Sport

Obama: "Will euch alle hier sehen" Chicago greift nach dem Stanley Cup

Der Jubel nach dem Siegtreffer: Antoine Vermette von den Chicago Blackhawks feiert mit seinen Kollegen.

Der Jubel nach dem Siegtreffer: Antoine Vermette von den Chicago Blackhawks feiert mit seinen Kollegen.

(Foto: USA Today Sports)

Es fehlt nicht viel zum Auftaktsieg für Herausforderer Tampa Bay Lightning im Finale der nordamerikanischen Eishockeyliga NHL gegen die Chicago Blackhawks. Dann aber dreht das erfolgreichste Team der vergangenen Jahre die erste Partie der Serie.

Es war das wohl schönste Tor, das Tampa in den vergangenen Playoff-Wochen erzielt hat. Mit einem Rückhandschlag aus der Luft schaufelte Alex Killorn den Puck an Chicagos Torwart Corey Crawford vorbei ins Netz. Nur vier Minuten waren im ersten Drittel gespielt. Tampa hatte in der Folge viele Chancen, das Spiel zu entscheiden, und verteidigte gut. Als aber im Schlussabschnitt nur noch wenige Minuten zu spielen, drehte Chicago das Spiel. Der Finne Teuvo Teravainen und Antoine Vermette, beide nur Ergänzungsspieler im Team der Blackhawks, schossen den Favoriten zum 2:1-Sieg im ersten Spiel der Serie um den begehrtesten Pokal in der Eishockey-Welt.

Traumpaar der Liga: Superstar Patrick Kane und Kapitän Jonathan Toews, rechts.

Traumpaar der Liga: Superstar Patrick Kane und Kapitän Jonathan Toews, rechts.

(Foto: imago/Icon SMI)

Das Team, das zuerst vier Partien gewinnt, darf sich Champion nennen. Und es ist ein Kontinental-Titel, vergleichbar mit dem der Champions League im europäischen Fußball. 30 Teams spielen 82 Mal gegeneinander, ehe es für die Besten in die Playoffs geht. Zwei sind jetzt noch übrig: der Meister von 2004, Tampa Bay Lightning, und der Titelträger von 2013, die Chicago Blackhawks.

Viele andere hoch gehandelte Titelanwärter scheiterten zum Teil früh. Die Los Angeles Kings, der Vorjahresmeister, schafften es nicht einmal in die Playoffs. Auch die Boston Bruins mit dem deutschen Abwehrstar Dennis Seidenberg, immerhin Meister 2011, verpassten den Zug der NHL-Elite. Inzwischen sind mit Montréal, den New York Rangers, St. Louis und Anaheim auch die erfolgreichsten Teams der vier Hauptrunden-Gruppen ausgeschieden. Die Playoffs haben eben ihre eigenen Gesetze.

Die Chicago Blackhawks: der Favorit

Und deshalb überrascht es kaum, dass die Blackhawks schon wieder im Finale stehen - zum dritten Mal schon in den letzten sechs Jahren. 2010 und 2013 holten sie den Titel, sehr zur Freude von US-Präsident Barack Obama, der aus Chicago stammt. "Ich bin nicht mehr lange im Amt, ich will Euch alle bald hier sehen", twitterte Obama dieser Tage. Immerhin acht Spieler, die bei den beiden erwähnten Triumphen dabei waren, stehen immer noch im Team, unter ihnen die Stützen der Mannschaft: Superstar Patrick Kane, Kapitän Jonathan Toews, der mittlerweile 36-jährige Slowake Marian Hossa und die Ausnahme-Verteidiger Duncan Keith und Brent Seabrock.

"Ich bin nicht mehr lange im Amt": Barack Obama mit den Eishockeyspielern aus seiner Heimatstadt Chicago im Jahr 2013.

"Ich bin nicht mehr lange im Amt": Barack Obama mit den Eishockeyspielern aus seiner Heimatstadt Chicago im Jahr 2013.

(Foto: imago sportfotodienst)

"Sie sind fast wie die Harlem Globetrotters, wie sie passen und sich bewegen", schwärmt selbst Tampas Stürmerstar Steven Stamkos: "Man sieht, dass sie schon eine Weile zusammenspielen. Sie wissen genau, wo der andere steht." Vor allem Toews und Kane, das Traumpaar der Liga, das Trainer Joel Quenneville nicht immer in einer Reihe auflaufen lässt, wissen das. In der nervenaufreibende Serie zuletzt gegen Topfavorit Anaheim Ducks schickte er das Duo aber gemeinsam aufs Eis, und es machte einmal mehr den Unterschied. In sieben Spielen rang Chicago die zuvor überragenden Kalifornier nieder. Playoff-Power eben, Chicago hat sie.

Tampa Bay Lightning: der Emporkömmling

Auch Tampa hat sich in diesem Jahr in den Playoffs bewiesen. 2004 war der Lightning schon einmal Meister, stürzte im Anschluss aber ab. 2010 ereignet sich dann der Glückfall: Ex-NHL-Star Steve Yzerman übernimmt das Management und führt das Franchise aus Florida mit außerordentlichem Geschick wieder nach vorn. Als 2013 NHL-Trainerneuling Jon Cooper einsteigt, vollzieht sich dies auch auf dem Eis. Schon im ersten Jahr unter Cooper zeigt der Lightning eine deutliche Leistungssteigerung, wird aber durch die schwere Verletzung von Steven Stamkos zurück geworfen. Schon in der ersten Playoff-Runde ist Endstation, nach einem Sweep - vier Niederlagen in vier Spielen gegen Rekordchampion Montréal Canadiens. Ein Jahr später schlägt Tampa zurück.

Das war die Führung: Torschütze Alex Killorn, links, und Führungsspieler Steven Stamkos, Tampa Bay Lightning.

Das war die Führung: Torschütze Alex Killorn, links, und Führungsspieler Steven Stamkos, Tampa Bay Lightning.

(Foto: imago/ZUMA Press)

In der zweiten Runde der so genannten Postseason kommt es zum Wiedersehen mit den Canadiens. Tampa zieht sofort mit drei Siegen davon und gewinnt die Serie schließlich mit 4:2. Im folgenden Duell mit Vorjahresfinalist New York Rangers müssen die Florida Boys dann über die volle Distanz gehen, im siebten Spiel vergangene Woche schlägt dann aber der Blitz im Madison Square Garden ein, und das Cooper-Team steht im Finale. Für die meisten Spieler ist dies eine neue Erfahrung - auch für Stamkos, der als Führungsspieler und Torjäger aber längst nicht mehr allein steht. Als er zu Beginn der Playoffs überhaupt nicht in Fahrt kommt, schlägt die Stunde der Sturmreihe mit Tyler Johnson, Ondrej Palat und Nikita Kutscherow. Der Drillingssturm, wie sie ihn nennen, begeistert mit 28 Toren in den ersten drei Playoff-Runden. In der Serie gegen Montreal gelingt Trainer Cooper dann der Schachzug, der auch bei Stamkos den Knoten platzen lässt. Er zieht ihn vom Zentrum auf den rechten Flügel. Das Ergebnis: Der Mann, der so hart und so schnell schießt wie kaum ein Zweiter in der Liga, trifft in den letzten zehn Spielen sechs Mal.

Tampas Saisonbilanz gegen Chicago ist mit drei Siegen in vier Partien der Hauptrunde positiv. Zudem beginnt die Finalserie mit zwei Spielen in Florida. So etwas wie ein Heimvorteil aber ist gerade in den vergangenen Wochen in der NHL kaum auszumachen. Das hat das Auftaktspiel gezeigt. Nahezu auf Augenhöhe begegnen sich die besten Eishockey-Spieler der Welt mit ihrem rasend schnellen Spiel, egal wo sie gegeneinander antreten. Gerade was ihre Offensiv-Kraft angeht, haben Tampa Bay Lightning und die Chicago Blackhawks in diesem Jahr Standards gesetzt und deshalb verdient das Finale erreicht. Es hat so hochklassig begonnen wie es zu erwarten war.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen