Diskus-Trio massiv enttäuscht Deutsche Leichtathleten gehen am zweiten EM-Tag leer aus
09.06.2024, 07:27 Uhr
Die blaue Startnummer weist Marike Steinacker als europäische Jahresbeste aus, anknüpfen an ihre Vorleistung konnte sie jedoch nicht.
(Foto: dpa)
Mit großen Hoffnungen treten die deutschen Diskuswerferinnen bei der EM an, haben mit der Medaillenvergabe jedoch nichts zu tun. Über 100 Meter laufen gleich zwei Deutsche ins Finale, im Weitsprung überragt ein Grieche und bei den Frauen fallen zwei Meisterschaftsrekorde.
Die Hoffnungen der Diskus-Frauen auf den großen Wurf platzten, Geher Christopher Linke durchlebte ein Drama - dafür meldeten sich die Sprinter zurück: Die deutschen Leichtathleten haben bei der EM in Rom ihre zweite Medaille verpasst, für eine positive Überraschung sorgten aber die jahrelang schwächelnden 100-Meter-Sprinter um Owen Ansah.
Der Hamburger wurde beim Triumph von Italiens Olympiasieger Marcell Jacobs (10,02) in 10,17 Sekunden Fünfter. Neben Ansah schaffte es auch Robin Ganter ins Finale, konnte dort aber wegen Muskelproblemen nicht antreten. Seit Lucas Jakubczyk, der 2014 in Zürich ebenfalls Fünfter wurde, hatte kein DLV-Sprinter mehr das 100-m-Finale einer EM erreicht.
Nicht nur wegen des Erfolgs von Jacobs feierten die rund 30.000 Zuschauer in der deutlich besser als am Freitag gefüllten, aber bei weitem nicht ausverkauften Riesenschüssel des Stadio Olimpico eine große italienische Leichtathletik-Party. Nach zwei Tagen hat der Gastgeber schon fünf Titel und elf Medaillen gesammelt - klare Führung in der Nationenwertung.
Tentoglou liefert riesige Flugshow
Dort hat die deutsche Mannschaft weiter nur die Bronzemedaille der Kugelstoßerin Yemisi Ogunleye vom Auftakttag auf dem Konto - aus dem erhofftem Diskus-Podest wurde nichts. Claudine Vita landete beim siebten EM-Triumph der kroatischen Seriensiegerin Sandra Elkasevic als beste Deutsche mit 62,65 Metern auf dem sechsten Rang. Shanice Craft wurde Siebte (61,73).
Marike Steinacker war mit vorgelegten 67,31 Metern als Europas Jahresbeste nach Italien gereist - und wurde mit 59,72 Metern Final-Letzte. "Ich werde noch eine Weile den Kopf schütteln. Ich bin einfach enttäuscht von meiner Leistung, meiner Unfähigkeit", sagte Shanice Craft nach der Entscheidung. "Ich bin sprachlos", sagte Vita. "Das muss ich erstmal sacken lassen."
Der höchstklassige Männer-Wettbewerb war am Samstag der Weitsprung, den Griechenlands Olympiasieger Miltiadis Tentoglou zum dritten Mal in Folge bei einer EM gewann - mit famosem Meisterschaftsrekord von 8,65 Meter, die er gleich zweimal erzielte. Bei den Frauen ragten die 100 Meter Hürden heraus, die Cyrena Samba-Mayela (Frankreich) ebenfalls in Meisterschaftsrekord von 12,31 Sekunden für sich entschied - schneller lief eine Europäerin zuletzt vor 32 Jahren.
Nur eine DLV-Siebenkämpferin kommt durch
Als erste Siebenkämpferin wurde Belgiens Olympiasiegerin Nafi Thiam mit 6848 Punkten (Meisterschaftsrekord) zum dritten Mal Europameisterin. Nach dem Kugel-Aus der früheren Vizeweltmeisterin Carolin Schäfer am Freitag musste am Samstag Sophie Weißenberg mit Fußproblemen aussteigen. Vanessa Grimm beendete den Wettkampf als einzige Deutsche auf Platz elf.
Ganz bitter verlief der Wettkampf für Geher Linke, der sich übernahm, sich dann über- und schließlich aufgab. "Ich wollte ganz klar eine Medaille gewinnen, das ist mein Anspruch und auch mein Leistungsvermögen. Ich wollte dabei sein und habe überzogen", sagte Linke, 2022 EM-Zweiter in München, am ZDF-Mikrofon.
Während der Schwede Perseus Karlström (1:19:13) gewann, warten die deutschen Geher seit Ewigkeiten auf eine Männer-Medaille über 20 Kilometer. 1978 war der DDR-Athlet Roland Wieser in Prag Europameister geworden, vier Jahre zuvor hatte der legendäre Bernd Kannenberg (Silber in Rom) das bislang einzige DLV-Edelmetall geholt.
Quelle: ntv.de, tsi/sid