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Schach-Star heiratet in Oslo "Eiskönig" Magnus Carlsen bekommt schon wieder, was er will

Magnus Carlsen und Ella Victoria Malone.

Magnus Carlsen und Ella Victoria Malone.

(Foto: IMAGO/NTB)

Die ersten Tage des Jahres 2025 sind für Schach-Star Magnus Carlsen rauschhaft. In New York sorgt er bei einer WM für Schlagzeilen, in Norwegen heiratet er seine Partnerin. Die norwegische Presse ist begeistert, sein Sprecher auch. Weil er so erfolgreich ist, bekommt er einen Deal angeboten.

Schach-Großmeister Magnus Carlsen dominiert weiter die Schlagzeilen. Nur wenige Tage nach seinen reichlich bizarren Auftritten bei der Schnell- und Blitzschach-WM in New York hat der Superstar des Schachs seine Freundin Ella Victoria Malone geheiratet. Mit Fliege und Anzug schließt der 34-Jährige den Bund fürs Leben mit seiner acht Jahre jüngere Partnerin in der Holmenkollen Kapelle nahe Oslo. Wie atemlose norwegische Medien berichteten, trug Ella Victoria ein weißes Brautkleid mit Spitzenelementen an Hals, Armen und Dekolleté.

Nach der Zeremonie in der ursprünglich 1903 errichteten, 1992 von einer Black-Metal-Bande um Burzum-Gründer Varg Vikernes niedergebrannten und 1996 wiederaufgebauten Kapelle zog es die Hochzeitsgesellschaft in Begleitung eines Teams des Streaminganbieters Netflix in das Grand Hotel im Zentrum Oslos. Das 5-Sterne-Luxushotel gegenüber dem Storting, dem norwegischen Parlament, ist unter anderem dafür bekannt, dass dort die in Norwegen gekürten Friedensnobelpreisträger untergebracht werden.

Dazu dürfte es bei Carlsen in naher Zukunft kaum kommen. Der Norweger hatte seinen letztmals im Jahr 2022 gewonnenen WM-Titel im Schach gelangweilt niedergelegt. "Ich bin nicht motiviert, noch ein WM-Match zu bestreiten. Aus historischen Gründen wäre es interessant, aber es gäbe für mich nicht viel zu gewinnen", hatte Carlsen damals erklärt und seitdem trotzdem weiter für Schlagzeilen gesorgt.

Der Eklat in New York

Zuletzt war er in Begleitung von Malone bei der Schnell- und Blitzschach-WM in New York aufgetreten und hatte dort für Aufregung gesorgt. Erst zog er sich als Titelverteidiger nach einem Eklat um seine gegen die Kleiderordnung verstoßende Jeans vom Schnellschach-Turnier zurück. Als der Weltverband FIDE die Kleiderordnung für Carlsen angepasst hatte, nahm er in Jeans am Kampf um den Titel im Blitzschach teil.

Dort teilte er sich den Titel im Blitzschach mit dem Russen Jan Nepomnjaschtschi, indem beim Stand von 3,5 zu 3,5 nicht weitergespielt wurde. Daraufhin wurden Betrugsvorwürfe laut, wonach er ein Remis schon vor dem Finale und abseits des Spielbretts abgesprochen haben soll. Carlsen bestritt das. Er habe noch nie in seiner Karriere ein Unentschieden vereinbart, schrieb er auf X. Sein Intimfeind Hans Niemann meldete sich ebenfalls auf der Musk-Plattform und fluchte: "Die Schach-Welt ist offiziell ein Witz", schrieb der 21-jährige US-Amerikaner, der im Viertelfinale gegen Carlsen ausgeschieden war. "Ich kann nicht glauben, dass der offizielle Schach-Verband von einem einzigen Spieler kontrolliert wird, und das zum zweiten Mal in einer Woche. Es kann nur einen Weltmeister geben."

Der Pakt mit dem Regime

Wer so oft für Schlagzeilen sorgt, wer von Netflix begleitet wird, macht sich automatisch interessant für die großen Geldgeber des internationalen Sports der 2020er-Jahre. Carlsen auch. Kurz vor Weihnachten tauchte sein Name in einer Pressemitteilung der vom saudi-arabischen Staatsfonds PIF finanzierten Esports World Cup Foundation auf. Die gab am 17. Dezember eine Partnerschaft mit chess.com bekannt und verkündete, dass Online-Schach Teil der Esports-WM 2025 in Riad sein wird.

Schach-Star Carlsen wurde als globaler Botschafter verpflichtet und durfte Sachen sagen, die bei solchen Gelegenheiten gesagt werden. Die Partnerschaft sei eine unglaubliche Gelegenheit, ein neues Publikum für den Sport zu erschließen und auch die Esports-Community für Schach zu begeistern. Der Norweger schloss sich damit der wachsenden Flotte an Sport-Stars an, die für positive PR für das WM-Gastgeberland 2034 sorgen sollen. Cristiano Ronaldo, Rafael Nadal, ja sogar der in den USA spielende Lionel Messi sind in den vergangenen Jahren alle den Pakt mit Regime eingegangen.

Der norwegische Wintertraum

Sie alle sind Teil einer gigantischen Image-Kampagne für Saudi-Arabien. Das Königreich mit dem de-facto-Herrscher Mohammed bin Salman will sich so als Entertainment-Zentrale der Welt neu definieren. Kronprinz bin Salman will so die eigene, sehr junge Bevölkerung ruhig halten und gleichzeitig mit positiven Schlagzeilen von den kapitalen Menschenrechtsverletzungen ablenken, die unter anderem dazu notwendig sind, ein gesamtes Königreich in der Neuzeit zu platzieren. Für den Sport sind diese ohnehin keine Probleme, zahlt Saudi-Arabien doch längst viele Rechnungen im Boxen, im Fußball, im Golf und in so vielen anderen Sportarten.

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"Selbst die zunehmenden Menschenrechtsverletzungen in Saudi-Arabien - von der Unterdrückung abweichender Meinungen bis hin zu rekordverdächtigen Hinrichtungsraten - haben kaum Auswirkungen auf Sportligen, die am saudischen Goldrausch teilhaben wollen", schrieb der New-York-Times-Journalist Karim Zidan auf seinem Substack. Zidan hat in der Vergangenheit unter anderem die Verbindungen Messis zum Königreich offengelegt. Der womöglich beste Fußballer aller Zeiten lässt sich, knapp zusammengefasst, dafür bezahlen, dass er sich ausschließlich positiv über Saudi-Arabien äußert.

Als sich Carlsen und Malone nun nach der Trauung küssten und der Winter die Holmenkollen Kapelle in eine Zauberlandschaft hüllte, sagte Magnus Barstad, ein Sprecher des Paares, beim norwegischen Sender NRK: "Es ist vielleicht nicht mein Geschmack, alles einzufrieren, was man hat, aber der Eiskönig und die Eisprinzessin bekommen, was sie wollen." Das würde sogar Intimfeind Niemann unterschreiben. Doch auch der Eiskönig ordnet sich nun dem mächtigsten Kronprinzen der Welt unter. Auch Bin Salman bekommt am Ende immer das, was er will.

Quelle: ntv.de, sue

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