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Weltverband der Leichtathletik Coe rückt an die IAAF-Spitze

Bei den Olympischen Spielen in London stellte Sebastian Coe sein Talent unter Beweis.

Bei den Olympischen Spielen in London stellte Sebastian Coe sein Talent unter Beweis.

(Foto: picture alliance / dpa)

Lord Sebastian Coe übernimmt die Leitung des Leichtathletik-Weltverbandes. Der Brite setzt sich gegen Mitbewerber und Stabhochsprunglegende Sergej Bubka durch. Der geadelte Doppelolympiasieger hat nun Großes vor.

Sebastian Coe soll den Leichtathletik-Weltverband IAAF als neuer Präsident aus der größten Krise seiner Geschichte führen. Der 1500-m-Olympiasieger von 1980 und 1984 setzte sich bei der Wahl in Peking gegen das ukrainische Stabhochsprungidol Sergej Bubka durch und tritt die Nachfolge des umstrittenen Lamine Diack an. Der Senegalese stand 16 Jahre an der Spitze der IAAF.

Er hinterlässt dem englischen Lord nach zahllosen Dopingskandalen einen Scherbenhaufen. "Für viele in diesem Raum ist die Geburt ihrer Kinder der größte Moment in ihrem Leben", sagte Coe, der wie Bubka zuletzt als IAAF-Vizepräsident fungierte und nun auch in das Internationale Olympische Komitee (IOC) aufrückt, nach seiner Wahl: "Für mich ist die Möglichkeit, die Zukunft unserer Sportart zu gestalten, das zweitgrößte Ereignis."

Verband in der Krise

Für Sergej Bubka ist es die zweite Niederlage. Erst verliert er die Wahl zum IOC-Präsidenten, dann gegen Coe.

Für Sergej Bubka ist es die zweite Niederlage. Erst verliert er die Wahl zum IOC-Präsidenten, dann gegen Coe.

(Foto: dpa)

Coe erhielt bei der Wahl in Peking 115 Stimmen, sein Kontrahent 92 Stimmen. Bubka bleibt allerdings Vizepräsident der IAAF. Mit 187 Stimmen wurde er von den Delegierten bestätigt, im Gegensatz zu Coe hatte Bubka erneut für das Amt kandidiert. Lord Coe als Architekt der Olympischen Spiele 2012 in London ist mit seiner Wahl zu einem der mächtigsten Männer im Weltsport aufgerückt - steht aber dennoch vor einer äußerst schweren Aufgabe.

Derzeit durchlebt die IAAF ihre vielleicht schwerste Krise, seit Monaten sieht sich die internationale Leichtathletik Vorwürfen weit verbreiteten Dopings ausgesetzt. Und der Weltverband steht unter dem Verdacht, nicht genug gegen das Problem unternommen zu haben. Zuletzt entzogen bereits erste Athleten dem Weltverband das Vertrauen - angeführt vom deutschen Diskus-Olympiasieger Robert Harting und dessen Freundin Julia Fischer. "Liebe IAAF, wir können euch nicht mehr trauen. Ihr zerstört unseren Sport, und deshalb müssen wir handeln", hieß es in einem Video.

Sportler stellen sich gegen IAAF

Auch prominente internationale Sportler wie der französische Stabhochsprung-Olympiasieger und Weltrekordler Renaud Lavillenie sowie der britische Weitsprung-Olympiasieger Greg Rutherford bekundeten ihre Unterstützung. Coe, der stets smarte, im Weltsport glänzend vernetzte Gentleman, muss nun die Scherben zusammenkehren. In seinem Wahlprogramm kündigte der Lord bereits an, für die Leichtathletik eine vollkommen unabhängige Anti-Doping-Agentur schaffen zu wollen. Er ging damit weiter als sein Kontrahent Bubka.

Dennoch hatte Coe mit seiner Reaktion auf die letzten Enthüllungen für Verwunderung und Kritik gesorgt. Der Brite, seit 1982 im Adelsstand und 2006 von der Queen zum "Knight Commander" geschlagen, hatte die letzten Recherchen der ARD und der Sunday Times als "Kriegserklärung" an die Sportart gewertet. Trotzdem hatten sich im Vorfeld viele Verbände öffentlich für den charismatischen Briten ausgesprochen. Auch der Deutsche Leichtathletik-Verband, der Coe im Vergleich zu Bubka das "größere Reformpotenzial" bescheinigte. Dies muss er nun unter Beweis stellen, denn nicht nur beim Thema Doping gibt es Veränderungsbedarf.

In einer immer mehr vom Fußball dominierten Sportwelt droht die olympische Kernsportart ins Hintertreffen zu geraten. Auch finanziell zählt die Leichtathletik im globalisierten Sport keineswegs zu den Schwergewichten. Coes Kontrahent Bubka erlebte dagegen eine weitere Niederlage auf sportpolitischem Parkett. 2013 kandidierte der Ukrainer, der in seiner sportlichen Karriere insgesamt 35 Weltrekorde aufgestellt hatte, erfolglos gegen Thomas Bach um das Amt des IOC-Präsidenten. Und auch die Hürde Sebastian Coe erwies sich als zu hoch. Immerhin blieb Bubka der Posten des Vizepräsidenten.

Quelle: ntv.de, Kristof Stühm und Christoph Leuchtenberg, sid

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