Nachsaison am Meer Risiko beim Baden erhöht
13.10.2009, 14:25 UhrTouristen sollten jetzt in der Nachsaison beim Schwimmen im Meer besonders vorsichtig sein. Die Strände seien auch an beliebten Urlauberzielen wie auf Mallorca nicht mehr so gut bewacht wie in der Hauptsaison, sagte Rolf Lüke von Blausand, einer Organisation für Badesicherheit in Bremen. Es gebe dann zu wenig Rettungsschwimmer.
Viele Strände sind jetzt nicht mehr so gut oder gar nicht mehr bewacht. (Cap de Formentor, Mallorca)
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Zugleich hielten in der Nachsaison deutlich mehr Ältere an den Urlaubszielen in der Sonne auf. Bei diesen Reisenden sei von einem höheren Risiko, im Meer zu ertrinken, auszugehen, sagte Lüke. Das liege zum einen daran, dass Ältere unter Umständen körperlich nicht mehr so fit sind. Zum anderen seien sie oft aber auch schlechter informiert - zum Beispiel über die Gefahren durch Meeresströmungen.
Die Zahl der Badetoten allein in Spanien liegt nach offiziellen Angaben bei 2000 pro Jahr. "Wir gehen davon aus, dass das sogar noch zu niedrig gegriffen ist." An den Stränden Mallorcas sind in diesem Jahr bereits 25 Menschen ertrunken - deutlich mehr als im Vorjahr. "Da waren es auf allen vier Balearen-Inseln zusammen nur 15", sagte Lüke. Unter den Ertrunkenen waren auch mehrere Deutsche, darunter auffällig viele Ältere. So waren Ende August ein 55-jähriger und ein 70-jähriger Deutscher am Strand von Cala Mesquida im Osten Mallorcas beim Baden ums Leben gekommen. Am Strand habe zwar eine rote Fahne vor Gefahren gewarnt, er sei aber nicht gesperrt gewesen, obwohl das wegen der Wind- und Wellenbedingungen nahegelegen habe, sagte Lüke.
Unfälle durch Rip-Strömungen
Die meisten Todesfälle beim Baden im Meer würden durch sogenannte Rip-Strömungen verursacht, wie es sie am gesamten Mittelmeer gibt. Auf Gefahren durch solche Strömungen werde in Europa allerdings nur selten und dann häufig auch nur in der Landessprache hingewiesen. Rip-Strömungen sind schnelle, kräftige Bewegungen des Wassers, das vom Strand weg in Richtung offenes Meer fließt. Sie entstehen im vorderen Strandbereich und reichen bis hinter die Brandungszone.
Menschen, die von der Strömung erfasst werden und in Panik geraten, versuchten meist intuitiv, sich dagegen zu wehren und gegen die Strömungsbewegung anzuschwimmen. "Aber das ist völlig falsch. Es verzehrt Kräfte und bringt gar nichts, die Strömung ist sowieso stärker", sagte Lüke. Der Rip-Strömungsbereich sei in der Regel aber relativ klein - und die Chance deshalb realistisch, sich zunächst von der Strömung treiben zu lassen und dann an die Küste zurück- oder seitlich und parallel zum Strand aus der Strömung herauszuschwimmen.
Die Aussicht, im Meer aus bedrohlichen Situationen gerettet zu werden, steigt nach Lükes Einschätzung erheblich, wenn Urlauber zwei Regeln beherzigen: "Erstens nie an unbewachten Stränden baden, zweitens ähnlich wie beim Tauchen nie alleine schwimmen gehen."
Quelle: ntv.de, dpa