Monet en gros Pariser Museen konkurrieren
07.10.2010, 07:47 UhrParis ist nicht gerade arm an Kunst- und Kulturangeboten und wenn man die Stadt besucht, hat man die Qual der Wahl. Nun müssen sich auch Monet-Fans entscheiden - oder in beide Ausstellungen gehen, denn die riesige Monet-Retrospektive im Grand Palais bekommt Konkurrenz: Das Pariser Marmottan Monet Museum, das weltweit die größte Monet-Sammlung besitzt, zeigt erstmals die 136 Werke in ihrer Gesamtheit.
Einige der Monet-Werke, die das Musée Marmottan Monet zeigt: Michel Monet mit Bommelmütze (1880).
(Foto: dpa)
Welche der großen beiden Pariser Monet-Ausstellungen wird wohl die meisten Besucher anziehen? Diese Frage wird vermutlich erst nach dem Ende der jeweiligen Retrospektiven im Grand Palais und im Museum Marmottan Monet mit Sicherheit beantwortet werden können. Das Grand Palais unweit der Champs-Elysées rühmt sich, in Frankreich derzeit die größte Monet-Schau seit 30 Jahren zu zeigen. Das Musée Marmottan Monet hingegen spielt einen Trumpf aus, den es bisher eisern in der Hinterhand gehalten hat: Es stellt vom 7. Oktober an erstmals seine gesamte Monet-Sammlung aus - mit 136 Werken die größte der Welt. Beide machen sich offensichtlich Konkurrenz, was im Vorfeld für einige Schlagzeilen gesorgt hat.
Keine Kooperation, keine Konzessionen
Diesmal hat es mit der Kooperation zwischen den französischen Kunsteinrichtungen scheinbar nicht so recht geklappt. Denn weder das Orsay-Museum, das zusammen mit der RMN, die die 35 staatlichen Museen Frankreichs verwaltet, die große Monet-Ausstellung im Grand Palais organisiert hat, noch das Musée Marmottan im schicken 16. Arrondissement waren zu Konzessionen bereit: Orsay wollte kein Gemeinschaftsticket mit Marmottan, im Gegenzug hat Marmottan jede Anfrage um Monet-Leihgaben abgelehnt.
Orsay wollte für seine riesige Monet-Retrospektive insgesamt 18 Werke als Leihgaben, darunter das bekannte "Impression, soleil levant" (Impression, Sonnenaufgang), das dem Impressionismus seinen Namen gab. Denn von den rund 200 Werken, die in der Monet-Schau zu sehen sind, stammt mehr als die Hälfte aus Amerika. "Ich bin sehr enttäuscht, zumal wir Marmottan im Jahr 2008 für eine Ausstellung fünf Meisterwerke von Monet ausgeliehen hatten", gestand der Orsay-Direktor Guy Cogeval der Presse. "Wir werden im Gegenzug dazu Orsay im nächsten Frühjahr drei Manet-Werke leihen", antwortete Jacques Taddéi, der Direktor von Marmottan Monet, trocken.
Eine Zusammenarbeit wäre sicherlich sinnvoll gewesen, denn beide Ausstellungen ergänzen sich. Während das Grand Palais den Schwerpunkt auf die künstlerische Entwicklung Monets legt, angefangen von seinen ersten, noch unter dem Einfluss der Schule von Barbizon stehenden Werken, bis hin zu seinen herrlichen Bildserien der Kathedrale von Rouen, der Themse in London und dem Seine-Arm bei Giverny, zeigt Marmottan eher die private und vertrauliche Seite des Künstlers. Und die beginnt mit den Porträts seiner Familie, vor allem seiner Kinder.
Nur wenige Porträts
Monet malte nur selten Porträts, und wenn, dann nur als eine Art Erinnerungsbild und nicht, um sich dem Porträt als Genre zu widmen. Von seinem ersten Sohn Jean sind heute fünf Porträts bekannt. Eines davon, das Jean als 13-jährigen Jungen zeigt, ist in der bis zum 20. Februar dauernden Ausstellung zu sehen, ebenso wie das Bildnis seines zweiten Sohns Michel, den Monet erstmals im Winter 1878-9 als Kleinkind abbildet. Viele der Exponate stammen aus der umfangreichen Monet-Schenkung, die Michel dem Museum in den 60er Jahren machte.
Einer der Glanzpunkte sind die in einem Saal vereinten Blumen- und Seerosenbilder, die Monet ab 1883 gemalt hat, dem Jahr, in dem er das Haus in Giverny mietete, bevor er dessen Besitzer wurde. In kräftig blauen, grünen und gelben Farben leuchten Iris, Rosen, Glyzinen und Agapanthen um die Wette, nicht zu vergessen die Seerosen, von denen das Museum eine beachtliche Anzahl vorzuweisen hat.
Während im Grand Palais die prächtige Gegenüberstellung der Serien fasziniert, sind es im Marmottan die Blumen und Seerosen, deren Formen sich in einem Farbenrausch auflösen und Monet zum Vorläufer der modernen Malerei machen.
Quelle: ntv.de, Sabine Glaubitz, dpa