Expertin gibt Literatur-Tipps Fünf Bücher über Geld, die man gelesen haben muss
03.11.2023, 15:06 Uhr
Finanzbuch-Bloggerin Celine Nadolny kennt sie alle - die besten Bücher über Geld.
(Foto: Nadolny)
Mehr als 700 Sachbücher habe sie bereits durchgearbeitet, sagt Celine Nadolny. Darunter seien aber nur wenige gewesen, die sie als "Must-read" betiteln würde. Hier stellt sie fünf Finanztitel vor, die aus ihrer Sicht das Potenzial haben, Leben zu verändern.
Nein, die Bücher machen ihre Leser nicht innerhalb kürzester Zeit zu Millionären. Das nicht. Sie zeichnen sich der "Book of Finance"-Bloggerin zufolge dadurch aus, dass sie den Leserinnen und Lesern "ein vermeintlich trockenes und schwieriges Thema näherbringen, den Blick auf die Zusammenhänge schärfen und ihnen klare Handlungsempfehlungen an die Hand geben, um das eigene Leben umzukrempeln", betont Celine Nadolny. Folgende Titel haben es auf ihre Top-Liste geschafft.
Buch-Tipp 1: "Die Kunst des klaren Denkens"
Eines der Bücher, die ich auf ewig in meiner kleinen privaten Bibliothek behalten werde. Denn ich freue mich jedes Mal wieder, es in die Hand nehmen zu dürfen. Lobende Worte für dieses Meisterwerk zu finden, fällt mir nicht sonderlich schwer. Es ist mir schon seit Jahren ein treuer Begleiter und ich kann es nur jedem da draußen wärmsten empfehlen.
Inhaltlich widmet sich Autor Rolf Dobelli im Grunde genommen einer Vielzahl der irrationalen Resultate menschlichen Handelns und Denkens, mit denen sich zum Beispiel bereits der Verhaltensökonom Daniel Kahneman beschäftigt hat. Diese werden in mundgerechten Kapiteln mit stilvoll gestalteten Illustrationen aufgearbeitet und den Lesern auf humorvolle Art und Weise vermittelt.
Es sind all diese kleinen, aber eben mitunter entscheidenden Wahrnehmungstäuschungen. Insgesamt 52 Denkfehler des Alltags finden sich in diesem Buch, unter denen mit Sicherheit für jedermann einer dabei ist. Es sind Situationen, die wir sicherlich so oder so ähnlich immer mal wieder erleben durften. Denkfehler, die uns selbst unterlaufen sind, derer wir uns aber nicht immer unbedingt bewusst waren – selbst in der Rückschau.
Dabei muss ich ergänzen, dass jeder Einzelne dieser Denkfehler für sich genommen das Potenzial hat, uns in unserem Handeln vollständig zu blockieren oder fehlzuleiten. Diese Fehler können uns unglaublich viel Geld kosten, sie können Türen vor uns verschließen und unser Leben verändern. Manche könnten uns definitiv auf falsche Bahnen lenken. Rolf Dobelli versucht uns dabei zu helfen, unser kritisches Denken gegenüber all dem wirren Treiben da draußen zu schulen.
"Wenn Millionen von Menschen eine Dummheit behaupten, wird sie deswegen nicht zur Wahrheit." Rolf Dobelli
Buch-Tipp 2: "Kaufen oder Mieten?"
Das einzige Buch, das ich kenne, das diese zentrale Finanzfrage wissenschaftlich fundiert beantwortet. Wer die Fragestellung für sich noch nicht geklärt hat oder sie nochmals überdenken möchte, ist mit Gerd Kommers Buch perfekt bedient. Ich kann nur empfehlen, es vollständig inklusive des Rechentools durchzuarbeiten und die Inhalte dabei immer wieder etwas sacken zu lassen. Anschließend wird man diese weichenstellende Frage, unabhängig von Emotionen und des Verkaufs-ABC diverser Berater, für sich klären können.
Gerd Kommers Ziel ist einfach: Er möchte seine Leserinnen und Leser dazu befähigen, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Rational und wissenschaftlich fundiert – frei von Emotionen. Dabei geht es darum, schlauer zu werden als Makler und Bankberater, bei denen in der Beratung zu dieser Frage schon rein logisch ein ziemlicher Interessenkonflikt vorliegt.
Kommer hinterfragt Dogmen, die schon tief in unseren Köpfen verankert sind und die wir einfach nicht mehr kritisch begutachten. Nur weil über Jahre hinweg so viele Leute etwas gesagt haben, heißt das noch lange nicht, dass es auch der Wahrheit entspricht. Auf der Basis historischer Daten und mit einem kritischen Blick auf die fragwürdigen Werbeversprechen der Banken- und Immobilienbranche untersucht der Autor diese Annahmen.
"Wir alle stehen irgendwann vor der Entscheidung: Kaufen oder mieten? Oft sogar mehrfach im Leben […]. Die herrschende Meinung dieser Gretchenfrage – seit Jahrzehnten von Politik, Medien, Banken, Bausparkassen, Bauträgern, Maklern und unseren Eltern gebetsmühlenartig wiederholt – lautet: ‚Sobald du genug Eigenkapital gespart hast, kauf dir eine Immobilie. Damit liegst du nie verkehrt.‘
Dass Kaufen stets rentabler sei als Mieten, sofern nur der Zeithorizont lang genug ist, das ist ein von Banken, Bausparkassen, Vermögensberatern und der Immobilienbranche seit jeher verbreiteter Mythos, der schon vor Generationen zur herrschenden Meinung wurde und mittlerweile zu einem nicht mehr hinterfragten Dogma erstarrt ist." Gerd Kommer
Buch-Tipp 3: "Think and grow rich"
Dieses Buch ist ein absolutes Evergreen. Es wurde nicht ohne Grund bereits über 60 Millionen Mal verkauft. Autor Napoleon Hill garantiert seiner Leserschaft: Mit den im Buch beschriebenen dreizehn Schritten zum Reichtum findet jeder zielgerichtete Mensch eine zuverlässige Philosophie für persönlichen Erfolg.
Weiter führt er aus: Es ist ein Buch, das bearbeitet und realisiert werden sollte. Das wird seine Zeit brauchen. Aber ohne die Umsetzung der Tipps wird anschließend kaum jemand Fortschritte spüren.
Der Inhalt ist es definitiv wert, dass man ihn umsetzt, denn dieses Buch basiert auf den Erfahrungen von über 500 Superreichen aus den USA. Es beschreibt ihren Weg aus Gedanken, Ideen und systematischen Plänen hin zu Geld und Erfolg.
"Think and grow rich" hilft allen Übermütigen, den Fokus zu bewahren, allen Zweifelnden, an sich zu glauben, und allen Fleißigen, erfolgreich zu werden. Dabei darf man sich nicht vom reißerischen Titel abhalten lassen.
"Wissen ist Macht: Das stimmt nicht. Wissen ist lediglich potenzielle Macht. Zu echter Macht wird es nur dann, wenn es in konkreten Handlungsplänen verwertet und auf ein konkretes Ziel ausgerichtet wird.
Es ist ein Unterschied, ob man sich etwas wünscht oder ob man auch bereit ist, es zu empfangen. Niemand ist für etwas bereit, an das er nicht glaubt. Man muss glauben, nicht nur hoffen oder wünschen." Napoleon Hill
Buch-Tipp 4: "Über die Gier, die Angst und den Herdentrieb der Anleger"
Autor Pirmin Hotz nimmt kein Blatt vor den Mund bezüglich der Irrwege, auf denen sich weite Teile der Finanzbranche bewegen. Er lässt kein gutes Haar an vermeintlichen Experten oder pseudo-wissenschaftlichen Strategien, die schon fast religiöse Züge annehmen. Dabei belegt er all seine Ausführungen doppelt und dreifach.
Unter dem Strich erfahren wir, welche Anlagestrategien wirklich zu empfehlen sind. So können wir uns von all der Verunsicherung, die immer wieder an den Märkten gestreut wird, distanzieren.
So enthüllt Hotz auf knapp 350 Seiten schonungslos die Schwächen und Intransparenzen einer Branche, deren Aufrichtigkeit definitiv angezweifelt werden darf. Das macht er ähnlich unterhaltsam, verständlich und vor allem wissenschaftlich fundiert wie etwa Gerd Kommer. Auf diese Weise wendet er sich an eine breite Leserschaft. Schließlich geht dieses Thema uns alle etwas an. Und nicht nur das: Die meisten von uns stehen ganz oben auf der Liste als potenzielle Opfer dieses Systems.
Pirmin Hotz hatte dabei nie den Anspruch, ein Fachbuch zu schreiben. Und das ist dieses Werk auch definitiv nicht geworden. Dazu ist es viel zu lebhaft, viel zu humorvoll und ansehnlich gestaltet.
Auch enthält es viel zu viele persönliche Erfahrungen und vor allem auch Misserfolge des Autors. Denn seinerzeit startete er mit dem Anspruch und der Idee, besser als der Markt abschneiden zu können. Sein Ziel war es, unterbewertete Aktien zu finden und die wissenschaftlichen Erkenntnisse praktisch zu widerlegen.
Mehrfach hat er auf diese Art und Weise Lehrgeld bezahlen müssen und gelernt, Grenzen der Prognostizierbarkeit zu akzeptieren:
"Wer ehrlich mit sich selbst ist und vor allem selbstkritisch gegenüber den eigenen Fähigkeiten als Börsianer, der wird sich den wissenschaftlich erhärteten Fakten nicht verschließen. Auch wenn es Ihnen und mir schwerfällt, die eigenen Grenzen der Prognostizierbarkeit von Börsenkursen anzuerkennen, ist es wichtig und notwendig, um zu verhindern, dass wir in unserem Leben Dummheiten beliebig oft wiederholen." Pirmin Hotz
Buch-Tipp 5: "Warum andere auf Ihre Kosten immer reicher werden"
Ein zugegebenermaßen reißerischer Titel. Dabei ist das Buch sehr sachlich geschrieben und wissenschaftlich untermauert. Die Autoren Andreas Marquart und Philipp Bagus gehen dezidiert auf unser Geld- und Finanzsystem ein, wobei sie nicht nur die Frage im Buchtitel behandeln, sondern auch die untergeordnete Frage, ob wirklich die "gierigen" Banken an der Finanzkrise und der zunehmenden wirtschaftlichen Ungleichheit in unserem Land schuld sind.
Sind die Banken tatsächlich so mächtig oder gibt es nicht eventuell eine viel mächtigere Institution? Unter Umständen ein staatsmonopolistisches Geldsystem.
In einer Zeit, in der die Vermögensverteilung zu einer der brisantesten gesellschaftlichen Fragestellungen geworden ist, richten die Autoren ihr Augenmerk auf die wohl essenziellste aller Fragen. Eine Frage, die seit John Maynard Keynes definitiv keine der politischen Parteien stellen würde: Die Frage nach den Auswirkungen unseres Geldsystems.
Frappierend erscheint, dass dieses staatliche Geldmonopol und die Praktiken nach John Maynard Keynes gerade einmal von wenigen Anhängern der österreichischen Schule nach Ludwig von Mises, den letzten Anhängern von Adam Smith und der Kryptowährungs-Community in Frage gestellt werden. Die meisten anderen ziehen scheinbar gar nicht in Betracht, dass dies einen signifikanten Einfluss haben könnte. Oder sie halten das System für gottgegeben und alternativlos.
"Wenn unser Geld in der Obhut des Staates gut aufgehoben ist, warum verliert es dann immer mehr von seiner Kaufkraft?" Andreas Marquart und Philipp Bagus
Es handelt sich um Rezensionen von Celine Nadolny. Die Bloggerin wurde für ihr Projekt BookofFinance.de bereits mehrfach mit Preisen ausgezeichnet, darunter der Black-Bull-Award für den besten Finanzkanal, der Tiger-Award als Content-Creator des Jahres 2021 und der Medienpreis der Stiftung Finanzbildung als Finanzblog des Jahres. 2022 wurde Celine Nadolny außerdem zur Vize Miss Germany gekürt.
Quelle: ntv.de