Natur und Kultur entdecken Die Top-Ausflugsziele am Bodensee
13.04.2016, 12:30 Uhr
In der Ferne schimmern die schneebedeckten Gipfel der Alpen.
(Foto: bodensee.de)
Es herrscht fast mediterranes Klima am Fuße der Alpen. Am Bodensee gibt es auch für deutsche Urlauber viele Ecken, die sie vielleicht noch nicht gesehen haben. Die Ausflugsziele rund um den See haben alle einen besonderen Charme.
Der Bodensee ist mit 536 Quadratkilometern Wasseroberfläche nicht nur der drittgrößte See Europas, er trennt auch Deutschland von Österreich und der Schweiz.
An manchen Tagen kann man das andere Ufer nur erahnen, es verschwindet im Dunst des Sees - dieser Umstand brachte dem Bodensee den liebevollen Namen "Schwäbisches Meer" ein. Sein fast mediterranes Klima lässt die Natur dort im Überschwang gedeihen, schon früh in der Geschichte haben sich Menschen in dieser schönen Umgebung niedergelassen.
Kaiser, Päpste und Weltkulturerbe
Um die Landschaft um den See in seiner ganzen Vielfalt zu entdecken, sollte man sich einige Tage Zeit gönnen. Nähert man sich diesem südlichsten Zipfel der Republik etwa von der deutschen Seite aus (zum Beispiel über die A81 von Stuttgart kommend) erblickt man sehr bald die Insel Reichenau, wo das Benediktinerkloster aus dem 9. Jahrhundert den Titel Unesco-Weltkulturerbe trägt.
Das Benediktinerkloster auf der Insel Reichenau zählt seit dem Jahr 2000 zum Unesco Weltkulturerbe.
(Foto: reichenau-tourismus.de)
Eine lange Pappelallee verbindet die Insel mit dem Festland. Inmitten des Sees sind die Voraussetzungen für den Gemüseanbau so optimal, dass sich hier über die Jahrhunderte hinweg eine florierende Landwirtschaft entwickeln konnte. Heute findet man Obst und Gemüse von der Reichenau in den Supermärkten in ganz Deutschland - einen besonderen Siegeszug hat aber eine recht unscheinbare weiße Sauce angetreten: Die Reichenauer Salatsauce passt zu allem und schmeckt zu allem.
Kurz hinter der Insel Reichenau befindet sich Konstanz (sprich: Konschtanz), die größte Stadt des Bodensees. Sie liegt direkt an der Schweizer Grenze und am Ausfluss des Rheins, der den Bodensee von den Schweizer Alpen kommend, einmal durchfließt. Das gut erhaltene mittelalterliche Städtchen strahlte zwischen 1414 und 1418 über die Bodenseeregion hinaus, als gleich mehrere Päpste und Kaiser während dem Konstanzer Konzil über die Kirchenspaltung in Europa berieten. Dieses Jahr feiert die Stadt mit vielen Veranstaltungen das 600-jährige Konziljubiläum. Wer einen Besuch in Konstanz plant, sollte die Wochenenden nach Möglichkeit vermeiden: Aufgrund des derzeit günstigen Franken-Kurses ist die Stadt fest in der Hand Schweizer Shopping-Touristen, was neben langen Schlangen in den Geschäften auch zu viel Verkehr auf den Straßen und am Zoll führt.
Der Duft von 30.000 Rosenstöcken
Im Frühling blühen auf der Mainau die Tulpen und Hyazinthen zuerst - Rosen betören die Besucher im Sommer.
(Foto: bodensee.eu)
Bevor man Konstanz verlässt, ist ein Besuch auf der Insel Mainau ein Muss: Das kleine Eiland der Grafenfamilie Bernadotte wird auch "Blumeninsel" genannt, denn mehr als 60 Gärtner sind das ganze Jahr über damit beschäftigt, den Schlosspark, die opulenten Blumenbeete und den riesigen Rosengarten mit mehr als 500 verschiedenen Rosensorten und rund 30.000 Rosenstöcken zu pflegen. Der botanische Garten mit Schmetterlingshaus und ein Wasserspielplatz (mit Wäschetrockner für die nassen Kleider) machen Mainau auch für die Kleinsten zu einem echten Erlebnis. Die Öffnungszeiten der Insel variieren - sie richten sich nämlich nach Sonnenauf- und untergang. Die Ticketpreise sind nicht ganz günstig, Erwachsene kosten in der Hauptsaison (18. März bis 23. Oktober 2016) 19 Euro, da lohnt sich das Jahresticket für 49 Euro für die, die aus der Nähe kommen.Schüler (ab 13 Jahren) und Studenten bezahlen 11 Euro (Jahreskarte 30 Euro), Kinder bis 12 Jahre ganzjährig nichts.
Auf Stelzen im Wasser
Die Holzbauten im Wasser sollten die Menschen vor wilden Tieren und feindlichen Stämmen schützen.
(Foto: bodensee.eu/Achim Mende)
Auf der anderen Seeseite befindet sich ein weiteres Kleinod im Bodensee: das Freilichtmuseum für Pfahlbau in Unteruhldingen. Rund um den See gibt es verschiedene Fundorte von Pfahlbau-Siedlungen - einige sind Teil des Unesco-Weltkulturerbes. Besucher können im Freilichtmuseum eine eindrucksvolle Tour durch die Holzbauten nach dem Vorbild aus der Bronzezeit machen. Die Häuser stehen einige Meter vom Ufer entfernt auf Stelzen im Wasser, Holzstege verbinden sie. Das Museum ist in der Hauptsaison (April bis September) von 9.00 Uhr bis 18.30 Uhr geöffnet, der Eintritt für Erwachsene beträgt 9,00 Euro, für Kinder 6,00 Euro.
Weinreben, so weit das Auge reicht
Die Klosterkirche Birnau überblickt wie eine Königin den gesamten Bodensee.
(Foto: bodensee.eu/Achim Mende)
Auf der deutschen Seite des Bodensees fällt das Ufer teilweise stark ab - die sonnigen Südhänge eignen sich hervorragend für den Weinanbau. Besonders rund um die kleine Stadt Meersburg reihen sich Reben an Reben und inmitten von ihnen steht die barocke Klosterkirche Birnau. Wenn man mit dem Auto auf der B31 entlangfährt, kann man sie schon von Weitem sehen - anhalten sollte man unbedingt, der Ausblick von der Terrasse der Kirche ist in Worten kaum zu beschreiben: Eingebettet in Weinreben reicht der Blick über die gesamte Länge des Bodensees bis weit zu den Alpen. Von hier oben aus kann man im Frühjahr und Sommer den weißen Segelschiffen auf dem See nachschauen, im Herbst herannahende Stürme beobachten und im Winter die Stille des Sees genießen. Der kleine Imbiss neben der Kirche bietet übrigens einen sehr guten Apfelkuchen an.
Es gehört zum Zauber der Bodenseeregion, dass bereits nach kurzer Fahrt eine landschaftlich völlig andere Welt zu beginnen scheint. Und auch wenn die liebliche Weinreben-Landschaft des deutschen Ufers noch viele Reize bereithält - Bodensee-Besucher sollten sich einen Ruck geben und einen wirklich spektakulären, wenn auch etwas weiter entfernten Ort aufsuchen: die Ebenalp im schweizerischen Appenzellerland.
Ein "place to see before you die"
Das Berggasthaus Äscher schmiegt sich an die steile Felskante, so als ob es Schutz vor den Naturgewalten suchen möchte.
(Foto: Peter Böhi)
Bereits nach einer Stunde Fahrt befinden sich Besucher landschaftlich im Herzen der Schweiz. Das Appenzellerland ist nicht nur für seinen herzhaften Käse bekannt, es verbirgt auch eine märchenhaft aussehende Alphütte, das Berggasthaus Äscher. Doch um an diesem spektakulären Ort eine Portion Rösti zu verspeisen, muss erst ein nicht weniger atemberaubender Pfad gegangen werden: Von der Talstation Wasserauen aus bringt eine Gondel die Wanderer auf die Ebenalp; von dort aus beginnt ein zunächst milder Abstieg über kleine Trampelpfade, doch der Weg führt dann direkt in eine riesige Tropfsteinhöhle.
Auch für ungeübte Wanderer ist die Tour gut zu bewältigen, denn der Weg durch die Höhle ist gut befestigt und mit Geländern und Treppen ausgestattet. Am Ende der Höhle befindet sich ein kleine rote Holzkirche, das Wildkirchli. Während der Turm im Freien steht, können die Menschen auf Bänken in einer kleinen Seitenhöhle Platz nehmen, dort befindet sich auch ein kleiner Altar. Der Ort ist für eine kurze Andacht gut gewählt, denn so viel sei gesagt: Für die letzte Etappe des Weges brauchen vor allem nicht schwindelfreie Zeitgenossen göttlichen Beistand.
Dem Himmel sehr nahe
Direkt hinter dem Wildkirchli beginnt ein ziemlich steiler Abgrund. Der Pfad zum Gasthaus Äscher ist teilweise in den Fels gehauen, teilweise wird die Kluft nach unten aber auch durch Holzstege überbrückt. Der Weg ist zwar am Rand durch ein Geländer gesichert, aber der Abgrund ist fühlbar nah. Von hier aus sind es jedoch nur noch wenige Meter zum dem urigen Gasthaus, in dem man auch übernachten kann. Rechtzeitig anmelden sollten sich Besucher aber in jedem Fall, die wenigen Betten sind in den Sommermonaten schon lange Zeit im Voraus ausgebucht.
Der Weg ins Tal führt von hier aus weniger steil und weitaus weniger gefährlich über Almen und vereinzelte Höfe. Einige Bauern verkaufen ihre Milch- und Käseerzeugnisse direkt von der Alm aus, einen großen Rucksack mitzunehmen lohnt sich also. Nach einer guten Stunde ist man wieder bei der Talstation der Gondel angekommen. In der Schweiz ist es für Euro-Besitzer etwas teurer. Die Einzelfahrt mit der Gondel kostet für Erwachsene 20 Franken, Hin- und Rückfahrt gibt es für 31 Franken. Kinder ab sechs Jahren kosten einfach 7,50 Franken und doppelt 12 Franken. Unter sechs Jahren fahren sie gratis.
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Quelle: ntv.de, lvb