Reise

Auf Putins Spuren "Der kleine Wladimir war kein Musterknabe"

Kanal in St. Petersburg. In der zweitgrößten russischen Stadt ist Wladimir Putin aufgewachsen.

Kanal in St. Petersburg. In der zweitgrößten russischen Stadt ist Wladimir Putin aufgewachsen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Woher kommt Präsident Putin? Eine Stadtführung im russischen St. Petersburg begibt sich auf Spurensuche. In den Straßen des einstigen Leningrad menschelt es.

Sehenswürdigkeiten gibt es in Sankt Petersburg genug: Hunderte Paläste und Schlösser warten darauf, besichtigt zu werden. Stadtführer Georgi Rusanow führt die Besucher dennoch lieber in schlichte Wohnstraßen und Hinterhöfe. "Putins Sankt Petersburg" nennt er seine Tour auf den Spuren des russischen Präsidenten durch das einstige Leningrad. "Die Führung ist sehr beliebt, vor allem bei den ausländischen Touristen", sagt Rusanow. Für 1800 Rubel (24,60 Euro) zeigt er den Teilnehmern in zweieinhalb Stunden jene Orte, an denen Putin rund 40 Jahre seines Lebens verbrachte.

Wladimir Putin 2007 mit seiner Ex-Frau Ljudmila.

Wladimir Putin 2007 mit seiner Ex-Frau Ljudmila.

(Foto: picture alliance / dpa)

Vor einem grauen Gebäude, der ältesten Geburtsklinik der Stadt, bleibt Rusanow stehen. "Hier wurde Putin am 7. Oktober 1952 als drittes Kind von Wladimir und Maria Putin geboren", erklärt er seinen Zuhörern. Die beiden Geschwister seien bereits als Kinder gestorben. Weiter geht es in die nahe gelegene Baskow-Straße, in der der Politiker in einer "einfachen Arbeiterfamilie" aufgewachsen sei. "Der kleine Wladimir war kein Musterknabe", verrät der Stadtführer und zeigt einen Innenhof, in dem Putin als Kind angeblich Ratten gejagt hat. Die Touristen schmunzeln.

Seit 1999 mischt Putin ganz oben in der russischen Politik mit. Erst als Regierungschef, später als Präsident, dann wieder als Regierungschef und seit 2012 ist er erneut Präsident. Putin ist beliebt wie nie zuvor, vor allem seit der Annexion der Krim 2014. In Umfragen unterstützen 80 Prozent der Russen seine Politik. Es gebe einen regelrechten Personenkult um den Präsidenten, kritisieren Oppositionelle.

"Tour zeigt menschlichere Seite"

"Die ganze Welt kennt Putin, er ist so bekannt wie ein Filmstar", schwärmt Stadtführer Rusanow. Aus seinem Privatleben jedoch ist wenig bekannt. Recherchen über sein Liebesleben oder die Geschäfte seiner beiden Töchter blockt der Kreml ab. "Die Tour zeigt eine menschlichere Seite von ihm", sagt Rusanow und führt die Besucher an jenen Ort, wo der Präsident sein erstes Date mit Ludmila hatte, seiner Frau, von der er inzwischen geschieden ist.

Weitere Station: der Sitz des russischen Geheimdienstes FSB, dem Nachfolger des sowjetischen KGB. "Hier wurde Putin 1975 rekrutiert, nachdem er als einer der Besten das Jurastudium an der Universität abgeschlossen hatte", erzählt Rusanow. Schon als Kind habe Putin beschlossen, Agent zu werden, nachdem er einen Spionagefilm gesehen habe.

"Putin ist ein rätselhafter Mensch", sagt Sam Roberts aus den USA, der mit seiner russischen Frau Galina an der Tour teilnimmt. "Er interessiert mich sehr und in den USA wissen wir nicht sehr viel über ihn." Anna Kusnezowa ist mit einer Freundin aus Kaluga, einer Stadt südwestlich von Moskau, nach St. Petersburg gereist. Die Führung hat sie gerührt. Sie wisse jetzt, dass es viele Gemeinsamkeiten zwischen ihr und Putin gebe, sagt sie. "Ich bin ein Fan unseres Präsidenten!"

Quelle: ntv.de, Marina Koreneva, AFP

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