Rennserie mit Existenzsorgen Formel-1-Legende verkauft DTM an den ADAC
02.12.2022, 17:05 Uhr
Die Meisterschaft 2022 gewann Sheldon van der Linde (BMW) vor Lucas Auer (Mercedes), René Rast (Audi), Mirko Bortolotti (Lamborghini) und Thomas Preining (Porsche).
(Foto: IMAGO/HochZwei)
Seit 1984 gibt es das Deutsche Tourenwagen Masters, zuletzt verliert sie an Bedeutung, deutsche Hersteller ziehen sich zurück. Der ehemalige Formel-1-Pilot Gerhard Berger versucht sich an der Rettung - und entscheidet sich nun zum Verkauf. Der ADAC übernimmt das "motorsportliche Kulturgut".
Die Zukunft der DTM ist gelb, das befürchtete Aus der Traditionsserie abgewendet: Der ADAC übernimmt die weltbekannte Marke DTM und wird künftig die erstmals 1984 ausgetragene Serie verantworten. Gerhard Berger, bis dato der starke Mann der DTM, spielt bei der Neuausrichtung keine Rolle mehr. "Keine Marke steht so für den deutschen Motorsport wie die DTM", sagte ADAC-Sportpräsident Gerd Ennser. Dem ADAC gehe es darum, "die DTM zu erhalten, denn sie ist motorsportliches Kulturgut. Sie genießt nicht nur in Deutschland, sondern auch im weltweiten Motorsport einen hervorragenden Ruf."
Die DTM werde ab dem kommenden Jahr "unter dem Dach des ADAC in ein neues Kapitel ihrer langen Geschichte starten", versprach Ennser - und erlöste damit zahlreiche Motorsportfans in Deutschland, die das Aus der DTM befürchtet hatten. Die DTM befand sich zuletzt in einer prekären Lage, aufgrund großer finanzieller Schwierigkeiten konnte die bisherige Dachorganisation ITR keine weitere Saison realisieren. Am Mittwoch, so berichteten mehrere Medien, sei es dann zum großen Knall gekommen. Das Aus der ITR GmbH zum Jahresende wurde bekannt gegeben.
"Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, die Grundlagen für die langfristige Zukunft der DTM zu schaffen", sagte Berger, der die Rechte mit seiner Berger Motorsport AG gehalten hatte: "Daher habe ich mich entschlossen, die Marke dem ADAC zu übergeben. Ich bin fest davon überzeugt, dass die Marke beim ADAC in den richtigen Händen ist."
Berger zieht die Konsequenzen
Am 8. Dezember sollen bei einer Pressekonferenz in München Fragen zur sportlichen Ausrichtung der DTM geklärt werden. Mögliche Punkte sind Format, Rennkalender und Teilnehmer oder auch die Zukunft des ADAC GT Masters. Der ADAC erklärte, er erwerbe die Marke DTM "auch mit dem Ziel, die Strukturen im deutschen Motorsport neu zu ordnen, Synergien im wirtschaftlichen Bereich zu schaffen und den Weg zu mehr Nachhaltigkeit im Motorsport konsequent weiterzugehen." Alle bisherigen Teilnehmer der DTM und des ADAC GT Masters sollen in der Saison 2023 "Möglichkeiten" erhalten, "sich auf den Plattformen des ADAC zu engagieren". Beide Serien setzten zuletzt auf GT3-Autos.
Das Deutsche Tourenwagen Masters (DTM) gibt es bereits seit 1984. Die DTM war lange Zeit dank der finanziellen Unterstützung der großen Hersteller abgesichert und fuhr mit deutlich teureren Class-One-Autos. Nach dem Ende dieser Ära und dem werksseitigen Rückzug von Audi und BMW schwenkte die DTM zur Saison 2021 auf günstigere GT3-Autos um - und trat damit in direkte Konkurrenz zum ADAC GT Masters.
Von beiden Parteien gab es verbale Seitenhiebe, einige Fahrer und Teams versuchten, in beiden Serien zu starten. Dies war aufgrund einiger Überschneidungen im Rennkalender aber nur bedingt möglich. Einen Ausweg mit Perspektive bot der Umstieg auf GT3 für die DTM nicht, weiter produzierte die Serie zu hohe Kosten und fuhr nicht wirtschaftlich. Berger, 210-facher Grand-Prix-Starter in der Formel 1, zehnfacher Rennsieger und zweimal WM-Dritter, zog letztlich die Konsequenzen.
Quelle: ntv.de, tsi/sid