Smith gewinnt Nervenkrimi Anderson trotzt akutem "Double Trouble"
24.07.2020, 06:05 Uhr
Gary Anderson steht trotz 35 Fehlversuchen auf Doppel im Halbfinale des World Matchplay.
(Foto: LAWRENCE LUSTIG)
Gary Anderson besiegt Simon Whitlock und steht beim World Matchplay, dem zweitwichtigsten Darts-Event des Jahres, im Halbfinale. Dort trifft der "Flying Scotsman" auf seinen Schützling Michael Smith, der den Polen Krzysztof Ratajski aus dem Turnier wirft.
Der Doppel-Weltmeister von 2015 und 2016 spielt noch lange nicht das, was er kann. Doch es reicht für Gary Anderson, um beim World Matchplay im englischen Milton Keynes das Halbfinale zu erreichen. Der "Flying Scotsman" gewinnt mit 16:12 gegen Simon Whitlock, und das obwohl er gegen den Australier im Schnitt nicht einmal jede dritte Chance auf die Doppelfelder nutzt. 35 Darts flogen an in ihrem Ziel vorbei - Diagnose: "Double Trouble".
Viertelfinale (23.-24.7)
Whitlock 12-16 Anderson
Ratajski 13-16 Smith
Durrant - van der Voort
Lewis - Van den Bergh
Halbfinale (25.7)
Anderson - Smith
Sieger VF3 - Sieger VF4
Finale (26.7)
Sieger HF1 - Sieger HF2
"Ich habe es mir heute selbst unnötig schwer gemacht", zog Anderson nach dem Spiel Bilanz. Dabei war der Matchplay-Sieger von 2018 perfekt in die Partie gekommen, lag schnell mit 4:1 vorne. Whitlock ließ aber vor allem dank einer im Gegensatz zu Anderson starken Checkout-Quote von 50 Prozent nie komplett abreißen. Und das zahlte sich in der Mitte des Spiels aus: "The Wizard" konnte zwischenzeitlich einen 6:10-Rückstand zum 10:10 ausgleichen. Doch es war nicht mehr als ein Zwischenspurt. Anderson zog das Niveau gegen Ende der Partie noch einmal an und nutzte seinen dritten Matchdart zum 16:12-Sieg. "Hoffentlich sitze ich hier am Sonntagabend mit einer Trophäe. Aber ich schaue jetzt erstmal von Spiel zu Spiel", äußerte sich Anderson mit Blick auf das Halbfinale am Samstagabend.
"Bully Boy" wirft Clemens-Bezwinger raus
In der Vorschlussrunde wartet auf den Schotten eine harte Aufgabe: Es geht ausgerechnet gegen seinen Schützling Michael Smith, den er viele Jahre lang gefördert und gefordert hatte. Längst steht der "Bully Boy" aber auf eigenen Beinen und ist nach den bisherigen Leistungen beim World Matchplay sogar leichter Favorit.
Im Viertelfinale am Abend warf der Vorjahresfinalist den starken Polen Krzystof Ratajski aus dem Turnier. In der lange ausgeglichenen Partie leistete sich Ratajski beim Stand von 9:9 eine entscheidende Schwächephase. Smith nutzte die Chance, zog auf 14:9 davon. Zwar verkürzte Ratajski auf 14:11, mehr war für den Bezwinger von Gabriel Clemens, dem einzigen Deutschen im Turnier, aber nicht drin. Smith nutzte ebenfalls seinen dritten Matchdart zum 16:13-Endstand. "Ich habe mir heute viel Druck gemacht, aber ich konnte beweisen, dass ich damit klar komme. Und das gegen einen richtig starken Gegner", sagte Smith, der sich durch den Erfolg von Platz fünf auf vier in der Weltrangliste verbessern wird.
Glen Durrant längst mehr als nur Geheimfavorit
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Wer Smith und Anderson ins Halbfinale folgen wird, entscheidet sich am heutigen Freitagabend. Zunächst trifft Ex-Doppelweltmeister Adrian Lewis auf Dimitri Van den Bergh. Während Lewis vor allem im Achtelfinale zeitweise spielte wie in alten erfolgreichen Zeiten, spricht die mentale Stärke und die beeindruckende Konstanz für den jungen Belgier. Van den Bergh hat als einziger Spieler bei allen drei großen Ranglisten-Turnieren (WM, UK Open, World Matchplay) in dieser Saison das Viertelfinale erreicht. Eine Runde weiter ging es bislang allerdings noch nicht.
Ein Halbfinal-Einzug wäre auch für Vincent van der Voort ein Novum. Für den 44-Jährigen Niederländer ist bereits die Qualifikation fürs Viertelfinale ein großer Erfolg, nachdem er beim World Matchplay zuletzt neun Jahre auf einen einzigen Sieg warten musste. Dass es nach Siegen über die Top-Ten-Spieler Dave Chisnall und Daryl Gurney jetzt sogar noch eine Runde weiter geht, darf allerdings bezweifelt werden. Sein Gegner Glen Durrant hat im Achtelfinale Weltmeister Peter Wright besiegt und ist längst mehr als nur ein Geheimfavorit.
Quelle: ntv.de