Auch Deutsche auf der Liste 313 Top-Skilangläufer unter Dopingverdacht
04.02.2018, 15:56 Uhr
Mehr als 50 Skilangläufer, die sich für Pyeongchang qualifiziert haben, tauchen in einer Datenbank mit abnormalen Blutwerten auf.
(Foto: imago/Xinhua)
Die Olympischen Winterspielen könnten von einem neuen Dopingskandal überschattet werden: Mehr als 300 Skilanglauf-Medaillen gingen nach einem Bericht seit 2001 an Athleten, die unter Betrugsverdacht stehen. Auch deutsche Sportler sollen betroffen sein.
Rund ein Drittel aller Skilanglauf-Medaillen bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften seit 2001 sind wohl von Athleten gewonnen worden, die unter Dopingverdacht stehen. Insgesamt seien 313 Medaillen an Sportler mit auffälligen Werten vergeben worden. Dies geht aus einem Bericht der ARD-Dopingredaktion und der "Sunday Times" im Rechercheverbund mit SVT und dem Online-Magazin Republik hervor. Unter den verdächtigen Erfolgen befinden sich 91 Goldmedaillen, auch deutsche Athleten sollen betroffen sein.
Der Rechercheverbund stützt sich dabei auf eine von einem Whistleblower übermittelte Datenbank, die rund 10.000 Bluttests von 2000 Skilangläufern aus den Jahren zwischen 2001 und 2010, also bis zur Einführung biologischer Pässe, beinhaltet. Blutwerte wurden dabei als "abnormal" klassifiziert, wenn die Wahrscheinlichkeit einer anderen Ursache als Doping bei einem Prozent liegen. Insgesamt seien sogar bei 46 Prozent der Medaillengewinner auffällige Werte aufgezeichnet worden, nicht alle wurden aber als "verdächtig" eingestuft.
22 Deutsche unter Verdacht
Kurz vor den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang (9. bis 25. Februar) droht damit ein neuer Dopingskandal: Mehr als 50 Skilangläufer, die sich für die kommenden Spiele qualifiziert haben, sollen in der besagten Datenbank mit abnormalen Blutwerten erscheinen. Diese legen die Vermutung nahe, dass die Sportler in der Vergangenheit betrogen haben, ohne sanktioniert worden zu sein. "Es gibt eine signifikante Anzahl von Medaillengewinnern, die abnormale oder höchst abnormale Ergebnisse in ihrem Blutprofil aufwiesen, was ein deutliches Anzeichen für Doping ist", zitiert der Rechercheverbund den amerikanischen Anti-Doping-Experten James Stray-Gundersen, der mit zusammen einem weiteren Spezialisten mit der Auswertung der Datenbank betraut war. Stray-Gundersen war zuvor unter anderem für den Skiweltverband FIS tätig.
Insgesamt 290 der in der Datenbank geführten Skilangläufer wiesen abnormale Ergebnisse auf. "Spitzenreiter" unter den Nationen war dabei Russland mit 51 Sportlern, die allein 60 Medaillen holten. 76 Prozent aller russischen Medaillen im betreffenden Zeitpunkt wurden demnach von Athleten mit verdächtigen Blutwerten gewonnen. Auf Platz zwei der Liste folgt Deutschland mit 22 Athleten. Loipen-Stars aus Deutschland, Norwegen, Schweden und Italien, die mutmaßlich manipuliert haben, werden mehr als 100 Medaillengewinne zugeschrieben.
"Wir können nichts dazu nichts sagen, weil wir insbesondere keine Namen und keine Werte haben", sagte Franz Steinle, Präsident des Deutschen Ski-Verbandes: "Ich kann nur betonen, dass wir einer der Vorreiter im Anti-Doping-Kampf sind. Deswegen kann ich mir nicht vorstellen, dass da irgendetwas Unregelmäßiges passiert sein soll. Wenn irgendjemand etwas behauptet, liegt es an ihm, das konkret zu benennen."
Quelle: ntv.de, ara/sid/dpa