Sport

König ohne Krone Der Verlierer

Lionel Messi hat mit seinem Verein, dem FC Barcelona, nahezu jeden erdenklichen Titel eingeheimst. Mehrfach. Und mit Sicherheit werden noch zahlreiche folgen. Nur mit der Nationalmannschaft Argentiniens ging er bisher leer aus. Und das wird auch so bleiben.

Wieder mal ohne Titel mit Argentinien - Lionel Messi.

Wieder mal ohne Titel mit Argentinien - Lionel Messi.

(Foto: imago/Xinhua)

Schuld ist Diego Armando Maradona. Seit dieser Fußballgott und -anarchist Argentinien zur kickenden Großmacht gemacht hat, warten sie im Südwesten Südamerikas auf einen weiteren Erlöser. Viele haben sich gezwungenermaßen an dieser Rolle versucht. Alle waren gut. Alle sind gescheitert. Letzter Kandidat: Lionel Messi. Seines Zeichens bester Fußballspieler des Planeten. Auch er ist gescheitert.

Drei WM-Teilnahmen blieben bisher ohne Krönung. Und auch bei den Kontinentalmeisterschaften Südamerikas, der Copa América, blieb Argentinien unter Messis Ägide der Titel verwehrt - gerade erst bei der bitteren Finalniederlagen gegen Chile. Dabei bestätigte sich einmal mehr, dass Messi kein Anführer ist. Und zum Leidwesen seiner Landsleute auch nicht der Messias. Überhaupt, in Argentinien ist Messi seit jeher umstritten. Zu europäisch, zu wenig leidenschaftlich, zu gehemmt sei er, so der Vorwurf. Und eben im hellblau-weiß gestreiften Trikot der Nationalmannschaft zu erfolglos. Dass er mit seinem Verein, dem FC Barcelona, und auch selbst jeden nur erdenklichen Titel eingeheimst hat, erhöht nur den Argwohn am Rio de la Plata.

Irgendwie ohne Eier

Und recht haben sie. Im Dienste Argentiniens agiert der sonst so Begnadete bisweilen erschreckend uninspiriert sowie freud- und glücklos. Zuletzt zu beobachten eben gegen Chile. Gerade wenn es darauf ankommt, wirkt Messi bei der Albiceleste mutlos. Keinen Torschuss hat der Vielgepriesene auf das chilenische Tor abgegeben. Mit keinem sonst so zwingenden Dribbling konnte er das Abwehrbollwerk durchbrechen. Zwar war Messi an der Vorbereitung der drei großen Möglichkeiten Argentiniens als Vorbereiter beteiligt, zum verdienten Sieg führten diese aber nicht. Und das nicht ohne Grund. So scheint die Gehemmtheit ihres Superstars die hochgelobte Offensive der Gauchos nachhaltig zu verunsichern. Durch diese Abhängigkeit seiner Mannschaftskameraden ist Messi nicht die Lösung, sondern Teil des Problems der Erfolglosigkeit seines Landes.

Selbstverständlich gibt es dafür auch andere Gründe. So ist die Verbandsarbeit Argentiniens alles andere als professionell. Auch sind die vielgefragten Spieler nach zumeist endlosen Einsätzen für diverse europäische Spitzenclubs bei den im Anschluss der Saison stattfindenden Turnieren oft nicht mehr im Vollbesitz ihrer Kräfte. Zwei Fakten, die im Umkehrschluss die deutsche Mannschaft überdurchschnittlich erfolgreich macht. Aber auch ein Schuss Hochmut verhinderte bisher mehr Ruhm für Argentinien. Aber vor allem die Fokussierung auf einen Heilsbringer verhindert die Erlösung.

Einen Titel mit Argentinien wird Messi wohl nicht mehr gewinnen. Zur nächsten Weltmeisterschaft ist er bereits 31 Jahre alt. Und mit ihm befindet sich dann die gesamte argentinische Offensive im reiferen Alter. Es ist nicht zu erwarten, dass Spieler, die in ihren besten Fußballerjahren nichts gewinnen konnten, als "Altherrenmannschaft" ihr volles Potenzial abrufen können. So absurd es klingen mag, es wäre sinnvoll, wenn Messi und Co. dieser Tatsache und ihrer Erfolglosigkeit zeitnah Rechnung tragen würden. Insbesondere Messi würde sich und seiner fußballbesessenen Nation viel Leid ersparen. Denn ein Neuanfang tut Not, auch wenn besonders für diese Generation gilt, dass Argentinier per se die besseren Füße haben. Allen voran ihr Bester: Lionel Messi.

Quelle: ntv.de

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