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Nordrhein-Westfalen Studie: Leistungen in NRW in Mathe, Chemie und Co. schwächer

Der IQB-Bildungstrend 2024 sieht bundesweit sinkende Kompetenzen bei Neuntklässlern in Mathematik und Naturwissenschaften. In NRW ist der Leistungsabfall deutlich. Was ist laut Schulministerin zu tun?

Düsseldorf (dpa/lnw) - Neuntklässler in Nordrhein-Westfalen schneiden einer Studie zufolge bei ihren Leistungen in Mathematik und naturwissenschaftlichen Fächern im Bundesländer-Vergleich schwach ab. Das geht aus dem IQB-Bildungstrend 2024 hervor. Im bevölkerungsreichsten Bundesland NRW wurden zudem im Vergleich zur letzten Untersuchung von 2018 deutlich absackende Kompetenzwerte in der neunten Jahrgangsstufe ermittelt.

NRW gehört laut Analyse zu den besonders schwachen Ländern

Im Bericht des Instituts für Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB), der am Rande der Bildungsministerkonferenz in Berlin vorgelegt wurde, heißt es: "Nahezu durchgängig besonders schwache Ergebnisse sind im Fach Mathematik in Bremen, Hessen und Nordrhein-Westfalen zu verzeichnen." 

Ähnlich negativ fällt die Bilanz in den Naturwissenschaften aus: Für die Fächer Biologie, Chemie und Physik seien in Berlin, Bremen, Hessen und Nordrhein-Westfalen "überwiegend ungünstige Abweichungen von den Werten für Deutschland insgesamt zu verzeichnen". Dabei zeigt schon der bundesweite Befund einen besorgniserregenden Trend mit abfallenden Leistungen bei den Neuntklässlern im Vergleich zu 2018.

Die Werte in Nordrhein-Westfalen liegen laut IQB in den vier Fächern unter dem Bundesdurchschnitt. Beispiel Mathematik: Hier schafften 40,8 Prozent der Neuntklässler den für einen mittleren Schulabschluss (Fachoberschulreife) erforderlichen Mindeststandard nicht, bundesweit war das etwa jeder Dritte (34,1 Prozent). 

Wer ist betroffen und welche Faktoren spielen womöglich eine Rolle?

Für die repräsentative Studie waren in allen 16 Ländern Kompetenztests in den neunten Jahrgängen bei mehr als 48.000 Schülerinnen und Schülern durchgeführt worden. Die Forscher wiesen auf signifikante Kompetenz-Nachteile für Schülerinnen und Schüler aus zugewanderten Familien hin. Das Kompetenzniveau sei aber nicht nur bei schwächeren Schülern oder Schülern mit Migrationshintergrund gesunken, sondern auch bei Gymnasiasten.

Die Autoren vermuten, dass Nachwirkungen der pandemiebedingten Einschränkungen des Schulbetriebs und der Sozialkontakte ein wesentlicher Faktor für die wachsenden Defizite sein könnten. 

NRW-Schulministerin Dorothee Feller (CDU) nannte den in allen 16 Ländern festgestellten Leistungsabfall unbefriedigend. NRW gehöre zu den Bundesländern mit einem deutlicheren Kompetenzrückgang - entsprechend seien die Herausforderungen hier auch besonders groß. 

Die Welt habe sich seit dem letzten Bildungstrend 2018 stark verändert, neben den Pandemie-Folgen belasteten Krisen und Kriege in aller Welt die Schülerschaft und die Integration neu Zugewanderter bleibe eine große Aufgabe für die Schulen, schilderte Feller. Social Media und überhöhter Medienkonsum hätten ebenfalls Einfluss auf die Entwicklung junger Menschen. 

Reaktionen und Aufgaben für die Politik in NRW

Der Auftrag für die Politik sei klar: Die Schulen müssten gestärkt, die Lehrkräfte besser unterstützt werden, betonte die CDU-Politikerin in einer Mitteilung. Viele Weichen seien gestellt. Die Schulministerin verwies unter anderem auf regelmäßige Lernstandserhebungen, stärkeren Fokus auf Basiskompetenzen, eine geplante praxisnähere Lehrkräfte-Ausbildung oder die gezielte Unterstützung für besonders belastete Schulen. Mit den eingeleiteten Maßnahmen, Expertise aus Wissenschaft und Praxis und weiteren Schritten sei eine Trendumkehr zu schaffen.

Mit solchen "halbherzigen Maßnahmen" könne man den Abwärtstrend nicht stoppen, kritisierte hingegen SPD-Fraktionschef Jochen Ott. Schulen bräuchten mehr Freiräume für pädagogische Arbeit und für die persönliche Entwicklung der Kinder und Jugendlichen. Besonders alarmierend sei, dass laut Studie seelische oder soziale Probleme unter Schülerinnen und Schülern zunehmen. Die Landesregierung müsse auch mehr für die mentale Gesundheit tun. 

Nach Ansicht der FDP verspielt die NRW-Regierung die Chancen einer ganzen Generation von Schülern, weil sie sich mit "ideologischen Projekten" verzettele. Die Bildungsgewerkschaft VBE meinte, dass NRW zum unteren Drittel der 16 Länder gehöre, sei "ungleichen Ausgangsbedingungen geschuldet". Die Schulen müssten personell und finanziell besser ausgestattet werden, damit "pädagogische Arbeit wirken kann".

Quelle: dpa

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