Viel Platz in Ägypten und Griechenland Bei Touristen kaum gefragt
05.03.2012, 13:38 Uhr
Ägypten ist im Jahr 2012 das Partnerland der ITB. (Stand von Ägypten auf der ITB im März 2011)
(Foto: dpa)
Griechenland oder Ägypten sind auf Einnahmen aus dem Tourismus dringend angewiesen - doch die deutschen Urlauber halten sich zurück. Das Image der Reiseziele hat gelitten.
Die Krisenstaaten Ägypten und Griechenland stehen bei deutschen Touristen derzeit nicht hoch im Kurs. Der Reiseveranstalter Thomas Cook berichtete, dass sich die Gäste bei diesen beiden Zielen auffällig zurückhielten, während auf der anderen Seite Tunesien ein echtes Comeback geschafft habe und die Türkei ihr Wachstum ungebrochen fortsetze. "Griechenland hat im vergangenen Jahr von der Situation in Nordafrika profitiert. In diesem Jahr schlagen die Ereignisse in Athen auf das Image des Landes durch", erklärte Deutschland-Chef Peter Fankhauser im Vorfeld der Reisemesse ITB in Berlin (7.-11. März).
Auch der Duisburger Reiseveranstalter Alltours hatte berichtet, Griechenland werde von den Deutschen gemieden. Viele Urlauber verwechselten Rhodos mit Athen. "Sie glauben, überall gibt es Demonstrationen und Aversionen gegen Deutsche wegen der harten Sparpolitik, welche die Griechen (Kanzlerin) Angela Merkel anlasten", sagte Alltours-Chef, Willi Verhuven, der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".
Der Veranstalter FTI Touristik stellte dagegen eine sehr gute Entwicklung der Buchungszahlen für Ägypten und Tunesien fest. "Sowohl die Zahlen für den Winter 2011/12 als auch die Vorausbuchungen für den Sommer 2012 sind mehr als zufriedenstellend", erklärte Geschäftsführer Dietmar Gunz. Wenn die Entwicklung anhalte, werde FTI im Geschäftsjahr 2011/12 mehr Gäste in diesen Ländern verzeichnen können als vor dem Arabischen Frühling. Die größte Hürde für die weitere touristische Entwicklung insbesondere in Ägypten sieht Gunz in der 2011 eingeführten Luftverkehrssteuer. "Die Politik könnte aktive Aufbauhilfe leisten, wenn die Region in diesem Punkt gegenüber anderen Reisezielen nicht benachteiligt würde."
Von Ägypten abgeraten
Der Vorsitzende des Bundestags-Tourismus-Ausschusses, Klaus Brähmig (CDU), riet Urlaubern kurz vor Beginn der ITB davon ab, nach Ägypten zu reisen. Die deutschen Touristen sollten sich fragen, ob ein Urlaub in einem Land sinnvoll sei, in dem Menschenrechte missachtet und Minderheiten drangsaliert würden, sagte Brähmig dem "Hamburger Abendblatt". Ägypten ist das diesjährige Partnerland der ITB in Berlin.
Insgesamt ist Thomas Cook mit Marken wie Neckermann oder Bucher mit dem Geschäft in Deutschland zufrieden. Man liege dank gestiegener Verkaufspreise beim Umsatz auf dem Niveau des sehr starken Vorjahres, erklärte Fankhauser. Die Buchungszahlen für die Sommersaison seien im Vergleich um ein Prozent zurückgegangen, was aber durch die höheren Preise wieder ausgeglichen worden sei.
Beliebtestes Ziel der Thomas-Cook-Kunden bleibe Spanien vor der Türkei und Deutschland. Tunesien präsentiere sich wieder politisch stabil und könne das Niveau aus dem Sommer 2010 wieder erreichen, wenn sich die Buchungen wie bislang fortsetzten. Die schwächere Entwicklung in Ägypten und Griechenland könne sich im Last-Minute-Geschäft noch relativieren.
Quelle: ntv.de, dpa