Reise

Ein Jahr Kulturhauptstadt Pecs hat sich aufgehübscht

Schon der Start ins Europäische Kulturhauptstadtjahr im ungarischen Pecs war nicht sonderlich glanzvoll - fast nichts war fertig. Manches gar wird erst jetzt eröffnet, wo das Jahr fast vorbei ist. Die Stadt hat trotzdem profitiert - und ein Fünftel mehr Gäste als sonst kamen auch.

Die frühere Gazi-Kaszim-Moschee und heutige Kirche in Pecs. (Bild vom Juli 2010)

Die frühere Gazi-Kaszim-Moschee und heutige Kirche in Pecs. (Bild vom Juli 2010)

(Foto: picture alliance / dpa)

Manchen Spott mussten die Verantwortlichen für das Europäische Kulturhauptstadtjahr in der südungarischen Stadt Pecs (deutsch: Fünfkirchen) einstecken - denn zu Jahresbeginn war fast nichts fertig. Mehr als drei Viertel des Gesamtbudgets von 34 Milliarden Forint (123,9 Millionen Euro) flossen in die Stadt- und Denkmalrenovierung sowie in den Bau einer neuen kulturellen Infrastruktur.

Das neue Konzerthaus und Konferenzzentrum wird nun Mitte Dezember offiziell eröffnet. Die Bauarbeiten im prestigeträchtigen Zsolnay-Viertel, dem neuen Kultur- und Studentenzentrum auf dem Gelände der ehemaligen Traditions-Porzellanfabrik Zsolnay, werden voraussichtlich im kommenden Frühjahr ihren Abschluss finden.

Positive Bilanz

Programmdirektor Csaba Ruzsa zieht dennoch eine positive Bilanz. "Das Hauptstadtjahr hat Pecs wieder auf der kulturellen Landkarte Europas verortet", meint er. Mit den Renovierungen und Bauten sei etwas Bleibendes geschaffen worden, was Pecs auch künftig zu einem interessanten Ziel für Kulturtouristen mache. In dieser schon ein wenig mediterran geprägten mitteleuropäischen Stadt lassen sich auf engstem Raum römisch-frühchristliche, barocke und Jugendstil-Architektur bestaunen. Nicht zuletzt stieg auch die Zahl der Gästeübernachtungen im Hauptstadtjahr um mindestens 22 Prozent an. "Jetzt gilt es, das Moment zu halten", konstatiert Ruzsa.

Pecs mag sich baulich aufgehübscht haben, künstlerisch vermochte es aber in dieser Zeit kaum Akzente zu setzen. Zu chaotisch verliefen die Vorbereitungen, zu sehr fehlte es am Mut, sich in der eigenen peripheren Lage dem frischen Wind der internationalen Avantgarde auszusetzen. Auch die vielbeschworenen nationalen Minderheiten - darunter die Ungarndeutschen und Roma - wurden an den Projekten eher nur alibimäßig beteiligt. Vom Programmetat von acht Milliarden Forint entfielen gerade mal 50 Millionen auf diese Volksgruppen mit ihrer Folklore und ihren vielseitigen Traditionen.

Quelle: ntv.de, Gregor Mayer, dpa

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