angaben Krischers das Gesetz im ersten Quartal 2026 verabschieden. Die neue Gesellschaft Schiene.NRW solle 2027 mit der operativen Arbeit starten.
Quelle: dpa