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Sorgt Barneveld für WM-Erdbeben? Darts-Fans warten auf historisches Halbfinale

Der Topfavorit: Michael van Gerwen.

Der Topfavorit: Michael van Gerwen.

(Foto: imago/Action Plus)

Schotte gegen Schotte, Niederländer gegen Niederländer: Die Darts-WM im Alexandra Palace geht ins Halbfinale. Die Partien bieten alles, was dieser Sport zu bieten hat. Nur eines fehlt: ein Engländer. Der Favorit heißt Michael van Gerwen.

Kurz vor dem Ende wird aus der WM ohne Überraschungen - die Favoriten haben sich hier von Beginn an klar behauptet - doch noch eine. Die Halbfinal-Partien finden ganz ohne englische Beteiligung statt. Das gab es noch nie in der Geschichte der PDC-Weltmeisterschaft, die in diesem Jahr immerhin zum 24. Mal ausgetragen wird. Mit dabei sind erstmals nur noch zwei Schotten und zwei Niederländer. Damit ist sicher: Egal wie die beiden Halbfinalpartien ausgehen, am Ende wird das Finale zwischen Schottland und den Niederlanden ausgetragen.

Spielplan der Darts-WM

Halbfinale
Sonntag, 1. Januar 2017

20 Uhr:
Gary Anderson (Schottland)
- Peter Wright (Schottland)

22 Uhr:
Michael van Gerwen (Niederlande)
- Raymond van Barnefeld (Niederlande)

Finale
Montag, 2. Januar 2017, ab 20 Uhr

Dafür gesorgt hat Raymond van Barneveld, der Darts-Gigant vom Kontinent, der seinen Erzrivalen Phil Taylor im Viertelfinale in die Schranken wies und mit ihm den letzten Engländer aus dem Turnier warf. Damit trifft van Barneveld im Halbfinale an diesem Neujahrstag (die zweite Partie ab etwa 22 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) auf seinen Landsmann, den Titelfavoriten Michael van Gerwen. Und es stellt sich unweigerlich die Frage: Wiederholt sich die Sensation vom letzten Jahr? Da schaffte es Barney, den ungestümen jungen Darts-Dominator bereits im Achtelfinale vom Oche zu fegen. Doch das war auch der letzte Sieg, den van Barneveld gegenüber Mighty Mike einfuhr. Seither trafen die beiden noch vier Mal aufeinander, in nur einem dieser Matches musste van Gerwen sich mit einem Unentschieden zufrieden geben.

Auch der Blick auf die Gesamtbilanz offenbart, dass van Gerwen im Duell der Niederländer meistens die Nase vorn hat: 26 Siege, ein Remis, 16 Niederlagen. Allerdings hat Barneveld immer wieder bewiesen, dass er ein WM-Spieler ist. Zuletzt musste das schmerzhaft Phil Taylor erfahren. Während der Saison läuft es meist nicht so glatt, dafür dann aber, wenn es im großen Turnier darauf ankommt. Und das einzige Aufeinandertreffen zwischen den beiden Kontrahenten bei einer WM endete mit einem Sieg für den erfahrenen fünffachen Weltmeister. Favorit in dem Duell ist dennoch - eindeutig - der Weltranglistenerste Michael van Gerwen, der heiß auf seinen zweiten Titel ist. Für Barneveld (Weltrangliste Platz 12) wäre es der erste Finaleinzug seit 2009, damals verlor er deutlich gegen "The Power". Ein Erdbeben ginge durch die Darts-Welt, sollte Barney tatsächlich den Topfavoriten K.o. werfen - er hat die Erwartungen mit dem Halbfinaleinzug bereits übertroffen. Von van Gerwen hingegen erwartet man in diesem Jahr nur eines: den Titel.

Erst wartet das Schottenduell

Fordert den Titelverteidiger: Peter "Snakebite" Wright.

Fordert den Titelverteidiger: Peter "Snakebite" Wright.

(Foto: imago/Action Plus)

Doch bevor die Niederländer in die schweißgeschwängerte Luft der Bühne auf dem Alexandra Palace treten, treffen sich dort zwei Schotten. Im ersten Halbfinale (ab 20 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) tritt Peter "Snakebite" Wright gegen Titelverteidiger Gary Anderson an. Die Frage nach einem Favoriten ist nicht so einfach zu beantworten. Beide spielen bislang ein großartiges Turnier mit einer Weltklasse-Leistung. Nur vier Spieler schafften es, ihre Averages bisher konstant über 100 zu halten - Wright und Anderson sind beide mit Quoten von 104 Punkten dabei. Schaut man sich die bisher gespielten Partien zwischen der beiden an, hat der "Flying Scotsman" die Nase vorn: Von 29 Matches gingen 17 an Anderson, 11 an Wright. Eines endete unentschieden. Im Jahr 2016 konnte Wright in drei Partien gegen Anderson noch keine gewinnen.

Anderson hat kein berauschendes Darts-Jahr hinter sich - doch bei dieser WM ist er auf den Punkt fit. Das Viertelfinale gegen David Chisnall gehörte wohl zu den besten Spielen des bisherigen Turniers. Anderson brillierte mit einem Schnitt von 106. Er ließ sich von einem enorm starken Dave Chisnall (105 Schnitt, 21 180er-Würfe, 45 Prozent Checkout-Quote) nicht aus dem Konzept bringen, vergab zwar einige Matchdarts, behauptete sich aber am Ende und zeigte, warum er völlig zurecht amtierender Weltmeister ist und in den vergangenen beiden Jahren im "Ally Pally" ungeschlagen blieb. Noch dazu reihte sich die Partie in die Riege der historischen WM-Spiele ein: Noch nie warfen beide Kontrahenten zusammen so viele 180er. Für Dave Chisnall waren es 21 (in Worten: ein-und-zwan-zig), während Anderson auf 12 Maxima kam - dafür aber deutlich mehr 100+ und 140+ Würfe auf dem Puntkezettel stehen hatte.

Mit Blick auf das Spiel gegen Wright zeigt Andersons Schlacht gegen Chisnall: Der "Flying Scotsman" muss unter Druck gesetzt werden, um zu Höchstleistungen aufzulaufen. Das hat Chisnall geschafft. Der Engländer konnte am Ende aber mit dem Tempo des Schotten nicht mithalten. "Snakebite" kann - und wird - den Weltmeister auch jagen, sodass Anderson im Halbfinale nach allem, was bisher von ihm zu sehen war, dann auch wieder seine besten Darts auspacken wird.

Die Kunst für Wright besteht dann darin, dieses hohe Tempo, diese hohen Punktzahlen und guten Checkout-Quoten mitzugehen. Dass er dazu in der Lage ist, hat er bei dieser WM bereits gezeigt. Dennoch: Anderson in Top-Form zu schlagen, das ist Wright trotz seiner starken Leistungen nur mit viel gutem Willen zuzutrauen.

Quelle: ntv.de

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