Deutsche Chancen bei der Ski-WM Ferstl rast in Kreis der Medaillenkandidaten
28.01.2019, 16:21 Uhr
"Ich kann ganz gut damit leben": Josef Ferstl.
(Foto: imago/Sammy Minkoff)
Die Chancen der deutschen Skirennfahrer auf ein erfolgreiches Abschneiden bei den Weltmeisterschaften in Schweden steigen zusehends. Einen nicht kleinen Anteil daran hat Josef Ferstl. Er nährt mit seinem sensationellen Sieg im Super G auf der Streif in Kitzbühel die Hoffnungen.
Eine Woche vor der alpinen Ski-WM haben sich die Aussichten des deutschen Teams massiv verbessert. Neben Viktoria Rebensburg, Kira Weidle, Stefan Luitz und Felix Neureuther ist nun auch Josef Ferstl ein Medaillenkandidat für die Titelkämpfe in Schweden. Der 30 Jahre alte Skirennfahrer hatte am Sonntag sensationell den Super-G auf der Streif in Kitzbühel gewonnen und es am Freitag in der Abfahrt auf Platz sieben geschafft. "Ich kann ganz gut damit leben. Was heißt Druck? Was habe ich zu verlieren, das ist wieder ein Tag X", sagte Ferstl mit Blick auf den WM-Super-G in Are am Mittwoch, 6. Februar.
Slalomspezialist Neureuther landete zwar in Kitzbühel nur auf Platz elf, hatte aber, wie er sagte, ein viel besseres Skigefühl als zuvor in Wengen und Adelboden. Vor dem Flutlicht-Slalom in Schladming an diesem Dienstag (ab 17.45/20.45 Uhr/BR und Eurosport) sieht er sich daher im Plan für die erhoffte Topform zum WM-Slalom am 17. Februar. "Es wird knapp, aber es geht sich, glaube ich, genau aus."
Ferstl kann sich bei der WM-Generalprobe in Garmisch-Partenkirchen am Wochenende wie im vergangenen Jahr Thomas Dreßen erstmals als Streif-Sieger den deutschen Fans zeigen. Alpinchef Wolfgang Maier sagte: "Keiner von uns hat von Ferstl jemals so eine gute Fahrt gesehen wie am Freitag die Abfahrt. Da hat er alles das nicht gemacht, für was er oft kritisiert wird." Am Sonntag legte Ferstl dann 40 Jahre nach dem zweiten Abfahrtssieg seines Vaters Sepp mit dem Sieg im Super-G nach. "Das hätte ja auch heute die WM sein können oder ein Olympiatag. Aber es ist Kitzbühel, megageil, es ist mir sehr, sehr, sehr viel wert", sagte er. "Ich muss echt sagen, es klingt krass, aber ich muss diesen Sieg über eine Medaille heben, weil einfach die Familienstory dahinter steckt."
"Es ist ja eine Megastory"
Wie die Neureuthers mit Vater Christian und Sohn Felix haben die Ferstls nun zusammen drei der berühmten Gämse als Trophäen für den Sieger eingesammelt und ab dem Sommer dann auch zwei Gondeln in der Hahnenkammbahn, die zum Start der Streif fährt. "Es ist ja eine Megastory, wie damals beim Felix auch", sagte Ferstl. Nach einem Winter voller Nackenschläge war der Sonntag auch für den Deutschen Skiverband ein Traumtag. "Für uns ich das ein brutaler Befreiungsschlag. Nach allem, was uns am Finger klebt in dieser Saison, ist das ein ganz besonderes Winning", sagte Maier.
Dreßen und Andreas Sander, die beiden stärksten Speedfahrer der vergangenen Saison, sind mit Kreuzbandrissen verletzt. Luitz hat neben der Sauerstoff-Affäre und dem juristischen Ringen um seinen ersten Weltcup-Sieg seit zwei Wochen eine ausgekugelte Schulter, die ihn Kraft kostet. Neureuther hatte seit seinem Kreuzbandriss schon mit einer Allergie, einem gebrochenen Daumen und einer Gehirnerschütterung zu kämpfen. Da ist ein Sonntag mit einem Sieg in Kitzbühel und einem dritten Platz wie dem von Weidle in der Abfahrt von Garmisch-Partenkirchen viel Wert für die Moral. Oder, wie es Weidle mit Blick auf ihre Chancen für die WM formulierte: "Ich bin gut in Form. Wenn ich das halten kann, glaube ich, dass wir alle viel Freude haben werden."
Quelle: ntv.de, Maximilian Haupt und Manuel Schwarz, dpa