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Lee Evans stirbt nach Hirnschlag Eine Faust für die Gerechtigkeit

Lee Evans (mitte) protestierte bei den Olympischen Spielen 1968 in Mexiko gegen Rassendiskriminierung.

Lee Evans (mitte) protestierte bei den Olympischen Spielen 1968 in Mexiko gegen Rassendiskriminierung.

(Foto: imago/Horstmüller)

Dem ikonischen Protest gegen Rassendiskriminierung bei den Olympischen Spielen 1968 folgt ein weniger bekannter: Lee Evans reckt nach seinem Sieg über 400 Meter die Faust für Black Power in die Höhe - und erfährt ein anderes Schicksal. Nun ist Evans im Alter von 74 Jahren verstorben, aber sein Erbe lebt weiter.

400-Meter-Olympiasieger und -Weltrekordler Lee Evans ist tot. Der ehemalige Weltklasse-Leichtathlet aus den USA starb im Alter von 74 Jahren in der nigerianischen Metropole Lagos, teilte der nationale Verband USATF mit. Eine Woche zuvor hatte Evans, der immer noch als Trainer tätig war, dort einen Schlaganfall erlitten.

Der im kalifornischen Madera geborene Athlet schrieb 1968 bei den Olympischen Spielen in Mexiko-Stadt Geschichte: In 43,86 Sekunden gelang dem damals 21-jährigen Evans ein Meilenstein, er blieb als erster 400-Meter-Sprinter unter 44 Sekunden. "Ich war so müde, dass ich wusste, dass ich etwas getan habe, was ich noch nie zuvor getan habe", berichtete Evans einst gegenüber dem TV-Sender NBC Sports über die Sekunden nach seinem Rekordrennen für einen Film über die Spiele von 1968. "Ich war mir nicht sicher, ob ich gewonnen habe. Niemand hat mir gesagt, dass ich gewonnen habe, sie sagten nur: 'Lee, du Teufelskerl.' Ich fragte: 'Wer hat gewonnen?'"

"Wie Zirkuspferde, die man mit Erdnüssen belohnt"

Danach sorgte auch bei der Siegerehrung für Aufsehen: Wie zuvor seine Landsleute Tommie Smith und John Carlos bei der 200-Meter-Siegerehrung protestierte er gegen die Rassendiskriminierung in den USA: Evans, Mitglied des Olympic Project for Human Rights (OPHR), trug auf dem Podest eine schwarze Baskenmütze als Symbol der Black Panther und schwarze Strümpfe. Smith und Carlos, die beide für das gleiche College wie Evans liefen, waren nach ihrem berühmten und ikonischen Protest hart angegangen und von den Olympischen Spielen entfernt worden. In einer Erklärung teilten die beiden später unter anderem mit: "Solange wir machen, was die Weißen wollen, behandeln sie uns als gute Jungen. In Wirklichkeit aber halten sie uns für Zirkuspferde, die man mit Erdnüssen belohnt."

Evans wollte zunächst aus Protest seinen Lauf boykottieren, doch seine Laufkollegen sollen ihn davon überzeugt haben anzutreten. Vor dem Rennen habe ein Offizieller ihn gewarnt, nicht wie Smith und Carlos zu protestieren, da die Angst bestünde, das gesamte US-Team würde rausgeworfen werden, erzählte Evans einst. Den Moment des Sieges nutzte der 21-Jährige in Mexiko dann aber trotzdem für die erneute Demonstration von Widerstand und Black Power. Da die USA aber wohl noch auf den Sieg bei der 4x400-Meter-Staffel schielten, wurde Evans nicht nach Hause geschickt. Und tatsächlich gewann er anschließend auch Gold in dieser Disziplin.

Lee Evans' 400-Meter-Weltrekord wurde erst knapp 20 Jahre später, am 17. August 1988, durch seinen Landsmann Butch Reynolds (43,29 Sekunden) gebrochen. Der Kampf des Sprinters und Aktivisten gegen die Rassendiskriminierung und Polizeigewalt in den USA geht aber bis heute weiter, vor allem im Rahmen der Black Lives Matter-Bewegung nehmen daran auch viele Sportler teil.

Quelle: ntv.de, dbe

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