Reisende preisbewusster denn je Veranstalter locken mit Anreizen
18.05.2010, 08:39 UhrNach dem Schock der Finanzkrise müssen sich die Reiseveranstalter etwas einfallen lassen - die Urlauber sind nämlich nicht bereit, denselben Preis wie vorher zu bezahlen.

"Die Leute wollen etwas dazubekommen": Currywurst und Pommes Frites als Buchungsanreiz.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Die Deutschen sind beim Reisen preisbewusster denn je. Ihre Ansprüche schraubten sie aber nicht zurück, meint L'TUR-Gründer und Anteilseigner Karlheinz Kögel. "Die Menschen wollen sich das leisten, was sie sich vor der Krise auch schon geleistet haben", sagte der Baden-Badener Unternehmer. Die Urlauber seien jedoch nicht bereit, denselben Preis wie vorher bezahlen. "Da hat die Krise bei den Leuten einen Schalter umgelegt, über alle Schichten und alle Klassen hinweg." L'TUR sei dabei Nutznießer und hoffe, 2010 die Millionengrenze bei den Kunden zu durchbrechen. Im vergangenen Jahr erzielte die mehrheitlich zum TUI-Travel-Konzern gehörende L'TUR mit 832.000 Kunden einen Umsatz in Höhe von 360 Millionen Euro.
Der Trend, den Urlaub kurzfristig zu planen, sei ungebrochen, sagte Kögel. "Man wartet ab, man guckt mal, vergleicht und bucht erst auf den letzten Drücker." Urlauber befürchteten nicht mehr wie früher, dass eine Reise, ein Hotel oder ein Flug teurer werden, wenn sie länger warteten. "Vielmehr unterstellen sie, dass es billiger wird." Das sei zwar auch früher so gewesen, es habe sich aber deutlich verstärkt: "Wir hatten zuvor nicht die derzeitigen US- Verhältnisse nach dem Motto "buche zwei Nächte und die dritte schenken wir dazu"."
Etwas Besonderes inklusive
Der neue Buchungstrend: "Die Leute fahren immer mehr auf Lockreize ab, die zusätzlich zum Angebot gemacht werden", erklärt Kögel. Die Städtereise nach Wien? Mit Sachertorte oder Wiener Schnitzel. Der Trip nach Hamburg? Besuch im "Dollhouse" inklusive. Oder der Flug nach Berlin - mitsamt einer Currywurst und einem Teller Pommes Frites. "Das sind Spielereien", sagt Kögel, der auch Mehrheitseigentümer der Online-Reiseplattform Binoli ist. "Aber sie zeigen, wohin die Trends gehen. Die Leute wollen den Fun, sie wollen etwas mitnehmen, etwas dazubekommen."
Entsprechend dieser Entwicklungen ändere sich auch das Preisgefüge der Anbieter, der Flugunternehmen und der Hotelbranche aus, sagte Kögel. "Wir arbeiten heute mit Preisen, die sich fast jeden Tag, in manchen Bereichen sogar stündlich ändern." Richtwert sei in allen Branchen die Auslastung. "Das System wird da immer perfekter, es wird alles nach Auslastung gesteuert, und die Preise ändern sich fortwährend." Entscheidend sei, dass der Schnitt stimme. "Das ist für die Airlines so, für die Hotels und für uns", sagte der 63-Jährige.
Großer Nachholbedarf
Unternehmensgründer Kögel, der bei dem nach eigenen Angaben führenden Last-Minute-Anbieter Europas weiter als Aufsichtsratsvorsitzender die Fäden zieht, rechnet nach einem schwierigen Krisenjahr mit Rekordzahlen bei den Buchungen: "Wir gehen in diesem Jahr von einem Ticket-Zuwachs von mindestens 15 Prozent aus." Nach dem Chaos durch die Aschewolke aus Island sei der Nachholbedarf groß. "Wir haben zuletzt Tage gehabt mit 30 Prozent Plus bei den Buchungen im Vergleich zum Vorjahr."
"Wir waren und wir bleiben profitabel", sagte Kögel, ohne konkrete Zahlen zur L'TUR-Entwicklung nennen. Nach der Krise normalisiere sich das Geschäft langsam wieder. "Wir sind schon fast misstrauisch, ob es das dann schon war", meinte er. "Im Moment stehen die Ampeln auf Grün. Die Krise war also zunächst eine Belastung für uns, nun ist sie für uns eine Chance."
Quelle: ntv.de, dpa