Behörden drohen mit Schließung Händler kämpfen um Markt in Bangkok
29.05.2016, 14:05 Uhr
Die Händler bangen um ihre Existenz.
(Foto: picture alliance / dpa)
Das pulsierende Leben auf den Nachtmärkten Bangkoks lockt unzählige Touristen an. Doch genau diese Märkte sollen nun weg, denn sie produzieren Müll und hinterlassen Dreck. Die Touristen verstehen das nicht - und die Händler bangen um ihre Existenz.
Der Arbeitstag von Chan Srirapong endet um vier Uhr morgens. Weniger als drei Stunden später ist er wieder auf den Beinen und bringt seine beiden Kinder zur Schule. Danach klappert Chan die Großhändler ab und kauft Waren für seinen Verkaufsstand am Silom-Nachtmarkt in Bangkok. Sobald es dunkel wird in Thailands Hauptstadt, brummt das Geschäft auf den Märkten: Einheimische und Touristen drängen sich zwischen den Ständen in der schwülen Nachtluft, ein Durchkommen ist fast unmöglich.
Zu kaufen gibt es alles - von T-Shirts, Schmuck und Beinahe-Designertaschen bis zu Baseballschlägern und Potenzmitteln. Doch damit könnte bald Schluss sein. Geht es nach den Behörden, muss der Markt weg. "Derzeit verdiene ich gerade genug, um meine Frau, Kinder und Eltern zu ernähren", sagt Chan. "Ich arbeite sieben Tage die Woche und nun wollen mir die Behörden meine einzige Verdienstquelle wegnehmen."
Etwa 600 Händler sind betroffen, falls die Stadtverwaltung ihre Drohung wahr macht und Ende Mai die Bürgersteige an der Silom-Kreuzung im Zentrum von Bangkok räumt. Manche der Händler seien seit 20 Jahren hier, sagt Chan. "Wir haben Räumungsbescheide an die Läden erteilt", sagt Vallop Suwandee von der Stadtverwaltung. "Die Stadt will, dass die Gehwege wieder den Fußgängern und Bürgern gehören." Es habe sehr viele Beschwerden wegen der Straßenhändler gegeben: Fußgänger seien auf die Straßen abgedrängt worden, Müll landete ebenfalls dort. Andere Straßenmärkte hat genau dieses Schicksal schon ereilt. Märkte und Garküchen sind in den vergangenen Jahren verschwunden, zum Leidwesen vieler Einheimischer und Besucher.
Markt ist Touristenattraktion
Silom ist bei Touristen beliebt, dies hatte den Nachtmarkt bislang vor der Schließung bewahrt. Manche hoffen immer noch, dass die Behörden einen Rückzieher machen. "Der Markt sollte bleiben", meint eine Frau aus Karlsruhe. Er locke Touristen an und sei ein wichtiger Teil auf der Reise nach Thailand. "Es ist unser erstes Mal in Bangkok und Silom war eine der Straßen, die wir erleben wollten. Das gibt es sonst nirgends auf der Welt", sagt sie. Ein Paar aus dem spanischen Alicante stimmt zu: "Es ist toll hier, wie können sie nur einen solchen Ort schließen?"
Dem Tourismus-Argument kann die Nachtmarkt-Gegnerin Oraya Sutabutr jedoch nur wenig abgewinnen. "Ich will diese Leute fragen, ob sie solche Verkäufer in ihren Heimatländern haben möchten. Wollen die Touristen die Ratten und Kakerlaken, die es gibt, wenn Essensabfälle auf der Straße liegen?" Die Professorin an der Thammasat-Universität und gleichgesinnte Aktivisten des "Bangkok Sabai Walk"-Projekts wollen die Gehwege der Stadt verbessern.
Händler bangen um Einnahmen
"Die Touristen kommen und sehen das nur für ein oder zwei Tage. Sie denken, das sei nett und einzigartig. Aber würden sie diese Händler auf der Hauptstraße in München haben wollen?" Ja, sie sei für die Entfernung der Straßenhändler, betont Oraya. "Sie sind illegal, zahlen keine Steuern und nutzen öffentlichen Raum für ihren Profit." Sie störe nicht nur der Müll - die Händler machten es vor allem für ältere Menschen, Mütter mit Kindern oder Behinderte schwierig, sich in der Stadt zu bewegen. Chan entgegnet, jeder Händler bezahle der Stadt Geld für die Straßenreinigung.
Er hofft auf Dialogbereitschaft seitens der Stadtverwaltung. Die Händler wollten wissen, warum man ihnen jetzt auf einmal ihre Lebensgrundlage wegnehmen will und welche Alternativen die Stadt anbietet. Chan schlägt spätere Öffnungszeiten für den Nachtmarkt vor, um Passanten weniger zu stören. "Jeder, der nach neun Uhr abends nach Silom kommt, ist nur wegen des Marktes und der Bars hier." Die Räumung des Nachtmarktes solle aufgeschoben werden, sagt Chan. "Ich weiß einfach nicht, was ich machen soll, wenn sie den Markt schließen. Wer soll dann für meine Familie sorgen?"
Quelle: ntv.de, Cod Satrusayang, dpa