Reise

Kreis Schleswig-Flensburg Hochburg der Wikinger

Im Norden Schleswig-Holsteins, zwischen Schleswig am Ostseefjord Schlei und der Flensburger Förde, erzählen unzählige Stätten die maritime Geschichte der Region. Besucher können sich nicht nur auf die Spuren der Wikinger begeben. Auch das Leben der Kapitäne und die Geschichte der Schifffahrt werden lebendig. Die Region des heutigen Kreises Schleswig-Flensburg war einst eine Hochburg der Wikinger. Deutlich wird dies vor allem in Haithabu, einer bedeutenden Siedlung aus dem 9. bis 11. Jahrhundert, am Ostseefjord Schlei. Haithabu, das 1897 von Archäologen entdeckt wurde, gilt als weltweit am besten erhaltene Handelsstation der Wikingerkultur.

In einem Museum erfahren die Besucher viel über das Leben der Wikinger, anhand von Modellen wird die Siedlung rekonstruiert. Höhepunkt der Präsentation ist das Wrack eines einst rund 30 Meter langen Schiffes, das vor mehr als 50 Jahren entdeckt wurde. "Es hat annähernd ein Jahrtausend im Schlamm des Hafens von Haithabu gelegen", erzählt die Leiterin des Museums, Ute Drews. Vermutlich sei es damals Führungsschiff einer königlichen Flotte gewesen.

Ein Weg führt vom Museum zu Häusern der Wikingerzeit, die derzeit im historischen Gelände vor den Augen der Besucher errichtet werden. Im Sommer zeigen hier als Wikinger verkleidete Darsteller den Alltag in Haithabu. Beim Eintritt in eines der fensterlosen Häuser rückt die vergangene Welt ganz nah: Ein Lehmbackofen ist zu sehen. Felle liegen auf dem Boden vor der Feuerstelle, an der sich die Menschen einst wärmten und sich Geschichten erzählten. Bis 2008 sollen sieben solche Häuser fertig sein.

Spuren maritimen Erbes finden sich auch im rund 40 Kilometer entfernten Flensburg nahe der dänischen Grenze auf Schritt und Tritt. Den Alltag eines Segelschiffkapitäns aus dem 19. Jahrhundert können Touristen auf dem Kulturpfad "Flensburger Kapitänsweg" kennen lernen. Auf dem fast fünf Kilometer langen Rundgang beiderseits des Hafens der Fördestadt wird den Besuchern anhand von 14 Stationen und der fiktiven Geschichte von Kapitän Petersen die Seefahrthistorie der Stadt anschaulich vermittelt.

Petersens Geschichte beginnt vor dem Flensburger Schifffahrtsmuseum im alten Zollpackhaus, das einen Blick ins Innere lohnt. Schiffbau und Schifffahrt lassen sich dort bis ins Mittelalter zurückverfolgen. Schiffsmodelle, Kapitänsbilder, Navigationsinstrumente und Seekarten dokumentieren Flensburgs Entwicklung als Hafen- und Handelsstadt.

In den Gewölben des alten Hauses ist noch ein weiteres Museum untergebracht, das gerade einmal so groß ist wie eine Einzimmerwohnung: das Rum-Museum. Wer die Stufen hinabsteigt, bemerkt gleich, dass es noch immer ein wenig nach Rum riecht. Denn bis vor wenigen Jahrzehnten lagerten dort schwere Eichenholzfässer mit dem "Pure-Rum" aus Westindien. "Es ist das einzige Rum-Museum Deutschlands", sagt Museumsleiterin Jutta Glüsing.
In dem kleinen Museumsraum stehen nun viele Fässer, Modelle, Flaschen und Geräte, die zeigen, wie in den alten Flensburger Kellern das hochprozentige Lieblingsgetränk des Seemanns entstand. Zudem wird die Geschichte des Rums an der Flensburger Förde erzählt: 1755 hatte die "Neptuns" den Flensburger Hafen mit Kurs auf Dänisch-Westindien verlassen. Niemand ahnte damals, dass mit diesem exotischen Abenteuer Flensburgs Ruhm als Rum-Stadt seinen Anfang nehmen sollte.

In unmittelbarer Nachbarschaft zum Museum liegen an der Seebrücke die traditionellen Segelschiffe des Museumshafens Flensburg. Nur wenige Schritte entfernt findet sich eine Museumswerft, deren rotbraune Holzgebäude markanter Anziehungspunkt sind. Die historische Werft will die alten Techniken im Holzschiffbau überliefern. Wer mag, braucht den Bootsbauern bei der Arbeit nicht nur zuzusehen, sondern kann aber auch selbst Hand anlegen und Seekisten oder Paddel bauen.

In einem der Häuschen sitzt der frühere Seemann Adolf Born. Der 67-Jährige baut ein kleines, hölzernes Schiffsmodell. Ein ganzes Stück größer ist der 14 Meter lange Nachbau eines historischen Frachtseglers, an dem einige Handwerker derzeit auf dem Gelände mit historischen Werkzeugen arbeiten. Werftchef Uwe Kutzner erklärt: "Wir wollen maritime Kultur darstellen und bieten Werft-Atmosphäre wie vor 150 Jahren."

Informationen: Tourismus-Agentur Schleswig-Holstein, Wall 55, 24103 Kiel (Tel.: 01805/60 06 04 für 12 Cent pro Minute).

Quelle: ntv.de

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