Drama-Sieg im WM-Viertelfinale Deutsches Team kompensiert Schröders Katastrophenspiel
06.09.2023, 12:30 Uhr
Deutschland und Lettland liefern sich im Viertelfinale der Basketball-WM einen packenden Schlagabtausch - und das, obwohl Starspieler Dennis Schröder ein fürchterliches Spiel erlebt. Das Team kompensiert den Totalausfall, auch dank Rückkehrer Franz Wagner.
Erstmals seit der Ära Dirk Nowitzki stehen die deutschen Basketballer nach einem nervenzehrenden Kraftakt wieder in einem WM-Halbfinale und fordern nun Topfavorit USA heraus. Die Auswahl um den lange enttäuschenden Kapitän Dennis Schröder schlug Außenseiter Lettland im Viertelfinale von Manila/Philippinen mit 81:79 (36:34), am Freitag (14.40 Uhr, kostenfrei bei MagentaSport und im Liveticker bei ntv.de) gibt es im Duell mit dem fünfmaligen Weltmeister die erste von zwei Chancen auf die erträumte Medaille.
"Am Ende war es der Wille. Wir haben einfach als Team gut zusammen gekämpft", sagte Rückkehrer Franz Wagner bei MagentaSport. "Es war die ganze Zeit knapp." Andreas Obst sprach von einem "krassen Spiel, wir haben es uns auch selbst nicht leicht gemacht. Aber dass wir jetzt im Halbfinale stehen, ist ein geiles Gefühl." Das Duell mit den USA werde "ein Kampf". Bundestrainer Gordon Herbert war mit der Leistung nicht zufrieden. "Wir wussten, irgendwann kommt ein Stinker", erklärte er und nahm seinen Kapitän in Schutz. "Dennis ist auch nur ein Mensch."
Zum bislang letzten Mal stand Deutschland 2002 im Halbfinale, damals sicherte sich das Team um Turnier-MVP Nowitzki in Indianapolis/USA Bronze. Es winkt die zweite WM-Medaille der Geschichte, dazu noch am Mittwoch das Ticket für die Olympischen Spiele 2024. Verliert Slowenien am Nachmittag (14.30) im Viertelfinale gegen Kanada, fährt die deutsche Mannschaft nach Paris.
Wagners Comeback als Schub fürs Team
Schon vor dem Tip-off gegen Lettland gab es einen zusätzlichen Schub, Franz Wagner war endlich bereit für sein Comeback. Der NBA-Profi kehrte ins Aufgebot zurück, nachdem er wegen einer Knöchelverletzung vom Auftakt vier Spiele verpasst hatte. In der Startformation stand der 22-Jährige nicht, erneut begann Isaac Bonga. "Okinawa bedeutet nichts mehr. Wir starten wieder von null", betonte Bundestrainer Gordon Herbert mit Blick auf das erste K.o.-Spiel nach der erfolgreichen Vor- und Zwischenrunde, die der EM-Bronzegewinner ungeschlagen beendet hatte: "In keinster Weise wird das eine sichere Nummer."
Die deutsche Mannschaft war aber ohnehin gewarnt, schließlich hatte WM-Debütant Lettland im Turnierverlauf Frankreich sowie Titelverteidiger und Europameister Spanien geschlagen, dabei tritt der Favoritenschreck beim Turnier ohne seinen verletzten Starspieler Kristaps Porziņgis (Boston Celtics) an. Der Start verlief wie zuletzt holprig, besonders im Angriff. Von den ersten neun Würfen fiel nur einer, die Letten führten früh mit zehn Punkten Unterschied (13:3/7. Minute) - Herbert nahm eine Auszeit. Kurz zuvor war Wagner auf das Feld gegangen (5.), sein erster Dreier saß.
Die Bank springt wieder einmal ein
Wieder war es die Bank, die das deutsche Team zurück ins Spiel brachte. Moritz Wagner sorgte mit einem krachenden Dunk für die erste Führung (17:16/11.), auch Johannes Thiemann brachte in dieser Phase viel Energie und Punkte. Schröder war lange kein Faktor, traf rein gar nichts und ging nach neun Fahrkarten ohne einen Korberfolg in die Pause. Auch in der zweiten Halbzeit wurde es kaum besser. Am Ende standen gerade einmal vier erfolgreiche Würfe bei 26 (!) Versuchen. Davis Bertans von Oklahoma City Thunder, einziger NBA-Profi im Kader der Letten, hatte bis dahin vier von fünf Dreiern verwandelt.
Schröder gelangen die ersten Punkte zum 40:42, Rückkehrer Franz Wagner kam jetzt immer besser ins Spiel, doch es blieb in der Mall of Asia Arena eng. Die Führung wechselte hin und her. Anfang des Schlussviertels war es ein 8:0-Lauf in weniger als zwei Minuten, der den Favoriten auf die Siegerstraße brachte. Schröder (9 Punkte) blieb zunächst glücklos, stellte dann aber in der heißen Phase auf 79:69 (38.). Das DBB-Team um seinen starken Topscorer Franz Wagner (16 Punkte) wackelte danach bedenklich, Schröder traf falsche Entscheidungen, Bertans vergab in der Schlusssekunde den Wurf zum Sieg. Gegen die USA wartet nun der schwerstmögliche Brocken. Das mit NBA-Stars gespickte Team hatte Italien am Dienstag keine Chance gelassen (100:63).
Quelle: ntv.de, tno/sid