DHB-Frauen sind heißDeutsches Team kämpft jetzt nicht nur um WM-Titel

Die deutschen Handball-Frauen wollen die erste Medaille bei einem großen Turnier seit 28 Jahren. Die Auslosung meint es bei der Heim-WM gut mit dem DHB-Team, die Ziele sind hoch - und es winkt sogar eine Rekordprämie. Doch es geht um mehr.
Bundestrainer Markus Gaugisch trommelte seine Spielerinnen zu einer kurzen Ansprache zusammen, dann schickte er Katharina Filter und Co. auf die Aufwärmrunde. Bei ihrem Abschlusstraining in der Stuttgarter Porsche-Arena strahlten Deutschlands Handballerinnen am Tag vor dem langersehnten Auftakt ihrer Heim-WM den maximalen Fokus aus. "Wir reden schon sehr lange darüber, ich bin sehr froh, dass es jetzt endlich losgeht", sagte Torhüterin Filter. Und Turnierdebütantin Nieke Kühne frohlockte: "Wir sind heiß."
Die Partie gegen Island am Mittwoch (18 Uhr/Sporteurope.TV) vor mehr als 6000 Fans in Stuttgart soll nicht nur den Startschuss für die Medaillenjagd geben, sondern auch der Beginn eines echten Handball-Hypes sein. Die DHB-Auswahl wolle auch "den Frauen-Handball pushen, wir wollen junge Mädels in die Halle bekommen, wir kämpfen auch für Gleichberechtigung und Gleichstellung", sagte Kapitänin Antje Döll mit Nachdruck im SID-Gespräch, schließlich sei dies "nicht nur ein Thema in unserer Sportart".
Rekordprämie winkt
Für die finanzielle Motivation sorgte unmittelbar vor Beginn der Einheit am Dienstagvormittag die Verbandsspitze. Der Deutsche Handballbund (DHB) rief für den Fall des Titelgewinns eine Rekordprämie in Höhe von 425.000 Euro aus. "Wir setzen unseren Weg für den Frauensport fort und beleben die Bewegung 'Hands up for more' mit weiteren Taten", sagte DHB-Präsident Andreas Michelmann. Silber würde mit 300.000 Euro belohnt, Bronze mit 200.000 Euro, ein vierter Platz mit 100.000 Euro.
Und so heißt das Ziel Rotterdam, wo Mitte Dezember die Medaillenspiele steigen. Um die Chance auf das erste WM-Edelmetall seit 18 Jahren zu haben, muss Gaugischs Team zunächst aber seine Pflicht erfüllen. Heißt: Mit drei Siegen gegen Island und anschließend gegen Uruguay (Freitag) und Serbien (Sonntag/beide 18 Uhr) die maximale Ausbeute in die Hauptrunde in Dortmund mitnehmen. Und dann, nach drei weiteren Partien, vor mehr als 10.000 Zuschauern in der Westfalenhalle erstmals seit 2008 ein großes Halbfinale erreichen.
"Mit der Unterstützung der Zuschauer in Dortmund bin ich guter Dinge, dass wir alles auf der Platte lassen, um diesen Traum – das ist ein Traum – zu verwirklichen und den nächsten Schritt zu gehen", sagte Bundestrainer Gaugisch am Dienstag im ZDF-Morgenmagazin: "Für uns ist wichtig, dass wir an unser Leistungsmaximum kommen. Das bauen wir hier auf - über Stuttgart, dann nach Dortmund. Bis zum Viertelfinale wollen wir so weit sein, dass wir dort eine herausragende Leistung auf die Platte zaubern können."
Gute Auslosung
Tatsächlich gibt die Auslosung der DHB-Auswahl die Chance, sich für das angestrebte K.-o.-Duell am 9. Dezember in Dortmund, bei dem auch das öffentlich-rechtliche Fernsehen in die Live-Berichterstattung einsteigen würde, warmzuspielen. Punkteverluste in der Vorrunde kämen einer Riesenüberraschung gleich.
Die Themen vor dem WM-Auftakt drehen sich daher auch und vor allem um übergeordnete Ziele. Einen ähnlichen Hype zu entfachen wie einst die deutschen Fußball-Frauen, wäre ganz nach dem Geschmack von Döll. Ein Finaleinzug mit ganz viel Aufmerksamkeit, wie er den Fußballerinnen bei der EM 2022 in England gelang, wäre "ein absoluter Wunsch".
Durch die neue Prämienregelung fühle sich das Team "wertgeschätzt", sagte Döll. Die Entwicklung zeigt nach den ausgelobten Prämien für die WM 2021 (140.000 Euro), WM 2023 (225.000 Euro) sowie EM 2024 (275.000 Euro) tatsächlich nach oben. "Über allem steht jedoch in den kommenden Wochen der sportliche Erfolg – wir investieren alles, um uns bei diesem Turnier unsere handballerischen Träume zu erfüllen."