Topmodels, Konzernchefs, F1-Fahrer Events auf der Zugspitze boomen
19.08.2011, 14:13 UhrDeutschlands höchster Berg wird für die Events immer beliebter. Firmen halten dort Pressekonferenzen ab, Ferrari stellt ein Auto vor und Heidi Klums "Topmodels" versuchen, auf High Heels durch den Schnee zu staksen - zum Unmut von Umweltschützern.

Der Hochseilartist Freddy Nock - hier läuft er über das Seil der Gletscherbahn auf der Zugspitze zum Gipfel - plant für den 20. August auf der Zugspitze einen spektakulären Weltrekordversuch. (Bild vom 30. August 2009)
(Foto: dpa)
Die Zugspitze ist mit 2962 Metern Deutschlands höchster Berg - und wird für Veranstaltungen und Inszenierungen aller Art immer beliebter. Das gilt nicht nur für den Schweizer Freddy Nock, der an diesem Wochenende einen neuen Weltrekord aufstellen und zum zweiten Mal auf einem Tragseil der Gletscherbahn in Richtung Zugspitzgipfel balancieren will. Ob Pressekonferenzen großer Firmen oder prestigeträchtige Produktpräsentationen - der Symbolcharakter der Zugspitze wird gern genutzt: "Wir sind spitze", so die Botschaft, die von Veranstaltungen auf dem "Dach Deutschlands" ausgehen soll.
Und so posierten im Juni die drei Finalistinnen der Casting-Show "Germany's next Topmodel" in schwarzen, roten und goldenen Kleidchen bei Minusgraden für die Fotografen - von denen sie sich dann tragen lassen mussten, weil sie bei dem Versuch scheiterten, auf High Heels durch den Schnee zu staksen. Ein Hubschrauber hatte sie zur höchsten Station ihrer kurzen Deutschland-Tour extra eingeflogen.

Die Models Jana, Amelie und Rebecca (l-r), Finalistinnen von "Germany's next Topmodel", bei einem Fototermin am 6. Juni 2011 auf der Zugspitze.
(Foto: dpa)
Anfang des Jahres gab Siemens auf dem Berg eine Pressekonferenz zum Sponsoring der Ski-WM - und Konzernchef Peter Löscher lies sich beim Skifahren in geübter Pose bei rasanter Abfahrt fotografieren.
Ferrari präsentierte im Frühjahr und in Anwesenheit von Formel-1-Pilot Fernando Alonso im Schnee ein neues Auto und auch Politiker sind immer wieder Gast auf Deutschlands höchstem Berg. So erklommen im Sommer vergangenen Jahres Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) und CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt Seit an Seit den Gipfel und ließen sich von extra informierten Fotografen mit roten Wangen vor dem Gipfelkreuz ablichten.
Halbe Million Bergbahn-Fahrer im Jahr
Die Bayerische Zugspitzbahn Bergbahn AG (BZB) bringt mit ihren Bergbahnen rund eine halbe Million Touristen im Jahr auf Deutschlands höchsten Gipfel. Das ist aber längst nicht mehr die einzige Einnahmequelle. "Events sind für uns inzwischen ein wichtiges Standbein", sagt BZB-Sprecherin Eva-Maria Greimel.
Im Jahr 2008 gab Fußball-Bundestrainer Jogi Löw sogar den EM-Kader mit großem Medienrummel auf der Zugspitze bekannt - und erntete damit nicht nur Zuspruch. Die "Eventisierung" von allem, was mit der Nationalmannschaft zu tun hat, wurde kritisiert. Naturschützern stößt bei derartigen Aktionen aber vor allem die "Eventisierung" der Zugspitze übel auf - "die Eventisierung von Natur" - wie etwa Kurt Schmid vom Bund Naturschutz in Bayern: "Der ganze Naturraum wird zum Event gemacht und das ist natürlich ein Problem."
Tote beim Zugspitzlauf
Im Jahr 2008 endete ein großes Event für zwei Männer tödlich. Beim alljährlichen Zugspitzlauf starben zwei Teilnehmer an Erschöpfung und Unterkühlung.
Events ganz anderer Art sind Protestaktionen: Denn auch für Demonstranten ist der Berg ein beliebtes Ausflugsziel - frei nach dem Motto: "Das ist der Gipfel". Greenpeace-Aktivisten demonstrierten in luftiger Höhe schon für die Energiewende, das Gastgewerbe stürmte im Kampf für eine niedrigere Mehrwertsteuer die Zugspitze. Erst Mitte August wanderten Verdi-Mitglieder zu Fuß auf Deutschlands höchsten Gipfel, um dort gegen Leiharbeit zu protestieren.
Verdi kein Problem, Vegetarier aber
Hansjörg Barth, in dritter Generation Pächter der Alpenhütte Münchner Haus auf der Zugspitze, hat schon viele Demonstrationen mitbekommen. Vor Jahren, als sein Sohn noch klein war, habe er rund 100 Demonstranten eine Watschn angedroht, sollten sie von ihren Trillerpfeifen Gebrauch machen. "Mein Bub war gerade eingeschlafen", erinnert er sich. Die Demonstranten blieben ruhig und wurden erst wieder laut, als der Wirt mit seinem ausgeschlafenen Sohn am Fenster erschien und grünes Licht gab. Heute habe er mit "den Leuten von Verdi" kein Problem, betont Barth. "Nur einer, der war Vegetarier."
Quelle: ntv.de, Britta Schultejans, dpa