Unruhen in Griechenland Was Urlauber derzeit erwartet
23.06.2011, 18:03 Uhr
Die Proteste in Griechenland haben bisher wenig Einschränkungen für Urlauber zur Folge.
(Foto: AP)
Die Schuldenkrise in Griechenland dürfte auch vielen Urlaubern Sorgen bereiten: In Athen demonstrieren die Menschen - und Streiks sind auch weiterhin nicht auszuschließen. Experten erklären, womit Reisende jetzt rechnen müssen.
Das Auswärtige Amt warnt, dass Urlauber in größeren Städten mit Streiks und Demonstrationen rechnen müssen. Besonders Reisende nach Athen und in Thessaloniki sollten einen weiten Bogen um Demonstrationen machen. In Athen gab es vor allem auf dem Platz vor dem Parlament immer wieder Auseinandersetzungen.
In Athen, Thessaloniki und Piräus treiben laut dem Außenamt besonders in öffentlichen Verkehrsmitteln und auf belebten Plätzen vermehrt Taschendiebe ihr Unwesen.
Die meisten Urlauber seien von den Unruhen aber nicht betroffen, erklärt der Deutsche Reiseverband (DRV) in Berlin. Nur rund ein Prozent habe für den Sommer eine Städtereise gebucht, die meisten machen auf den Inseln oder dem Peloponnes Urlaub. Und dort sei die Lage ruhig.
Mit welchen Einschränkungen ist zu rechnen?
Von Streiks und Demonstrationen seien vor allem Städtereisende betroffen, sagt DRV-Sprecherin Sibylle Zeuch. Museen könnten geschlossen, der öffentliche Nahverkehr lahmgelegt sein. Pauschalurlauber, die direkt auf ihre Insel fliegen, bekämen dagegen wenig von den Protesten mit. Bisher habe sie nicht davon gehört, dass irgendwo das Hotelpersonal gestreikt hat, sagt Zeuch.
Wie wirkt sich die Krise auf die Preise aus?
Auf Schnäppchenangebote als Lockmittel können Urlauber derzeit nicht hoffen. Nachdem die Preise im vergangenen Jahr gefallen sind, klettern sie nun wieder auf das Niveau vor der Krise. Das gilt nach Angaben des Portals Holidaycheck.de zumindest für Singles und Paare. Auch Familien müssen wieder mehr bezahlen als im vergangenen Sommer, aber noch nicht so viel wie 2009.
Welche Ansprüche gelten, wenn Flüge ausfallen?
Sollten die Mitarbeiter der griechischen Flughäfen streiken und deshalb Flüge ausfallen, erhalten Urlauber keinen Schadenersatz. Denn dabei handle es sich um höhere Gewalt, erklärt Sabine Fischer-Volk von der Verbraucherzentrale Brandenburg in Potsdam. Pauschalurlauber könnten aber den Reisepreis mindern, wenn die Reise erst Stunden oder gar Tage später angetreten werden kann. Individualtouristen erhalten nach Wahl den Flugpreis zurück oder lassen sich auf einen anderen Flug umbuchen.
Falls der Hinflug ersatzlos ausfällt, dürfen Pauschalurlauber auch auf ein anderes Urlaubsziel umbuchen, oder sie erhalten ihr Geld zurück. Sie müssen sich auch keine Sorgen machen, wenn der geplante Flug nach Hause wegen eines Streiks ausfällt. "Der Veranstalter ist immer in der Pflicht, den Urlauber nach Hause zu bringen", sagt Fischer-Volk. Falls die Wartezeit auf den nächsten Flug sich über mehrere Tage hinzieht, müsse der Urlauber das Hotel allerdings selbst bezahlen.
Der Individualreisende dagegen muss sich selbst kümmern. Er kann laut der Reiserechtlerin entweder den Preis des ausgefallenen Flugs von der Airline zurückfordern und sich selbst die Heimreise organisieren. Oder er fordert eine Ersatzbeförderung. Dann müsse die Fluggesellschaft die Kosten für Hotel und Verpflegung bis zum nächsten Flug übernehmen.
Was ist, wenn die Fähre ausfällt?
Individualtouristen erhalten bei einem Streik den Preis des Fährtickets zurück - und haben ansonsten Pech gehabt. Wenn sie deshalb zum Beispiel den Rückflug verpassen oder nicht rechtzeitig zum gebuchten Hotel kommen, bleiben sie auf ihren Kosten sitzen, wie Fischer-Volk erklärt.
Bei Ausflügen im Rahmen einer Pauschalreise komme es darauf an, "wie prägend diese für die Reise sind". Wenn zum Beispiel bei einem Städtetrip ein Ausflug zur Akropolis ausfällt, sei der Mangel hoch zu bewerten. "Denn viele fahren ja gerade deshalb nach Griechenland", sagt Fischer-Volk. Die Urlauber könnten in diesem Fall den Reisepreis stärker mindern, als wenn ein kleiner Landausflug entfällt.
Bisher habe kaum ein Urlauber seine gebuchte Reise nach Griechenland umgebucht oder storniert, erklärt Sibylle Zeuch. Branchenführer Tui meldet für den Sommer sogar 13,2 Prozent mehr Griechenland-Buchungen als im Vorjahr und 7 Prozent mehr als im Vor-Krisen-Sommer 2009. Viele Urlauber werden also den insgesamt 100.000 Deutschen folgen, die sich derzeit in Griechenland erholen.
Quelle: ntv.de, dpa