Sport

Ex-Radprofi schreibt Enthüllungsbuch "Bis zu acht Epo-Spritzen am Tag"

Thomas Dekker rechnet mit Rabobank ab.

Thomas Dekker rechnet mit Rabobank ab.

(Foto: dpa)

Thomas Dekker rechnet mit dem Radsport ab. Genauer gesagt mit seinem ehemaligen Team Rabobank. In einem Enthüllungsbuch berichtet der 2015 zurückgetretene Profi über die offenbar völlig absurden Zustände innerhalb der Equipe.

Blut-Transfusionen, Drogen und Prostituierte: Der 2015 zurückgetretene Radprofi Thomas Dekker aus den Niederlanden hat ein nun veröffentlichtes Enthüllungsbuch über sich und sein Team Rabobank geschrieben. "Thomas Dekker - mein Gefecht" ist eine Art Sittengemälde des Profiradsports zwischen 2007 und 2014. Dekker selbst stand bei Rabobank nur fünf Jahre - von 2003 (in der Nachwuchsmannschaft TT3) bis 2008 - unter Vertrag und war 2009 wegen Epo-Dopings für zwei Jahre gesperrt worden.

Thomas Dekker erhebt in seinem Buch schwere Vorwürfe.

Thomas Dekker erhebt in seinem Buch schwere Vorwürfe.

(Foto: dpa)

"Doping war überall, in unserem Team, in anderen Teams. Cortison, Blutbeutel, Schlaftabletten - wenn du ständig von Absurditäten begleitet wirst, denkst du, es ist normal", schrieb Dekker. Die Team-Ärzte hätten den Fahrern jeden Morgen gegen 6 Uhr früh Injektionen mit Wasser angeboten, damit der durch Epo-Gaben erhöhte Hämatokritwert des Blutes sinkt und bei etwaigen Kontrollen unauffällig bliebe.

Bis zu acht Spritzen am Tag

"Wir haben jeden Tag Cortison genommen. Ich weiß gar nicht wofür oder wogegen. Aber du konntest in Rennen höhere Belastungen aushalten. Wir hatten Ausnahmegenehmigungen dafür", berichtete Dekker, der 2010 eine Dopingstrafe absitzen musste. Solche Atteste, sogenannte TUEs, spielten zuletzt auch eine Hauptrolle bei den Vorwürfen gegen den Toursieger von 2012 und sein Sky-Team, Sir Bradley Wiggins.

Dekkers Zimmernachbar Michael Boogerd habe ihm bei der Tour de France 2007 berichtet, während des Rennens achtmal das Blutdopingmittel Epo gespritzt zu haben. Auch Prostituierte hätten bei ihm und Boogerd eine Rolle gespielt, wie etwa vor dem Tour-Start 2007 in London, schrieb Dekker. Mit weiteren Beispielen zeichnete er ein düsteres Bild des Radsports, der erst im Jahr zuvor vom Fuentes-Skandal in seinen Grundfesten erschüttert worden war.

Die Tour 2007 endete für Rabobank ohnehin in einem riesengroßen Skandal. Kapitän Michael Rasmussen musste das Rennen im Gelben Trikot verlassen, weil er die Teamleitung über die Aufenthaltsorte während des Trainings getäuscht hatte und für Doping-Kontrolleure nicht auffindbar war.

Quelle: ntv.de, tno/dpa/sid

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