Motorsport als "sensibles Thema" Die DTM kämpft in der Klimakrise um ihre Zukunft
07.10.2022, 10:18 Uhr
Die DTM hat ihre Transformation erfolgreich bewältigt.
(Foto: IMAGO/GEPA pictures)
Die "neue" DTM beendet an diesem Wochenende ihre zweite Saison, Serien-Chef Gerhard Berger sieht gute Aussichten für die Zukunft - aber wird Motorsport unterhalb der alles überlagernden Formel 1 überhaupt eine Überlebenschance in Zeiten der Klimakrise haben?
Es wird wieder laut in Hockenheim, Reifen qualmen, Benzingeruch liegt in der Luft. Und ziemlich voll ist es wohl auch auf den Tribünen. Für Gerhard Berger sind das hervorragende Nachrichten. Denn seine DTM hat ihre Transformation erfolgreich bewältigt, sie ist nun eine GT3-Serie, eine von vielen also - und trotzdem zieht sie noch, trotzdem kommen die Menschen noch an die Strecken.
Am Wochenende schließt die neue DTM ihre zweite Saison ab, wobei Berger an dieser Stelle ganz gerne einhakt. "Ich wehre mich immer dagegen", sagt er im Gespräch mit dem Sportinformationsdienst, "es ist keine neue DTM, es war immer dieselbe DTM." Zwar gebe es ein neues technisches Reglement, ein völlig anderes sogar, die Marke sei aber "historisch gewachsen". Er blicke optimistisch in die Zukunft.
"Die effizientesten Motoren"
Verändert haben sich indes nicht bloß die Autos, die eingesetzt werden - auch das Umfeld, in dem der gesamte Motorsport stattfindet, verwandelt sich gerade, nicht gerade plötzlich, aber schleichend. Das ist auch Berger, dem langjährigen Formel-1-Piloten, bewusst: In einer Welt, die dringend nachhaltige Lösungen sucht, steht der benzinbetriebene Motorsport besonders im Fokus. Das ist nicht unberechtigt, findet der Österreicher, wenn auch oft etwas zu kurz gedacht. Der moderne Motorsport nutze schließlich "die effizientesten Motoren", sagt er, "und wenn es um den CO2-Ausstoß geht, sind die 20 bis 30 Autos, die im Kreis fahren, zu vernachlässigen."
Die ganz große Belastung gehe von den Großevents drumherum aus, "dort muss man die Diskussion ansetzen", sagt Berger, "allerdings gilt das für alle Veranstaltungen – von der Fußball-WM, über Ski-Rennen bis hin zu Konzerten." In der Tat rechnen Fachleute vor, dass der CO2-Ausstoß durch eine einzige Fußball-WM um ein Vielfaches höher ist, als der einer gesamten Formel-1-Saison. Und doch wirkt allein das Bild von 30 Autos auf der Rennstrecke zunehmend aus der Zeit gefallen. Die "Sensibilität bei diesem Thema" habe zugenommen, sagt auch Berger, "jeder ist sich heute bewusst, dass ein Beitrag zur Nachhaltigkeit geleistet werden muss." Das sei sehr positiv. Zugleich setzt es den Motorsport unter Erklärungsdruck.
"Motorsport muss ein Innovationslabor sein"
Die Formel 1 begründet ihre Relevanz ziemlich erfolgreich damit, dass sie mit viel Geld Innovationen vorantreibt, die am Ende auch für saubere Mobilität auf der Straße sorgen können - Serien wie die DTM nutzen eher Technik, die ohnehin schon da ist. Für Berger greift dieser Gedanke aber zu kurz. Nachhaltige Kraftstoffe etwa würden "in der DTM unter Extrembedingungen getestet und eingesetzt", diese Informationen dann wiederum den Herstellern zur Verfügung gestellt. Eine GT-Serie könne zudem eine ganz andere Funktion erfüllen als die Formel 1: Der Vorteil liege darin, "dass die Hersteller in der DTM Autos im Einsatz haben, die ganz nah an der Serienproduktion dran sind."
Vorangehen will er indes auf dem Feld der Elektromobilität. Die DTM Electro ist ein Projekt in der Entwicklung, "Ende des nächsten Jahres" sollen die Autos mit 1300 PS auf der Rennstrecke stehen und damit auch Impulse setzen für die Straße. Um relevant zu bleiben, sagt Berger, "muss der Motorsport ein Innovationslabor sein".
Quelle: ntv.de, tno/sid