Dreßen hat die größte Motivation "Die Kloa" treibt deutsches Ski-Ass nach Verletzungshorror an
07.11.2023, 19:02 Uhr
Neustart jetzt: Thomas Dreßen.
(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)
Am Wochenende startet Thomas Dreßen in die neue Saison - vor spektakulärer Kulisse: am Matterhorn. Für den besten deutschen Abfahrer ist es nach schweren Verletzungen wieder mal ein Neubeginn. Der 29-Jährige greift dabei auf neue Motivationstricks zurück.
Es gibt schlechtere Motivationshilfen als die eigene Tochter. Thomas Dreßen jedenfalls hat die Geburt der kleinen Elena Ende Juni "einen ganz schönen Schub gegeben", wie er mit leuchtenden Augen erzählt. Der neue Antrieb soll den mittlerweile 29 Jahre alten Abfahrer endlich wieder dorthin bringen, wo er schon mal war: an die Weltspitze der besten Abfahrtsläufer. Sein Antrieb: "Die Kloa", also die Kleine, soll selbst erleben, was der Herr Papa zu leisten imstande ist. "Es wäre schon cool, nochmal erfolgreich zu sein mit der Kleinen dabei", sagt Dreßen, "sonst muss ihr irgendjemand mal erzählen, was ich getan habe."
Getan hat er schon eine ganze Menge, aber das ist lange her: Die vergangenen drei Jahre waren vornehmlich von körperlichen Problemen geprägt. Nun also wieder ein Neubeginn, vor grandioser Kulisse: Mit zwei Rennen am ikonischen Matterhorn starten die Abfahrer am Samstag und Sonntag in den Winter. Dreßen ist ein großes Versprechen, seit er im Januar 2018 auf der Streif in Kitzbühel gewann. Es folgte ein weiterer Sieg in Kvitfjell, aber danach geriet die Karriere erstmals aus der Bahn: Im November 2018 stürzte er schwer in Beaver Creek - Kreuzbandriss, Knie kaputt, Hüfte beschädigt.
Rückkehr in die Weltspitze angepeilt
Genau ein Jahr später: Sieg beim Comeback in Lake Louise, danach bis Saisonende zwei weitere Erfolge sowie zwei dritte Plätze. Also, alles wieder gut? Mitnichten. Zwischen März 2020 und November 2022, also zweieinhalb Jahre lang, bestritt Dreßen mit Ausnahme der WM-Abfahrt in Cortina d'Ampezzo im Februar 2021 (18.) kein Rennen: Die Hüfte und das Knie bedurften weiterer Operationen. Auch als er im vergangenen Winter wieder regelmäßig starten wollte, spielte der Körper oft nicht mit, hinzu kamen technische Fehler.
Gut fuhr Dreßen, trotz Krankheit und Knieschmerzen, nur bei der WM: Zehnter in der Abfahrt, nur 0,26 Sekunden weg von Bronze. Und jetzt? "Ich freue mich einfach nur auf die Saison", betont Dreßen. Gut, sein Körper müsse mittlerweile gepflegt werden "wie ein Formel-1-Auto", also bis hin zur letzten Schraube. Aber neue Baustellen haben sich nicht aufgetan. Und so hat Dreßen nach seinem Befinden eine gute Vorbereitung hinter sich, dabei hat er durch verstärktes Riesenslalom-Training "Anfängerfehler" ausgemerzt, die vergangene Saison zu Stürzen in Kitzbühel oder im WM-Training geführt hatten.
Dreßen sagt, er könne nun wieder "mehr auf mein Gefühl hören". Dieses besondere Skigefühl wird er brauchen bei den Rennen am Matterhorn, die im vergangenen Jahr wegen akuten Schneemangels abgesagt werden mussten. Die Strecke von oberhalb von Zermatt hinunter ins italienische Cervinia ist Neuland, was nicht so schlimm sei, behauptet Dreßen. Es sind drei Trainingsläufe angesetzt, "wenn du danach nicht weißt, wo du hin musst, brauchst eh nicht fahren". Wie auch immer, "ich gfrei mi", sagt Dreßen. Seine Ziele für die Rennen und die Saison ohne Großveranstaltung? "Ich will einfach wieder meine Leistung abrufen, dann steht auch einem guten Ergebnis nichts im Weg." Im Klartext: Dreßen glaubt an seine Rückkehr an die Weltspitze. Ausreichend Motivationshilfe für die nächsten Jahre hat er ja.
Quelle: ntv.de, ses/sue/sid