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"Wahnsinn, Traum, einfach geil" Abfahrts-Talent Dreßen feiert die Sensation

Thomas Dreßen feiert die beste Weltcup-Platzierung seiner Karriere.

Thomas Dreßen feiert die beste Weltcup-Platzierung seiner Karriere.

(Foto: picture alliance / Expa/Johann G)

Völlig überraschend rast der deutsche Abfahrer Thomas Dreßen in Beaver Creek aufs Podium. Trotz "außergewöhnlicher Abfahrtsgene" ist das erste deutsche Podium seit 13 Jahren ein Coup. Denn Dreßen ist erst 24 - und hat eine ganz besondere Geschichte.

Bei der Siegerehrung legte Überraschungsmann Thomas Dreßen seinen Respekt vor den Ski-Stars neben sich endgültig ab. Nach seinem sensationellen dritten Platz bei der Weltcup-Abfahrt auf der berühmt-berüchtigten "Raubvogelpiste" von Beaver Creek bespritzte er Aksel Lund Svindal und Beat Feuz völlig losgelöst mit Champagner. "Mit diesen Größen auf dem Podest zu stehen, ist Wahnsinn, ein Traum, einfach geil", sagte Dreßen, "vor fünf Jahren saß ich noch vor dem Fernseher und habe davon geträumt, dass ich mit denen überhaupt mitfahren darf."

Dreßen, sagte Alpindirektor Wolfgang Maier, verfüge über "sehr außergewöhnliche Abfahrtsgene", doch dessen Coup "auf dieser schwierigen Abfahrt kam auch für mich überraschend früh." Dreßen ist mit 24 sehr jung für einen Weltklasse-Abfahrer. Und: Noch nie, seit auf der "Birds of Prey" im Dezember 2000 das erste Speedrennen ausgetragen wurde, stand dort ein deutscher Abfahrer auf dem "Stockerl".

Jetzt wird erst einmal gefeiert

Nur 0,49 Sekunden fehlten dem erst 24 Jahre alten Dreßen auf den norwegischen Routinier Aksel Lund Svindal.

Nur 0,49 Sekunden fehlten dem erst 24 Jahre alten Dreßen auf den norwegischen Routinier Aksel Lund Svindal.

(Foto: picture alliance / Erich Schlege)

Der junge Ski-Rennläufer raste als erster Deutscher seit dem Sieg von Max Rauffer in Gröden vor 13 Jahren aufs Podium, 2010 fuhr Stephan Keppler dort beim Super-G als bislang letzter Deutscher im Speed unter die Top 3. "Darauf war ich nicht vorbereitet", sagte Dreßen, "das ist ein wunderbares Gefühl. Ich bin normalerweise eher der gesprächige Typ, aber im Moment fehlen mir ein bisschen die Worte."

An die Party nach der Party dachte er aber schon. Er fliege "mit einer Riesenfreude heim und dann heißt es erst mal mit Familie, Freunden und Freundin feiern." Sein Vater Dirk, da ist sich der Überraschungsstar sicher, wird vom Himmel aus zuschauen, wie immer. Der Papa, der auch sein Trainer war, starb im September 2005 bei einem Seilbahnunglück, als er elf Jahre alt war. Später, wenn er mal mit einer schlechten Fahrt haderte, "habe ich trotzdem weitergemacht, für ihn", sagte Dreßen einmal. Vater Dirk begleite ihn auch heute noch, als stiller Beobachter und auf einem Foto im Portemonnaie.

Und so war er irgendwie auch am Samstag dabei, als sein Sohn sogar die Bestzeit von Olympiasieger Svindal angriff. 0,28 Sekunden lag der 24-Jährige, der seit seiner Schulzeit in Österreich Tiroler Dialekt spricht und in der Alpenrepublik wohnt, bei der zweiten Zwischenzeit vorne. Im Ziel fehlten ihm 0,49 Sekunden auf den "Speed King", der das Rennen als erster Athlet zum vierten Mal gewann. Weltmeister Feuz auf Platz zwei war 0,34 Sekunden schneller als Dreßen.

"Geschwitzt wie Hölle"

Als der Olympiazweite Christof Innerhofer aus Italien auf fünf Hundertstelsekunden an ihn herankam, "habe ich geschwitzt wie Hölle", sagte Dreßen - aber es reichte ja. Maier sprach von einem "extrem schönen Erfolg", den Andreas Sander (Ennepetal) als Siebter abrundete - besser waren die deutschen Abfahrer zuletzt 1992, als Markus Wasmeier in Garmisch-Partenkirchen gewann und Hansjörg Tauscher Dritter wurde. Damals fuhren deutsche Abfahrer letztmals zu dritt zu Olympia, was 2018 in Pyeongchang wieder der Fall sein wird. Neben Dreßen und Sander hat sich Josef Ferstl (Hammer) bereits qualifiziert, der am Samstag 26. wurde.

Die Abfahrer, sagte Maier, hätten über Jahre "nur Schimpfe und Hohn" erlebt. Das habe sie "zu einem sehr guten Team zusammengeschweißt". Jetzt kommen Dreßen und Co. sogar dem vor Jahren von Bundestrainer Mathias Berthold ausgegebenen Fernziel Olympiamedaille näher. Bei der Pressekonferenz am Samstag wurde Dreßen als "Bronze Medalist" verabschiedet - wenn auch "nur" von Beaver Creek.

Quelle: ntv.de, Marco Mader, sid

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