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"Es gilt die Unschuldsvermutung" Doping-Verdacht nagt an Klosterhalfens Triumph

Acht Minuten, 32 Sekunden und 47 Hundertstel: Konstanze Klosterhalfen läuft deutschen Rekord über 3000 Meter.

Acht Minuten, 32 Sekunden und 47 Hundertstel: Konstanze Klosterhalfen läuft deutschen Rekord über 3000 Meter.

(Foto: imago/Christoph Worsch)

Konstanze Klosterhalfen läuft über die Lang- und Mittelstrecken allen davon. Der Shootingstar der deutschen Leichtathletik pulverisiert Rekorde und will an die Weltspitze. Klosterhalfens jüngster Schritt auf diesem Weg führt in die USA - und bringt sie verdächtigem Terrain gefährlich nah.

Während Fragen über Fragen auf Konstanze Klosterhalfen niederprasselten und die große Lauf-Hoffnung vor einem Strauß von Mikrofonen stand, wurde ihr immer wieder Blut am Ohr abgezapft. Über die Laktatwerte der Leverkusenerin nach ihrem Coup von Leipzig ist nichts bekannt. Aber die deutsche Rekordzeit steht erst einmal: 8:32,47 Minuten für 3000 Meter. Um fast vier Sekunden verbesserte sich Klosterhalfen bei den Leichtathletik-Meisterschaften am Samstag. Und das wenige Monate, nachdem sie zum Training in das umstrittene Oregon-Projekt in die USA gewechselt ist. Ein Schritt, der in der Szene kritisch beäugt wird.

Klosterhalfen beschreibt ihr neues Umfeld in Portland - eine Trainingsgruppe von zehn Athleten - nur in Superlativen. "Ich kann nur sagen, dass es da supercool ist. Super Bedingungen. Es ist ein ganz tolles Team da. Ich bin super dankbar, dass ich da mittrainieren darf", erklärte "Koko" - wie sie meist genannt wird - vor ihrem 22. Geburtstag an diesem Montag.

"Mutiger Schritt"

Bekannt geworden ist das Prestigeprojekt des Sportartikelhersteller Nike durch Erfolge wie die des vierfachen Olympiasiegers Mo Farah aus Großbritannien, zuletzt aber auch durch jahrelange Ermittlungen der Anti-Doping-Agentur der USA gegen Erfolgscoach Alberto Salazar. Seine ehemalige Läuferin Kara Goucher wirft ihm vor, sie zur Einnahme verbotener Mittel genötigt zu haben. Klosterhalfens Trainer ist nun Salazars früherer Assistent Pete Julian.

Der Deutsche Leichtathletik-Verband äußerte sich nur vorsichtig zum neuen Weg seines Toptalents im Langstreckenbereich. "Es ist natürlich ein mutiger Schritt, aber ihre Entscheidung und die des Managements. Konstanze ist eine Athletin, die in unserem System sehr, sehr klar aufgeklärt worden ist", sagte DLV-Generaldirektor Sport Idriss Gonschinska und verwies darauf, dass Klosterhalfen im Pool der regelmäßig kontrollierten Top-Athleten ist und auch internationale Dopingtests habe.

"Jeder Hustensaft, jede Schnupftablette"

Alberto Salazars Name steht in Verbindung mit schweren Vorwürfen.

Alberto Salazars Name steht in Verbindung mit schweren Vorwürfen.

(Foto: imago/ZUMA Press)

"Es gilt die Unschuldsvermutung. Bisher ist nichts belegt, und es liegt kein Abschlussbericht vor. Solange gehen wir davon aus, dass alles sauber ist", sagte Bundestrainer Sebastian Weiß, früher auch der Heimtrainer Klosterhafens, der sie noch betreut, wenn sie in Deutschland ist. Die Sportlerin erklärte nach ihrem Rekordrennen: "Jeden Hustensaft, jede Schnupftablette würde ich sofort meinem Trainer schicken, damit er die Ingredients (Inhaltsstoffe) da abchecken kann. Es ist alles super kontrolliert. Die trainieren einfach super hart." Und: "Ich möchte noch bis ganz in die Weltspitze."

Die Drähte zur Trainingsgruppe in den USA legte auch Oliver Mintzlaff, Ex-Leichtathlet und heute Geschäftsführer beim Fußball-Bundesligisten RB Leipzig. Zuletzt stellte Klosterhalfen in New York Bestmarken über die Meile und 1500 Meter auf. In Leipzig ließ sie zunächst die ebenfalls hochtalentierte Alina Reh das Tempo machen, setzte sich drei Runden vor Schluss an die Spitze und stürmte dann zum Rekord.

Dabei gewannen viele den Eindruck, dass Klosterhalfen noch früher das Tempo hätte anziehen können. So rutschte der EM-Zweiten dann auch ein vielsagender Satz am Hallen-Mikrofon vor 3500 Zuschauern heraus: "Eigentlich soll ich ja nicht so schnell laufen, aber jetzt ist es passiert." Ein paar Fans hatten es längst geahnt. "ReKOKOrd" - das stand auf einem Stoffbanner in der Arena.

Quelle: ntv.de, Ulrike John und Ralf Jarkowski, dpa

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